Kaufkraft in Tschechien sinkt: Inflation 2012 höher als Lohnerhöhungen
In der Vorweihnachtszeit schauen viele Menschen etwas genauer in ihren Geldbeutel. Denn man will ja wissen, wie viel man für Geschenke und Weihnachtseinkäufe ausgeben kann. Einem aktuellen Zahlenwerk des tschechischen Statistikamts zufolge sollte es hierzulande mehr sein als im vergangenen Jahr. Der Grund: Nominell sind die Löhne in Tschechien im dritten Quartal im Jahresvergleich um 1,4 Prozent gestiegen. Der Durchschnittslohn liegt nun bei umgerechnet 970 Euro. Doch die Inflation lag bei 3,3 Prozent, so dass reell die Löhne gesunken sind.
„Es ist immer noch das Gleiche: Etwas mehr als zwei Drittel der tschechischen Arbeitnehmer erhalten nicht den Durchschnittslohn. Ihr Lohn liegt zum Teil weit unterhalb der erwähnten 24.500 Kronen.“
Und dieser monatliche Betrag – also umgerechnet 970 Euro – wird auch nicht im ganzen Land gezahlt. Im „Armenhaus der Republik“, dem Kreis Karlovy Vary / Karlsbad, werden im Schnitt nur 825 Euro verdient, in Prag hingegen 1245 Euro im Monat. Die tschechische Hauptstadt hat auf der anderen Seite aber auch die mit Abstand höchsten Lebenshaltungskosten, so dass auch die Prager kein allzu dickes Portemonnaie haben. Die Ausnahme bilden lediglich einige Berufsgruppen, die zu den hiesigen Top-Verdienern zählen. Petr Dufek:„Die höchsten Gehälter werden gewöhnlich im IT-Bereich gezahlt. Hier steigen sie auch mit am schnellsten, das Monatsgehalt bewegt sich derzeit um die 46.000 Kronen. Die Zweiten in der Rangfolge sind die Angestellten im Bank- und Versicherungswesen, die momentan auf durchschnittlich 45.600 Kronen kommen.“
Zu den Besserverdienenden in Prag zählen zudem die hier arbeitenden Politiker und einige Beamte. Es gibt natürlich auch eine ganze Schar von Leuten, deren Lohntüte nur spärlich gefüllt ist:„Am unteren Ende der Lohnskala befinden sich die Beschäftigten im Hotelwesen und in der Gastronomie. Hier werden Monatslöhne von durchschnittlich nur 13.000 Kronen gezahlt. Ein nicht geringer Teil der Löhne in dieser Branche wird zudem noch als Bargeld im Briefumschlag überreicht“, so Dufek.
Es ist kein Geheimnis, dass die Hotel- und Gastronomiebranche gerade im Winterhalbjahr immer wieder Fachkräfte entlässt und dafür Studenten einstellt. Auch das trägt zum Schrumpfen des Lohndurchschnitts bei. Außerdem hat die latente Rezession in Tschechien dafür gesorgt, dass die Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft diesmal schon froh sein durften, wenn ihnen wenigstens eine kleine Lohnerhöhung gewährt wurde, ergänzt Dufek:„Im dritten Quartal stand der öffentliche Sektor etwas besser da – den hier Angestellten wurden rund 550 Kronen mehr ausgezahlt. Im privaten Sektor aber betrug die Lohnsteigerung gerade einmal 300 Kronen.“
Monatlich 22 beziehungsweise 12 Euro mehr als vorher haben die tschechischen Arbeitnehmer also von Juli bis September erhalten. Ob dieses Zubrot aber dazu angetan ist, bei den jetzigen Weihnachtseinkäufen so richtig zuzuschlagen, erscheint eher fraglich.