Kein Weihnachten ohne Jakub Rybas "Böhmische Hirtenmesse"

J. J. Ryba-Museum in Rozmital

In Böhmen gilt sie als die Weihnachtsmesse schlechthin und erfreut sich dort seit ihrer Entstehung vor über 200 Jahren größter Beliebtheit. Die Rede ist von der "Böhmischen Hirtenmesse" von Jakub Jan Ryba. Sie gilt als ein wichtiges Symbol der tschechischen Weihnacht, ihr Stellenwert lässt sich in etwa mit Bachs Weihnachtsoratorium in Deutschland vergleichen.

Fast jeder Tscheche kennt die jubelnden Melodien von Rybas Böhmischer Hirtenmesse. "Meister schau! Steh schnell auf! Sieh nur, welche Pracht leuchtet in der Nacht, wie das Firmament plötzlich glühend brennt!" So berichtet ein junger Hirte vom Weihnachtszauber. Mit traditioneller Messenkomposition hat das Werk aber nur wenig gemein. Es handelt sich eher um ein Hirtenspiel, das an Weihnachten stattfindet. Das frohe und von Optimismus geprägte Werk besticht vor allem auch durch seine profane und einfache, verständliche Sprache.

J. J. Ryba-Museum in Rozmital
Der Komponist Jakub Jan Ryba, ein Zeitgenosse und Bewunderer Mozarts, wird 1765 in Prestice geboren. In Prag widmet er sich neben seinen Musikstudien der Philosophie. Eigentlich will er Priester werden, doch die schwierigen Verhältnisse der Familie zwingen ihn zum Studienabbruch. Wie sein Vater wird er schließlich Lehrer-Kantor, heiratet und hat 13 Kinder, von denen nur sechs am Leben bleiben. Aufgrund ständiger Existenzsorgen und Schwierigkeiten mit der kirchlichen Obrigkeit und den Schulbehörden isoliert er sich immer mehr von der Gesellschaft und wird in die Einsamkeit getrieben. Sein berühmtes Werk, die Böhmische Hirtenmesse, entstand im Jahr 1796 in Rozmital pod Trensinem / Rosenthal, an dem Ort, an dem sich der Komponist 19 Jahre später, 1815, das Leben nehmen sollte.

Obwohl das Schaffen Rybas erst seit der Samtenen Revolution 1989 wieder verstärkt ans Tageslicht geholt wird, konnten selbst die Jahre der kommunistischen Unterdrückung der Hirtenmesse nichts anhaben. Messen wurden aufgrund der antikirchlichen Haltung der Kommunisten kaum gespielt, in den Weihnachtsgottesdiensten konnte man die Böhmische Hirtenmesse aber trotzdem regelmäßig erleben. Und heutzutage erfreut sie sich in Tschechien nach wie vor größter Beliebtheit. In Prag trifft sich alljährlich kurz vor dem Heiligen Abend die musikliebende Bevölkerung zu Hunderten auf der Kampa-Insel, um dort diese volkstümliche Messe im Freien zu singen und zu musizieren.