Klimaschutz: Umweltbewusstes Autofahren soll in Tschechien belohnt werden

Skoda Superb

Eine neue Kampagne versucht die tschechischen Autofahrer dazu zu bewegen, ihre bisherigen Fahrgewohnheiten zu ändern und beim Drücken auf das Gaspedal auch die wirtschaftlichen Kosten sowie den Einfluss auf die Umwelt im Auge zu behalten.

Alle Jahre wieder zeichnet sich während der ersten warmen Frühlingstage an den Benzintankstellen das gleiche Bild ab: Je schöner das Wetter wird und je näher die touristische Hauptsaison heranrückt, desto stärker steigen die Preise für Benzin und Diesel. Laut Wirtschaftsforschern ist es gegenwärtig vor allem dem starken Wert der tschechischen Krone gegenüber dem US-Dollar zu verdanken, dass beim Preis für die gängigste Benzin-Sorte Natural 95, also Super bleifrei, bislang keine neuen psychologischen Schallmauern durchbrochen wurden.

Eine vor kurzem gestartete Kampagne möchte die steigenden Preise für Treibstoff zum Anlass nehmen, die Autofahrer in Tschechien zu einer Sprit sparenden Fahrweise zu animieren. Positiver Nebeneffekt des Ganzen wäre auch die Verringerung des CO2-Ausstoßes - dem Hauptverursacher für den so genannten Treibhauseffekt.

Getragen wird die Kampagne von einer Prager Nichtregierungsorganisation - dem Zentrum für effiziente Energienutzung, dessen Sprecher Tomás Vorisek die Motive und Hintergründe der Kampagne erläutert:

"Die Kampagne, die unter der Bezeichnung ´Wir suchen Autofahrer der A-Klasse´ läuft, ist vom Verkehrsministerium initiiert worden und ist Bestandteil einer breiteren gesamteuropäischen Kampagne. Das Ziel ist in allen Ländern das gleiche, nämlich Sprit sparendes Autofahren zu fördern. Tschechien hat sich daran mit dem Projekt Ecodriving beteiligt. Koordiniert wird das Ganze von der nationalen niederländischen Energieagentur, die in diesem Bereich über zahlreiche Erfahrungen verfügt und deshalb von der Europäischen Kommission beauftragt wurde ein Konzept für diese Kampagne auszuarbeiten. Unsere Vereinigung wurde als Partner in Tschechien ausgewählt, und wir sind nun an der Verwirklichung der Kampagne für ein wirtschaftliches Autofahren in Tschechien beteiligt."

Läuft die Kampagne zeitgleich in allen europäischen Ländern, oder wurde sie nur in Tschechien gestartet? Tomás Vorisek:

"Die Tschechische Republik ist hier der Zeit ein wenig voraus, weil die Kampagne in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union offiziell später gestartet werden soll, und zwar erst zu Beginn der touristischen Hauptsaison im Juli. Die tschechische Kampagne für eine wirtschaftliche Fahrweise ist auch ein wenig spezifisch, weil wir hierzulande für die Grundsätze von wirtschaftlichem Fahren mit Hilfe einer Kennzeichnung werben wollen, die die Verbraucher bereits vom Kauf elektrischer Küchengeräte kennen. Beim Kauf eines Kühlschranks hat man ja die Wahl zwischen einem Energie schonenden Gerät der Klasse A oder weniger effizienten Geräten. In einer ersten Phase soll diese Kampagne die Pkw-Fahrer ansprechen. In einer zweiten wollen wir uns dann mit unseren Schulungen und Kursen auch auf die Lkw- und Busfahrer konzentrieren."

Das Auto ist in Tschechien, wie in allen früheren kommunistischen Ländern, in den vergangenen Jahren für viele zu einem wichtigen Statussymbol geworden. Je größer der Hubraum und je dicker die Reifen, desto mehr Aufmerksamkeit ist dem Fahrer sicher. Auch die Preissprünge bei Benzin und Diesel in den vergangenen Jahren haben entgegen der Erwartungen einiger Experten bei den meisten Autofahren nicht zu einem Umdenken bei der Fahrweise oder zu einem häufigeren Verzicht auf das Auto geführt.

Es lässt sich also annehmen, dass die potentiellen Teilnehmer der Kampagne vor allem aus dem Bereich jener Autofahrer kommen, die entweder eine "grüne Ader" haben oder die von Natur aus gerne ihre Fähigkeiten als Autofahrer mit anderen messen.

Werden die Teilnehmer am Jahresende für ihre Bemühungen irgendwie belohnt - etwa mit Sachpreisen? Tomás Vorisek:

"Wir wollten das kombinieren, indem wir auf der einen Seite den tschechischen Fahrern einen Spiegel vorhalten wollen, wie wirtschaftlich oder nicht wirtschaftlich sie mit ihrem Auto unterwegs sind und wie viele Abgase dadurch erzeugt werden. Das Wichtigste ist aber, dass die Fahrer einsehen, dass jeder einzelner von ihnen mit seiner Fahrweise den CO2-Ausstoß auch beeinflussen kann. Um eine positive Motivation für die teilnehmenden Fahrer herzustellen, haben wir eine Reihe von Partnern für diese Kampagne gewinnen können, die dieses Anliegen unterstützen. Dank dieser Partner stehen für die besten Fahrer attraktive Sachpreise bereit, wie zum Beispiel zusätzliche Bonuspunkte bei bisher laufenden Treueprogrammen oder Ermäßigungen beim Ankauf von neuen Reifen. Mit dem tschechischen Autohersteller Skoda laufen noch Verhandlungen darüber, dass die erfolgreichsten Fahrer bestimmte Artikel von Skoda ermäßigt kaufen können, und zwar in den offiziellen Verkaufsstellen des größten Autoherstellers des Landes."

In einer Reihe westeuropäischer Länder gehören Kurse wirtschaftlichen Fahrens bereits seit langem auf die Lehrpläne der Fahrschulen. Bieten auch die tschechischen Fahrschulen solche Kurse an? Dazu Tomás Vorisek von der Kampagne "Wir suchen Autofahrer der A-Klasse":

"Die Lage bei uns ist ein wenig komplizierter, weil die meisten Fahrschulen sich auf dem freien Markt einem großen Druck ausgesetzt fühlen. Der Umfang des Lehrstoffs in den Fahrkursen ist bereits heute schon so groß, dass es praktisch keine Möglichkeit gibt, noch zusätzlich ein paar Lektionen über Maßnahmen für eine wirtschaftliche und umweltbewusste Fahrweise aufzunehmen. Auch wir wollten unsere Kampagne zunächst auf die Fahrschulen konzentrieren, weil diese gleich zu Beginn maßgeblich die Fahrgewohnheiten der Fahrer prägen können. Das war aber nicht möglich, und so haben wir versucht, auf eine andere Weise den Weg zu den Fahrern zu finden. Die Zielgruppe sind jetzt vordergründig Autofahrer, die bereits über eine gewisse Erfahrung verfügen und die wirtschaftliches Fahren auch als eine Kostenfrage verstehen. Wir wollen eine Art Netzwerk unter Menschen bilden, die Interesse haben, ihre bisherige Fahrweise zu ändern. In der zweiten Jahreshälfte wollen wir unsere Aufmerksamkeit auf die Fahrer von Lkws richten und einen Katalog von Maßnahmen ausarbeiten, die für diesem Typus von Autofahren akzeptabel und in der Praxis realisierbar sind."

Welche Erwartungen hat das Zentrum für eine effiziente Energienutzung bezüglich der Teilnehmerzahl an der jüngsten Autofahrer-Kampagne? Ab wann kann man von einem Erfolg sprechen? Dazu abschließend noch einmal Tomás Vorisek vom Zentrum für effiziente Energienutzung:

"Wir haben die Kampagne am 20. April im Rahmen der Automesse in Prag-Letnany ins Leben gerufen, wobei die Reaktionen sehr positiv waren. Innerhalb von drei Tagen haben sich mehr als 150 Autofahrer vor Ort die Grundsätze von wirtschaftlichem und umweltbewussten Autofahren erklären lassen. Ein Großteil davon hat sich sofort auch für den Wettbewerb registriert, der die ganze Kampagne begleitet. In diesem Jahr würden wir gerne an die 1000 Autofahrer aufklären. Über unsere Homepage wollen wir auch allen anderen die Möglichkeit geben, sich der Kampagne anzuschließen und im gewöhnlichen Autoverkehr die Grundsätze wirtschaftlichen Fahrens anzuwenden, damit sie zu Fahrern der A-Klasse werden."