"Machen wir einen Deal!" - Kampagne gegen Alkoholkonsum zum dritten Mal
"Domluvme se!", auf Deutsch etwa: Machen wir einen Deal. Ein Projekt, das Anfang Juni bereits zum dritten Mal offiziell gestartet wurde. Die Projektträger sind auch diesmal das Verkehrsministerium, beteiligt durch seine Abteilung für Sicherheit im Straßenverkehr, bekannt unter dem Kürzel BESIP, die Vereinigung verantwortungsbewusster Spirituosenhersteller - Forum PSR, die Bürgerinitiative verantwortungsbewusster Bierbrauereien und die EU. Der 3. Jahrgang des Projektes hat auch seinen Schirmherrn - den Senatsvorsitzenden Premysl Sobotka. Alle Beteiligten haben sich ein hohes Ziel auf die Fahne geschrieben. Mehr erfahren Sie im nun folgenden Forum Gesellschaft. Am Mikrophon ist Jitka Mladkova:
"In der Alterskategorie der Autofahrer zwischen 15 und 25 Jahren ist es in der Tat ein großes Problem. Sie verursachen insgesamt zwar nur 5,4 Prozent aller Autounfälle, doch an den Unfällen, die als Folge von Alkoholkonsum entstanden, sind die jungen Menschen schon mit 24 Prozent beteiligt."
Als Ursache dieser Düsteren Bilanz sieht Ambrozova mangelndes Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen - sich selbst gegenüber, aber auch in Bezug auf Personen, zumeist Freunde, mit denen sie Diskotheken besuchen. Letzten Endes zeigen sie dieses Verhalten auch gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Welche Gelegenheiten gelten als besonders risikoreich?
"Generell kritisch ist meiner Meinung nach die Samstagnacht und der darauf folgende Sonntag. Die meisten Verkehrsunfälle ereignen sich eben nachts oder in den frühen Morgenstunden. Man hat Hemmungen verloren und die Folgen sind dann katastrophal."
Junge Menschen, die zu verschiedenen Unterhaltungsveranstaltungen mit dem Auto fahren, sind also die Zielgruppe der Kampagne "Domluvme se". Der Aufruf zur Vereinbarung, den sie in ihrem Titel trägt, zielt darauf ab, dass sie untereinander ausmachen sollen, wer am jeweiligen Abend kein Alkohol trinken wird und die anderen heil nach Haue bringt. Das Konzept sieht einfach aus, seine Umsetzung kostet allerdings viel Mühe. Aufmunternd soll auch das Projektlied wirken: "Dej bacha!", gib acht!
Einer der Projektpartner ist auch das "Forum PSR". Das Kürzel "PSR" steht für "Pij s rozumenm", auf Deutsch "Trink mit Vernunft". Diese Nonprofit-Organisation wurde vor vier Jahren von bedeutenden tschechischen Alkohol-Herstellern und -Vertreibern gegründet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die durch übermäßigen Alkoholkonsum verursachten Schäden durch verschiedene Aktivitäten zu mindern. Eine von ihnen ist die Unterstützung des Projektes "Domluvme se". Der Leiter des Forums, David Binar:
"An einem Abend keinen Alkohol zu trinken und die Verantwortung zu übernehmen, ist keine Schande. Im Gegenteil. Es ist lobenswert."
Na ja, leicht gesagt, schwer getan. Gerade davon muss man junge Andersdenkende überzeugen. Martin Gebauer ist einer, der sich in diesem Sinne engagiert. Mit einem Promo-Team besucht er Konzerte, verteilt Flugblätter und prüft auch den Alkohol im Blut, nur bei den Freiwilligen natürlich:
"Zur Verfügung stehen uns dieselben Geräte, die auch von der Polizei verwendet werden. Unsere Hostessen bieten Konzertbesuchern an, sich den aktuellen Alkoholspiegel im Blut messen zu lassen. Mit der Anwendung der einfachen Mathematik können sie dann leicht berechnen, wie lange sie sich nicht ans Steuer setzen sollten. Oder noch anders, und darauf ist die Kampagne "Machen wir einen Deal".begründet: Derjenige, der sich nach dem Konzertschluss als "sauberer" Fahrer deklariert und dem bei einer Atemprobe 0,0 Promille Alkohol im Blut nachgewiesen werden können, bekommt von uns ein T-Shirt und ein kleines Geschenk."
Und es wird natürlich auch über den Sinn der Aktion diskutiert. Am Projekt beteiligen sich auch zwei bei jungen Tschechen besonders beliebte Gruppen: Divokej Bill und Chinaski. Die erstgenannte war schon voriges Jahr dabei, als ihre Konzerte von insgesamt 130.000 Fans besucht wurden. Im diesjährigen Sommer gibt Divokej Bill 14 Open-Air- Konzerte. Im Herbst steigt die Band Chinaski mit insgesamt 15 Hallenkonzerten ins Projekt ein. Nach den ersten vier Konzerten im Juni wurde schon mal Bilanz gezogen. Martin Gebauer:
"Zu den Konzerten kamen siebeneinhalbtausend Besucher. Die Zahl der Atemproben, die wir durchgeführt haben, belief sich auf etwa 700. Davon haben 255 Autofahrer die Null gepustet."
Die zweitwichtigste Idee der Antialkoholkampagne für junge Autofahrer lautet: "Setz dich zu niemandem ins Auto, der unter Alkoholeinfluss steht."Auch die Hostess Oxana verteilt Flugblätter bei Konzerten. Wie ist die Resonanz?
"Die Leute haben Spaß daran. Viele laufen uns ständig hinterher, lachen und wollen sich freiwillig einer Atemprobe unterziehen. Ich glaube, man freut sich darauf."
Und wie ist es um denjenigen bestellt, der sich für die anderen sozusagen "aufopfert" und nichts trinkt? Findet er Unterstützung bei seinen Freunden?
"Ich glaube schon. Ich denke, die Leute verstehen es, dass sie sich durch ihre Unterstützung nicht lächerlich machen."
Die "Domluvme se" - Kampagne 2007 läuft noch bis Dezember. Bis dahin bleibt noch viel Zeit zum Hoffen und Bilanzieren. Die Bilanz der Verkehrsunfälle am ersten Juni-Wochenende, an dem sie gestartet wurde, hat in der Statistik eine Rekordhöhe erreicht: 14 Menschen sind an zwei Tagen ums Leben gekommen, 32 haben sich schwer verletzt. Die Mehrheit von ihnen waren Jugendliche.