Konferenz zum "verschwundenen Erbe der Kulturgüter"
In der mährischen Metropole Brno / Brünn wurde am Donnerstag eine zweitägige internationale Konferenz mit dem Titel "Das verschwundene Erbe der Kulturgüter" eröffnet. Was es damit auf sich hat, und welche Ziele die Konferenz sich selbst steckt, das erfahren sie im folgenden Beitrag von Gerald Schubert:
"Dokumentation, Identifikation und Restitution von Kulturgütern an die Opfer des Zweiten Weltkriegs" heißt es im Untertitel des Symposiums, das am Donnerstag und Freitag in der Mährischen Galerie des Kunstgewerbemuseums Brünn stattfindet. Damit ist im Wesentlichen erklärt, was die Konferenz zum Inhalt hat: Das Aufspüren und die Rückgabe geraubter Kunstgegenstände, mehrheitlich aus jüdischem Eigentum. Welche Ziele aber werden nun konkret von der Tagung verfolgt, zu der hochkarätige Experten aus vielen europäischen Ländern sowie aus Russland und den USA angereist sind? Radio Prag hat mit Pavel Jirasek, dem Direktor der Abteilung zum Schutz beweglichen Kulturerbes der Museen und Galerien im Kulturministerium gesprochen, der an der Konferenz maßgeblich beteiligt ist. Zunächst wollten wir wissen, in welcher Form sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Tagung dann auch in die Praxis umsetzen lassen. Wie ist hierzulande auf dem Feld des Transfers von Kulturgütern von Opfern des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs überhaupt der Stand der Dinge? Pavel Jirasek:
"In der Tschechischen Republik sind diese Mechanismen im Wesentlichen bereits geregelt. Wir waren eines der ersten Länder, in dem man sich systematisch mit der Rückgabe dieser Gegenstände befasst hat. Und diese Restitutionen finden auch nach wie vor statt. Im Jahr 2000 wurde ein spezielles Gesetz verabschiedet, das die Rückgabe all jener Gegenstände ermöglicht, die nicht gleich nach dem Krieg und auch nicht in der ersten Restitutionswelle Anfang der neunziger Jahre zurückerstattet wurden."
Die Einleitungsrede hielt der ehemalige Justizminister und jetzige Vorsitzende des Verfassungsgerichtes Pavel Rychetsky, der eine führende Persönlichkeit bei der Initiierung von Forschung und legislativer Praxis in dem betreffenden Bereich war. Im Laufe der beiden Konferenztage stehen noch diverse Expertenreferate und Diskussionen auf dem Programm. Und was soll dann, aus internationaler Sicht, am Ende der Konferenz stehen? In welcher Form sollen die Schlussfolgerungen letztlich verarbeitet werden? Pavel Jirasek:
"Die Ergebnisse der Konferenz werden natürlich veröffentlicht. Hauptsächlich handelt es sich um einen Informationsaustausch zwischen Fachleuten aus den verschiedenen Ländern. Und bestimmt wird man auch neue Formen der Zusammenarbeit suchen, eine bestimmte Form der Vernetzung zwischen den einzelnen Institutionen, um den Informationsaustausch künftig noch besser zu machen, damit die angestrebten Ziele erreicht werden können. Das heißt: Den Eigentumstransfer in den einzelnen Ländern zu dokumentieren und auf dieser Grundlage das Eigentum dann auch physisch rückzuerstatten."