Bedingungen für Lockerungen im tschechischen Kulturbetrieb weiter unklar

Die Corona-Zahlen in Tschechien gehen kontinuierlich zurück, schrittweise treten Lockerungen in Wirtschaft und Schulbetrieb in Kraft. Für den Besuch von Konzerten oder Theatern hingegen sollen laut Gesundheitsministerium weiterhin strenge hygienische Vorgaben gelten. Kulturminister Zaorálek kritisiert dies als diskriminierend.

PCR-Teste | Foto: Václav Šálek,  ČTK

Geht es nach Gesundheitsminister Petr Arenberger (parteilos), können Kulturveranstaltungen in Tschechien demnächst nur besucht werden, wenn zuvor ein PCR-Test absolviert wurde. Die Auslastung der Zuschauerkapazitäten soll sich zudem nach der Impfrate im Land richten. Im Mai könnten demnach 20 Prozent der Tickets verkauft werden, im Juni dann 30 Prozent und so weiter.

Diesen Plan bezeichnete der Kulturminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) gleich bei der Vorlage am Montag als inakzeptabel. Er sehe sein Ressort gegenüber anderen Lebens- und Wirtschaftsbereichen benachteiligt, sagte er vor Journalisten:

„Meiner Meinung nach wäre es absolut unfair, wenn nur in der Kultur mögliche Veranstaltungen von PCR-Tests abhingen. Hier stellt sich die einfache Frage, wer das bezahlen soll. Ich möchte nicht, dass es Kultur nur für Reiche oder ältere Geimpfte gibt.“

Lubomír Zaorálek | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Wie der Minister ergänzte, erfordere der tschechische Plan für die Lockerungen eine wesentlich bessere epidemiologische Lage, als dies in anderen Ländern notwendig sei. In Frankreich oder Österreich würden sich die Regeln für die Kultur bereits deutlich entspannen, so Zaorálek.

Gesundheitsminister Arenberger äußerte sich daraufhin beschwichtigend. Er setzt demnach auf einen Kompromiss:

Petr Arenberger | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

„Dies alles ist Gegenstand von Verhandlungen, die weiter mit den Epidemiologen geführt werden für die Bereiche Kultur und Sport sowie für weitere Tätigkeiten. Es ist noch alles offen und befindet sich in der Phase der Diskussion. Ziehen wir also bitte keine voreiligen Schlüsse.“

Im Spiel seien dabei immer noch die kostengünstigeren Antigen-Tests, ergänzte Arenberger. In beiden Fällen würden sich die geringen Zuschauerzahlen aber für Veranstalter finanziell nicht lohnen, gab Zaorálek weiter zu bedenken.

Schauspieler des „Činoherní studio“ | Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Im Stadttheater von Ústí nad Labem / Aussig hingegen wäre man schon froh, vor einem kleinen Publikum spielen zu können. Am Dienstag fand dort ein Happening statt, bei dem die Schauspieler des „Činoherní studio“ tanzend und musizierend durch die Straßen zogen. Damit wollten sie auf die derzeitige unsichere Lage von Kultureinrichtungen aufmerksam machen. Theatersprecher Petr Kuneš erläuterte gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Eines der bedauerlichsten Dinge ist, dass wir wirklich nicht wissen, wann wir wieder spielen können. Keiner will uns dazu etwas sagen, als ob man sich davor fürchtete. Uns würde es schon reichen, wenn wir draußen vor 120 Menschen auftreten könnten. Darauf sind wir vorbereitet.“

Covid-Pass | Quelle:  Europäische Kommission

Minister Zaorálek hat zwar mit Vertretern der Kulturlandschaft ein zügigeres Konzept zur Wiederbelebung ausgearbeitet. Demnach könnten ab 17. Mai bereits Open-Air-Veranstaltungen mit bis zu 1000 Zuschauern stattfinden, und zwar auf Grundlage des sogenannten Covid-Passes. Mit dieser Telefon-App könnte man entweder eine Corona-Impfung, eine überstandene Covid-19-Erkrankung oder einen maximal 72 Stunden alten Antigen-Test nachweisen. Die Pläne von Gesundheitsminister Arenberger lassen dies aber bisher nicht zu.

Das Regierungskabinett hat vor etwa zwei Wochen einen allgemeinen Plan zu den Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen vorgestellt. Er enthält sechs sogenannte Pakete, die bei bestimmten Werten der Sieben-Tage-Inzidenz in Kraft treten. Nach Einschätzung von Zaorálek könnte der Kulturbetrieb danach erst im Herbst wieder voll aufgenommen werden. Bis dahin würden sich die Kompensationszahlungen des Staates jedoch auf 1,5 Milliarden Kronen (58 Millionen Euro) erhöhen, warnte der Minister.