Kontakte zur Unterwelt? Telefonmitschnitte belasten Chef der Sicherheitsbehörde

Jan Mares (Foto: CTK)

Die Nationale Sicherheitsbehörde NBU ist in Tschechien die Institution, die unter anderem den Zugang zu sensiblen Daten des Staates kontrolliert und die Vertrauenswürdigkeit der hohen Funktionsträger in Politik und Verwaltung überprüft. Eine höchst sensible Aufgabe also. Ausgerechnet der Leiter dieser Behörde steht nun im Verdacht, mit einer Gruppe von Konkursbetrügern in enger Verbindung zu stehen. Näheres dazu von Thomas Kirschner.

Jan Mares  (Foto: CTK)
Der Gruppe um den Richter Jiri Berka und den Juristen Vladislav Vetrovec wird vorgeworfen, die Konkursverfahren mehrerer tschechischer Großbetriebe zu ihrem Vorteil manipuliert zu haben. Der Gesamtschaden: mehr als 450 Millionen Kronen, rund 15 Millionen Euro. Am Wochenende veröffentlichte nun das tschechische Fernsehen Mitschnitte von Telefongesprächen, die auf enge Kontakte zwischen Vetrovec und dem Leiter der Nationalen Sicherheitsbehörde NBU Jan Mares schließen lassen. Der hat die Vorwürfe umgehend dementiert:

"Ich weise entschieden jegliche Spekulationen darüber zurück, dass ich mit strafbaren Handlungen von Herrn Vetrovec oder irgendwelchen anderen Personen in Verbindung stehe. Als ich mit Herrn Vetrovec in Kontakt stand, war er Prorektor der privaten Karel-Englis-Hochschule in Brünn, und ich hatte keine Informationen darüber, dass es sich bei ihm um eine nicht vertrauenswürdige Person handeln könnte, oder gar um jemanden, gegen den eine Strafverfolgung vorliegt."

Präsident Vaclav Klaus
In den mitgeschnittenen Telefonaten ist unter anderem die Rede von einer historischen Uhr, die Mares aus dem Umfeld der Berka-Bande als Geschenk erhalten sollte. Nach Berichten des Tschechischen Fernsehens hat Mares mit Vetrovec außerdem darüber gesprochen, wie man Kontakte zur Kanzlei des Präsidenten anknüpfen könnte. Eine befriedigende Erklärung dafür blieb Mares bislang schuldig. Präsidentensprecher Petr Hajek betonte, dass es keine Verbindung von Präsident Vaclav Klaus zu dem Fall gebe:

"Den einzigen Anteil, den der Präsident an der Causa um Jiri Berka hatte, ist gemäß seinem Amt die Freigabe von des Richters Berka für die Strafverfolgung. Alle anderen Behauptungen sind lügenhaft."

Premierminister Jiri Paroubek hat Mares aufgefordert, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe umgehend zu entkräften. Mares schließt inzwischen auch seinen Rücktritt nicht mehr aus. Ob es dazu kommen wird, ist fraglich: Im Allgemeinen wird damit gerechnet, dass der Premier den Chef der Sicherheitsbehörde bereits in der Kabinettssitzung am Mittwoch abberufen wird.