Korruption in Tschechien: Immer neuere Blüten kommen ans Licht
Wo große Gelder fließen, sind oft Betrug und Korruption leider auch nicht weit. Die Tschechische Republik macht da in ihrem 15. Jahr nach der Wende ebenso keine Ausnahme. Doch was gerade in den zurückliegenden Tagen und Wochen in dieser Hinsicht an brisanten Details an die Oberfläche kommt, das lässt schon aufhorchen. Lothar Martin gibt einen kleinen Überblick:
"Die Fragen waren äußerst unangenehm, und auch wenn ich die ganze Zeit davon gesprochen habe, dass ich die Wahrheit sage, so war ich doch sehr nervös. Aber ich habe mich bemüht, so zu antworten, wie es tatsächlich war."
Innenminister Frantisek Bublan, der die von seinem Vorgänger, dem jetzigen Premier Stanislav Gross aufgebaute Arbeit der Antikorruptionsabteilung der Polizei fortsetzen lässt, sagte nach dem Test, dass dessen Auswertung einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Die weiteren Akteure des vermutlichen Bestechungsfalls, Vecerek und Dalik, haben einen Lügentest betreffs ihrer Person abgelehnt. Sie zögen die direkte Konfrontation mit ihrem Verleumder bei den polizeilichen Ermittlungen vor, hieß es. Der Ausgang des Falls ist also weiterhin noch offen.Das wiederum wird vermutlich im Fall der betrügerischen Machenschaften tschechischer Unternehmer, die ihre Firmen im südmährischen Pelhrimov angesiedelt haben, nicht mehr lange so bleiben. Hier ermittelt die örtliche Polizei derzeit wegen des Missbrauchs von Sozialversicherungsleistungen, den diese Firmen offensichtlich betrieben haben. Sie sollen den bisherigen Ermittlungen zufolge rund 50 Arbeitnehmer mit überdurchschnittlich hohen Monatslöhnen von bis zu 35.000 Kronen (ca. 1.100 Euro) eingestellt haben mit der Vorgabe, dass diese Beschäftigten gleich am ersten Arbeitstag von einem ortsansässigen Arzt Krank geschrieben würden. Und das in mehreren Fällen gleich ein ganzes Jahr lang. Dank des hohen Lohnvertrages wurde den Scheinkranken daher neben einem vermutlichen Schmiergeld ein immer noch üppiges Krankengeld zuteil. Die Unternehmer der mehr als zehn Firmen, gegen die ermittelt wird, praktizieren diese betrügerische Methode bereits vier Jahre, in denen sie sich damit um 16 Millionen Kronen ungesetzlich bereichert haben. Und wie Pelhrimovs Polizeichef Jaromír Vana dieser Tage bekannt gab, ist das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange:
"In diesem Monat wurde erneut ein Unternehmer der Straftat des Betrugs beschuldigt. Er wird beschuldigt, sich aufgrund unseriöser Verhandlungspraktiken bei der Vermittlung von Beschäftigten ungesetzlich den Betrag von 2.114.000 Kronen eingestrichen zu haben."
Immer mehr neue und pikante Details kamen in den letzten Tagen auch in der großen Korruptionsaffäre, unter der der tschechische Clubfußball derzeit leidet, ans Tageslicht. Aber das ist bereits schon wieder ein eigenes Kapitel für sich.