Kovanda: Tschechien hat einen überaus guten Ruf in der NATO

Anti-ABC-Waffen-Bataillon in Liberec (Foto: CTK)

An diesem Freitag sind es genau fünf Jahre, seitdem die Tschechische Republik gemeinsam mit Polen und Ungarn als bisher jüngstes Mitglied dem Nordatlantischen Bündnis beigetreten ist. Aus diesem Anlass führte Radio Prag mit dem tschechischen Botschafter bei der NATO, Karel Kovanda, das folgende Gespräch, aus dem Lothar Martin für Sie die wichtigsten Punkte zusammengefasst hat:

Karel Kovanda - tschechischer Botschafter bei der NATO
Welchen Platz hat sich die Tschechische Republik in den fünf Jahren ihrer NATO-Zugehörigkeit erarbeitet? Wie wird sie in dem Bündnis wahrgenommen? Auf diese Fragen antwortete Karel Kovanda:

"Die Tschechische Republik hat innerhalb der Allianz einen außerordentlich guten Ruf als ein zuverlässiger und konstruktiver Partner. Dieser Ruf basiert auf zwei Faktoren: Zum einen auf den militärischen Faktoren - und hier könnte ich darüber sprechen, wie gut sich unsere Soldaten in die NATO-Operationen oder in die Befehlsstrukturen der Allianz integriert haben oder wie aufmerksam Brüssel die Armeereform in unserem Land verfolgt -, und dann sind da die politischen Faktoren. Diese sind dadurch gegeben, dass wir auf der Grundlage der Instruktionen aus der NATO-Zentrale zu einer ganzen Reihe von Fragen ziemlich selbstständig auftreten. Das heißt, wir sind nicht mausgrau und angepasst, sondern ich würde sagen, dass wir in einigen Fragen sogar an der Spitze des Pelotons marschieren."

Anti-ABC-Waffen-Bataillon in Liberec  (Foto: CTK)
Tschechien wurde 1999 in der ersten Welle der NATO-Erweiterung der Nach-Wende-Zeit in das Militärbündnis aufgenommen. Wie hat sich die NATO gerade in dieser Zeit verändert, wollten wir von Kovanda wissen.

"Die NATO hat in den zurückliegenden 15 Jahren zwei größere Prüfungen durchgemacht. Die erste wichtige Prüfung war der Zusammenbruch des ´Eisernen Vorhangs´ mit allem was dazu gehört - dem Fall der Berliner Mauer, dem Zerfall des Warschauer Bündnisses usw. Infolgedessen musste die NATO den Prozess der Anpassung an die ´neue Welt´, an die Welt nach Beendigung des Kalten Krieges durchlaufen. Das war die Aufgabe der 90er Jahre. Der zweite Knackpunkt war der 11. September 2001. Seit diesem Zeitpunkt ist die Allianz dabei, sich umzuformieren, und zwar nicht nur aus der Situation heraus, dass der alte Gegner auseinander gebrochen ist, sondern vielmehr Bezug nehmend auf die neue Situation, in der sich ein neuer Gegner mit einem völlig anderen Charakter offenbart hat. Die Allianz, die diesem Widersacher gegenüber tritt, ist jedoch noch weiterhin auf der Suche danach, wie dies am effektivsten gemacht werden kann."

Anti-ABC-Waffen-Bataillon in Liberec  (Foto: CTK)
Und welche Rolle spielt die Tschechische Republik bei der Wahrnehmung und Realisierung dieser neuen Aufgaben? Dazu sagte Karel Kovanda:

"Ich muss sagen, dass der Ruf unserer Soldaten sowohl bei den NATO-Operationen als auch bei den internationalen Missionen ein rundum ausgezeichneter ist. Ich habe in all den fünf Jahren, in denen ich im NATO-Hauptquartier in Brüssel bin, nicht ein einziges Wort der Kritik oder des Einwandes gehört zu dem, was unsere Soldaten im Ausland leisten. Die zweite Sache ist die, dass wir bei der Ausarbeitung der militär-politischen Aufgaben, die vor uns liegen, tatkräftig mitwirken. Und auch hier wird von uns nicht irgendetwas blind kopiert, was von anderswo herkam, sondern wir bringen in diesen Dingen vielfach unsere eigenen Anregungen ein. Bei nicht wenigen Angelegenheiten trage ich so mit einem eigenen Beitrag zur Schatzkammer der NATO-Denkweise bei."