"Krankenhaus am Rande der Stadt" und Krankenhäuser am Rande des Abgrunds
Hoffentlich gut und auch ausgeschlafen sind wir also in der Winterzeit angekommen, in der uns morgens wieder eine Stunde mehr gegönnt wurde. Haben Sie überlegt, was Sie mit dieser Stunde anfangen sollen? Beginnen Sie endlich mit der seit jeher geplanten Morgengymnastik? Lesen Sie die Zeitung gründlicher? Oder wie wäre es, sich eine neue Folge einer altbekannten TV-Serie anzusehen? Hören Sie nun ein Feuilleton von Markéta Maurová.
"Das Krankenhaus am Rande der Stadt". Wie Sie bereits gehört haben, erfuhr diese beliebte Serie aus den 70er und 80er Jahren in der letzten Woche mit der Ausstrahlung der ersten Folge einer neuen, 30-teiligen Staffel eine mit Spannung erwartete Fortsetzung und lockte eine Rekordanzahl von Zuschauern vor den Bildschirm. 4 Millionen Tschechen und somit 47 Prozent der erwachsenen Bevölkerung haben ihren Montagabend den neuen Schicksalen der Ärzte und Krankenschwestern eines unbenannten Krankenhauses am Rande der Stadt gewidmet. Sie wurden darauf allerdings gut vorbereitet.
Seit Wochen liest man in allen Zeitungen hierzulande, wie sich die Schicksale der Protagonisten, die wir vor 20 Jahren verlassen haben, weiter entwickeln sollen, sogar einen Stammbaum mit Familienbeziehungen und den anderen Verhältnissen der Helden konnten wir studieren. Einer ganzen Kette von Hinweisen begegneten wir auch in den Sendungen des Tschechischen Fernsehens. So konnte man am vergangenen Sonntagabend in den Hauptnachrichten hören, dass am Montag die Serie gestartet wird. Unserer Aufmerksamkeit wurde jedoch nicht direkt die erste Folge empfohlen, sondern die Frühstückssendung des Tschechischen Fernsehens, in der die Hauptdarsteller (oder wohl die Helden selbst?) begrüßt werden sollten. So ist es kein Wunder, dass für manche Zuschauer ihr eigenes Leben allmählich mit der virtuellen Realität der Fernsehserie zu verschmelzen beginnt. Ein Zuschauer soll angeblich beim Sender gefragt haben, wo Doktor Strosmajer, eine populäre Figur, die in der Serie vor 20 Jahren gestorben war, begraben liegt. Er wolle nämlich ein Blümchen an dessen Grab niederlegen. Doch auch eine andere Klinikserie zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich, nämlich die über die gravierende finanzielle Krise im tschechischen Gesundheitswesen, die höchst real und aktuell ist. In der letzten Folge am vergangenen Dienstag erfuhren wir, dass die Regierung beschloss, mehr als zwei Milliarden Kronen, das sind etwa 66 Millionen Euro, für die Entschuldung der betroffenen Krankenhäuser freizugeben. Weitere Folgen stehen bevor.