Personalmangel bei Sozialdienstleistern in Tschechien: Bonuszahlungen sollen Abhilfe schaffen

Den sozialen Dienstleistern in Tschechien fehlt es an Personal. Dadurch können nicht so viele Klienten versorgt werden, wie nötig wäre. Einmalige Bonuszahlungen bei Neueinstelllungen sollen nun Abhilfe schaffen.

Bei der letzten Erhebung zur Personallage im Jahr 2020 fehlten den sozialen und Gesundheitsdiensten in Tschechien etwa 1000 Mitarbeiter. Inzwischen sind es dreimal so viele. Und das betrifft nicht nur Fachkräfte wie Krankenschwestern oder Pfleger. Dies ergab die aktuelle Umfrage des Verbandes der Sozialdienstleister (APSS).

Illustrationsfoto: Tschechisches Fernsehen,  ČT24

Petr Krejčí kann die immer schwieriger werdende Lage nur bestätigen. Der Leiter der sozialen Dienste bei der Stadtverwaltung Pardubice / Pardubitz sucht nicht nur medizinisches Personal für die städtischen Seniorenheime. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks berichtete er:

„Im Falle von niedrigqualifizierten technischen Berufe, wie im Reinigungsbereich und in der Waschküche oder aber bei Hilfsköchen oder Arbeitern, scheitert es eindeutig an den Tariflöhnen.“

Krejčí hat keine Freude daran, einer Reinigungskraft monatlich nur knapp 19.000 Kronen (775 Euro) brutto zahlen zu können. Ihm ist eine gewisse Ratlosigkeit anzuhören:

„In den Einrichtungen muss natürlich geputzt werden. Wir tun alles dafür, um Mitarbeiter für diese Positionen zu gewinnen. Aber es ist ein ziemlich schwieriger Prozess.“

Putzfrau | Foto: Yerson Retamal,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Hierbei sollen einmalige Bonuszahlungen helfen. Für eine Reinigungskraft liegt diese bei 30.000 Kronen (1225 Euro), einer Krankenschwester bietet die Stadt Pardubice sogar 50.000 Kronen (2040 Euro) an.

Im etwa 100 Kilometer südlich gelegenen Jihlava / Iglau finden die Dienstleister zwar neue Angestellte – diese bleiben aber oft nicht lange. Für das erst in diesem Jahr eröffnete soziale Zentrum werden aktuell 30 Mitarbeiter gesucht. Es herrsche nämlich eine hohe Fluktuation, sagt die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, Soňa Humpolíčková:

„Gerade habe ich die Statistik zum 30. September aufgestellt. Bis zu besagtem Termin hatten wir in diesem Jahr schon 168 Mitarbeiter eingestellt, wobei ich Honorar- und Aushilfskräfte mitzähle. 101 von ihnen haben uns wieder verlassen. Die Gründe, warum die Leute wieder gehen, versuchen wir natürlich auch in Erfahrung zu bringen.“

Ein häufig vorgebrachtes Argument ist demnach, dass die Arbeit im Sozialbereich nicht für jeden die richtige sei. Oft werde aber auch eine zu niedrige Entlohnung angeführt, so Humpolíčková.

Soňa Humpolíčková  | Foto: Hela Dvořáková,  Tschechischer Rundfunk

Ohne ein gut aufgestelltes Team können im Zentrum jedoch nicht alle Dienstleistungen angeboten und nicht alle Pflegeplätze belegt werden. Die stellvertretende Chefin zeigt sich aber angesichts der gerade laufenden Ausschreibungskampagne ein wenig hoffnungsvoll. Pro Woche finden laut Humpolíčková bis zu 15 Vorstellungsgespräche statt…

„Bis jetzt haben sich ungefähr 25 Bewerber gemeldet. Die Frage ist nur, wie viele von ihnen auch bei uns bleiben und mit der Arbeit dann wirklich zufrieden sind.“

Sobald das Team vollständig sei, könne die Zahl der Klienten im sozialen Zentrum in Jihlava dann auch um 30 aufgestockt werden, fügt Humpolíčková hinzu.

Autoren: Daniela Honigmann , Ondřej Wolf , Tereza Pešoutová | Quelle: Český rozhlas Plus
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