Kreis Hradec Králové lebenswerteste Region in Tschechien
Frische Luft, kulturelle Highlights, Arbeitsplätze und Bildung, Kinderfreundlichkeit und medizinische Versorgung, Transport und Verkehr – alles dies sind Kriterien für die Wohnortwahl. Wo ist aber der beste Ort zu leben innerhalb der Tschechischen Republik? Diese Frage stellt die tschechische Organisation „Místo pro život“ jedes Jahr. Daraus entsteht dann eine Rangliste der lebenswertesten Regionen in Tschechien.
„Ganz in der Nähe sind Wälder, die man mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden kann, diese Möglichkeiten bieten nicht viele weitere Großstädte. Hradec ist allgemein sehr grün. Die Arbeitsmöglichkeiten sind allerdings geringer als in anderen Orten der Republik, weil hier nicht so viele große Firmen ihren Sitz haben. Vielleicht ist die Umgebung aber auch gerade deswegen schöner. Jede Siedlung hat einen Kindergarten und eine Schule, und das kulturelle Angebot ist hoch – die Bedingungen für Familien mit Kindern sind hier wirklich gut.“
Architektonisch hat Hradec ebenso einiges zu bieten. Der Architekt Josef Gočár hat in der Zwischenkriegszeit große Teile der Stadt geprägt. Daher trägt Hradec auch den Spitznamen „Salon der Republik“. Dazu kommen noch reichlich Sehenswürdigkeiten im Umkreis, die viele Möglichkeiten für Ausflüge bieten.Am anderen Ende der Skala ist der mährisch-schlesische Kreis gelandet. Die Kreishauptstadt Ostrava / Ostrau mit seinen Stahlwerken und Kohlegruben galt noch nie als ausgesprochen schöner Ort zum Leben. Eine junge Mutter berichtet:
„Ich bin hier eigentlich sehr zufrieden, aber es gibt natürlich Dinge, die mir Sorgen machen: vor allem die schlechte Luft im Winter. Regelmäßig versuchen wir am Wochenende in die Natur, in die Berge zu fahren, um das irgendwie zu kompensieren.“
Die Inversionswetterlage führt in der kälteren Jahreszeit in Ostrau und Umgebung regelmäßig zu Smog. Verantwortlich dafür ist die Schwerindustrie, aber auch die veralteten Heizungsanlagen der Wohnhäuser. Für die letzte Platzierung sorgte aber auch die hohe Arbeitslosigkeit im Osten der Tschechischen Republik. Die stellvertretende Kreishauptfrau Věra Palková bricht dennoch eine Lanze für ihre Region:„Der Mährisch-Schlesische Kreis, das ist doch mehr als nur Ostrau und Smog in zwei oder drei Wintermonaten. Es gibt hier eine ganze Reihe positiver Dinge und Aktivitäten, für die es sich lohnt, hier zu leben und nicht wegzuziehen. Ich bin sehr optimistisch, dass unser Kreis eine gute Perspektive hat und es überhaupt keinen Grund gibt, in Depressionen zu verfallen. Und schon gar nicht, weil wir in irgendeiner Rangliste ans Ende gerutscht sind.“
So wie die Kreishauptfrau verteidigt aber auch jene junge Mutter aus Ostrau ihre Heimat – trotz ihrer eigenen kritischen Bemerkungen:„Ich denke, der Kreis hat eine bessere Chance verdient. Man sollte aufhören, die Region immer als düster, dreckig und stinkend zu bezeichnen, denn eigentlich ist es hier gar nicht so schlimm.“
Die NGO „Místo pro život“ erstellt ihre jährliche Studie auf Grundlage von Daten des Statistikamtes und des Innenministeriums sowie durch Umfragen in der Bevölkerung der einzelnen Kreise. Die Hauptstadt Prag landete übrigens „nur“ auf dem zweiten Platz.