Kreuz und Quer durchs Land

Kirche in Cetviny, Foto: www.cetviny.cz

Nun folgt in der Sendung von Radio Prag eine neue Ausgabe des Regionaljournals. Diesmal informieren wir Sie über das Geschehen in mehreren Regionen der Tschechischen Republik, unter anderem laden wir Sie nach Ostböhmen ein, wo sich Kinder von Wolynien-Tschechen erholt haben. Durch die Sendung führen Sie Gerald Schubert und Dagmar Keberlova.

In der wunderschönen Natur der Berge Orlicke Hory waren Kinder aus der Ukraine zur Erholung. Ein größerer Teil waren Kinder der Wolynien-Tschechen, und dann waren dort auch Kinder aus Tschernobyl, deren Familien in neu entstandene Siedlungen umgesiedelt wurden. Die Idee, dieses Lager einzurichten, hatte das tschechische Gesundheitsministerium im Rahmen eines UNO-Programms, das auch zum großen Teil für den Aufenthalt der Kinder aufkommt. In Horni Orlice organisiert man an die fünf bis sechs Lager pro Jahr. Warum hat man sich entschieden, die Lager in der wunderschönen Natur der Berge Orlicke Hory in der Nähe von Kralicky Sneznik zu veranstalten? Dies fragten wir Milan Bouska von der Gesellschaft der Freunde des Ostens in Usti nad Orlici, die dieses Lager organisiert. Milan Bouska ist in diesem Lager seit dreizehn Jahren als Leiter tätig:

"In der Zeit, in der wir die Lager veranstalten, haben wir mehrmals den Ort gewechselt. Alle Orte haben sich dadurch ausgezeichnet, dass sie von wunderschöner Natur umgeben waren. Und hier in Orlicke Hory gilt das doppelt, außerdem hat uns das Lager in Horni Orlice die besten Bedingungen für unser Kinder, für ihre sportliche und kulturelle Freizeit geboten."

Die Kinder sprechen nur wenig tschechisch, und zwar nur diejenigen, in deren Familien die Mutter die Sprache aufrechterhält. Dies ist auch bei der Ärztin Emma Snidevicova der Fall, einer der Leiterinnen des Ferienlagers:

"Bis zur Umsieldung des Dorfes Male Zubovciny hat man dort tschechisch gesprochen. Nach dem viele Wolynien-Tschechen weggezogen, sprachen nur mehr die wenigsten Tschechisch. Aber in meiner Familie ist es mir gelungen, Tschechisch aufrecht zu erhalten. Meine Kinder sprechen es und werden jetzt in Tschechien studieren."

Die Organisatoren versuchen immer, dass die Kinder ihre ehemalige Heimat gut kennen lernen. Daher organisieren sie Ausflüge in die Umgebung. Dort werden sie auch sehr gut von den Einwohnern der Region empfangen, sagte uns Herr Bouska. Weil das Fernsehen über dieses Lager eine Sendung ausstrahlte, wussten die dortigen Einwohner davon und haben Interesse gezeigt, die Kinder und ihre Probleme kennen zu lernen. Und das haben die Kinder sehr geschätzt. Dass es den Kindern hier gefällt ist klar. Und was ihnen am meisten gefallen hat? Ein Thermalbad im unweiten Velke Losiny.

In der aufgelösten Gemeinde Cetviny / Zettwing im böhmisch- österreichischen Grenzgebiet wurde vor kurzem die renovierte Kirche eingeweiht. Dies war ein großes Ereignis für den sonst verlassenen Ort. Aus der Landkarte der Tschechischen, damals noch Tschechoslowakischen Republik, verschwand Cetviny in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als die Kommunisten die Gemeinde dem Boden gleichgemacht haben. Aus historischen Quellen geht hervor, dass die Gemeinde bereits seit dem 14. Jahrhundert existierte. Vor dem 2. Weltkrieg lebten dort an die 550 Menschen, meistens deutscher Nationalität. 1938 wurde der Ort an Deutschland angeschlossen. Nach dem Krieg wurden die Deutschen ausgesiedelt und die tschechische Bevölkerung kam nach. Die Grenzgemeinde verkam jedoch allmählich und wurde bis auf die Kirche niedergerissen. Die Renovierung der Kirche wurde vom Bistum in Ceske Budejovice initiiert und vor kurzem beendet. Es haben sich mehrere Organisationen sowohl von der tschechischen als auch von der österreichischen Seite daran beteiligt. Mehr dazu sagte uns Marek Prach, Vorsitzende der Bürgervereinigung Cetviny-Zettwing:

"Die Renovierung hat über 8 Jahre gedauert und über 10 Millionen Kronen gekostet. Die neue Weihe war aufgrund der Beteiligung vieler Sponsoren eine große Veranstaltung. Es kamen an die tausend Menschen zusammen, was für einen Ort, wo sie sonst keinen Menschen treffen, sehr viel ist."

Rechnet man für die Zukunft mit einer Nutzung und Belebung des verlassenen Ortes? Marek Prach noch einmal dazu:

"In der Kirche wollen wir Konzerte organisieren und auch wollen wir erreichen, dass sie den Menschen im Sommer frei zugänglich wird. Langfristig rechnen wir mit der Entstehung von Grenzübergängen nach Österreich, das von der Kirche ca. 150 Meter entfernt ist. Dann wird mehr Raum für Tourismus in diesem Ort entstehen. Später wollen wir auch einen Raum aufbauen, wo wir die Geschichte der Kirche und der Gemeinde erklären wollen."

Petr Pavek,  Foto: CTK
Der nordböhmische Ort Jindrichovice pod Smrkem / Heinersdorf im böhmisch-sächsisch-polnischen Dreiländereck könnte unseren Hörern bekannt sein.

Wir haben es besucht, als dort im Frühjahr die Windenergiekraftwerke in Betrieb gesetzt wurden. Der Bürgermeister der Gemeinde, Petr Pavek, schreckt vor großen Plänen nicht zurück und das beweist auch seine jetzige Entscheidung. Die Gemeinde hat aus Protest gegen "überhand nehmenden Verwaltungsaufwand" Staatsbeamten den Zutritt zur Kommune grundsätzlich verboten. Beamten, die das Bürgermeisteramt ohne Absprache aufsuchten, droht sogar eine Strafe. Zu viel Bürokratie und wenig Zeit für die eigene Arbeit, damit begründet Bürgermeister Pavek die neue Regel:

Den Beamten, die ohne Absprache die Gemeinde besuchen, drohe eine Geldbuße von bis zu umgerechnet 313 Euro, steht im Beschluss des Ortsrats. Beamte müssten zudem für eine Stunde mit Bürgermeister Petr Pavek rund 30 Euro zahlen, sagt er. Wie will man diese Entscheidung weiter verteidigen?

Das war die heutige Ausgabe des Regionaljournals, in dem wir über Aktuelles aus den tschechischen Regionen berichtet haben.