Krisenposten Ober-Förster: Staatsforste wechseln Generaldirektor
Scheinbar still und friedlich liegen sie da, die böhmischen Wälder. Die Hälfte von ihnen gehört dem Staat und untersteht damit der Tschechischen Forstverwaltung "Lesy CR" - ein Wert von 70 Milliarden Kronen. Enorme Wirtschaftsinteressen und 200.000 Arbeitsplätze hängen daran. Hinter den Kulissen ist von der Atmosphäre friedlicher Waldlichtungen daher nichts mehr zu spüren. Mit Jiri Holicky muss nun innerhalb von vier Jahren bereits der fünfte Generaldirektor seinen Försterhut nehmen.
Ganz freiwillig war der Abgang aber offensichtlich nicht. Tatsache ist: die tschechischen Ober-Förster werden schon seit Jahren schneller abgesägt als die die Bäume im Wald - klares Zeichen einer dauernden Krise des Unternehmens. Holicky ist Nummer fünf in nur vier Jahren; erst im Frühjahr war er ins Amt berufen worden.
"Wir waren in einer sehr bedrängten Lage; in den Wäldern lagen nach dem Orkan Kyrill einige Millionen Kubikmeter Holz, und ich glaube, dass die damalige Entscheidung richtig war",
so Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic. Hintergrund der schnellen Abberufung bilden nun offensichtlich Meinungsverschiedenheiten mit dem Minister. Es habe aber auch Mängel im Management gegeben, so Pavel Drobil, Aufsichtsratschef der Tschechischen Staatsforste:"Eine nicht besonders erfolgreiche Kommunikation mit den Beteiligten und Interessensgruppen in der Forstwirtschaft, aber es könnte auch die Ausschreibungen der öffentlichen Aufträge dazu beigetragen haben, die auch nicht alle von Anfang an in Ordnung waren."
Die Tschechischen Staatsforste vergeben Aufträge in Milliardenhöhe; 200.000 Arbeitsplätze bei Forstwirtschaftsdienstleister und Holzindustrie hängen in hohem Maße davon ab. Entsprechend heftig die Streitigkeiten um die öffentlichen Ausschreibungen des Unternehmens, mit denen sich auch bereits die Europäische Kommission befassen musste. An den Unregelmäßigkeiten trage aber nicht allein die Direktion der Staatsforste Schuld, meint Forstwirtschafts-Experte Zdenek Valny. Die Regeln für die Vergabe öffentlicher Aufträge seien vielmehr auf die Bedürfnisse der Baubranche zugeschnitten, und die kenne nicht die Unwägbarkeiten bei der Arbeit mit lebendem Material:
"Man kann ganz klar sagen, dass sich das Gesetz auf die Forstwirtschaft gar nicht anwenden lässt. In Deutschland zum Beispiel gibt es zwei Gesetze für die Ausschreibung öffentlicher Aufträge - das eine für die Baubranche, das andere für andere Bereiche. Ein weiteres Problem ist, dass es sich um mehrjährige Aufträge handelt, die so weit im Vorhinein nicht wirklich konkret definiert werden können. Das Management schaut also in die Glaskugel und macht eine grobe Schätzung, und das ist Unsinn."An den grundlegenden Problemen ändert also auch ein Personalwechsel nichts. Auch der nächste tschechische Ober-Förster dürfte es daher auf seinem Posten nicht einfach haben.