Kryls Lieder waren Dauerbrenner im Jubiläumsjahr der Samtenen Revolution

Foto: Archiv Supraphon und ČRo

In der Vorweihnachtszeit hat der Tschechische Rundfunk eine CD mit dem Titel „Karel Kryl 70“ herausgebracht. Als Live-Mitschnitt ist auf dem Tonträger ein Konzert im Prager Lucerna-Saal zu hören, das dem Mann gewidmet ist, den man in diesem Jahr getrost als den am meisten gespielten Interpreten Tschechiens bezeichnen kann: Der Liedermacher Karel Kryl.

Foto: Archiv Supraphon und ČRo
Die Lieder von Karel Kryl wurden in diesem Jahr sehr häufig gespielt, und das aus zwei Gründen. Zum einem wurde hierzulande am 17. November an den 25. Jahrestag des Beginns der Samtenen Revolution von 1989 gedacht, dank der auch in der damaligen Tschechoslowakei die politische Wende von einer Diktatur zur heutigen demokratischen Gesellschaft vollzogen wurde. Es war auch die Revolution, die Kryl nach 20 Jahren im deutschen Exil die Rückkehr in seine Heimat ermöglichte und an der er mit seinen Liedern aktiv teilnahm. Der zweite Grund sind die beiden Jubiläen, die im Gedenken an Kryl in diesem Jahr begangen wurden – der 20. Todestag des bekanntesten tschechischen Liedermachers des 20. Jahrhunderts und sein folglich von ihm selbst nicht mehr erlebter 70. Geburtstag. Zu diesen Anlässen fanden besonders im April mehrere Gedenkveranstaltungen zu Ehren Kryls statt, darunter das bereits erwähnte Konzert im Prager Lucerna-Saal. Auf dem Konzert haben mehrere Musiker des Landes gespielt, um Kryls Werk aufleben zu lassen sowie den Sänger und Dichter zu würdigen. Zu den Interpreten gehörten die Gruppe Xindl X, Michal Hrůza und die Kapelle Hrůzy, Aneta Langerová, die Irgl-Schwestern und mehrere weitere Musiker.

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Den Song „Bratříčku, zavírej vrátka“ (auf Deutsch: „Brüderchen, schließ die Türchen“) hat Kryl angeblich 1968 in der Nacht nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten geschrieben, der das jähe Ende des Prager Frühlings bedeutete. Etwa ein Jahr später, im September 1969, ging Kryl ins Exil nach Deutschland. Zwanzig Jahre lang arbeitete er danach in München für Radio Freies Europa. Über Karel Kryls Schaffen sowie seinen unermüdlichen Kampf für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte haben wir in diesem Jahr mehrfach berichtet. Zu seinen Lebensjubiläen haben wir ihm zudem einen MusikCzech (s. 13. April 2014) gewidmet.

Für seine Verdienste wurde Karel Kryl zum Staatsfeiertag am 28. Oktober von Präsident Miloš Zeman in Memoriam mit dem Masaryk-Orden ausgezeichnet. Es war eine Form von vielen, dem hoch geschätzten Musiker und Bürgerrechtler in diesem Jahr Danke zu sagen. Das haben die zeitgenössischen Top-Musiker des Landes auf ihre Weise mit dem Prager Konzert getan.

Autor: Lothar Martin
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