Kunstinstallation: Baum der Wünsche und Gebete für die Ukraine auf dem Prager Václav-Havel-Platz

Jakub Líčka

Ein Baum der Wünsche und Gebete (nicht nur) für die Ukraine steht seit Neuestem auf dem kleinen Platz neben dem Prager Nationaltheater. Am Mittwoch wurde die Kunstinstallation feierlich vorgestellt.

Das Kunstobjekt auf dem Václav-Havel-Platz trägt den Titel „Já je já skrze druhého“ (zu Deutsch etwa „Ich bin ich dank den anderen“). Initiiert wurde es von der tschechischen Caritas. Hinter dem Werk stehen Dominik Lang und Aleksandra Vajd. Die slowenische Künstlerin leitet das Atelier für Fotografie an der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design (UMPRUM). Über die Entstehung der Kunstinstallation sagte Vajd gegenüber Radio Prag International:

„Die Caritas sprach uns vor einigen Monaten mit der Frage an, ob unsere Studenten Interesse hätten, ein Kunstobjekt für den öffentlichen Raum zu schaffen, das man anlässlich des ersten Jahrestags der russischen Invasion in der Ukraine installieren könnte. Die Anfrage kam jedoch zu einer ungünstigen Zeit für die Studenten, denn sie hatten gerade Ferien. Also entschied ich mich, gemeinsam mit Dominik selbst eine Kunstinstallation zu schaffen, wobei uns die Studenten helfen konnten.“

Dominik Lang und Aleksandra Vajd | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Dominik Lang leitet das Bildhaueratelier an der Kunstakademie. Aleksandra Vajd kenne er als Kollegin schon lange, sagte der Künstler. Aber bisher habe er nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, gemeinsam mit ihr ein Kunstwerk zu schaffen, so Lang:

„Schließlich war es dann ein schönes Erlebnis, sich über die Installation auszutauschen. Wir verstanden uns gegenseitig sehr gut und waren uns darüber einig, dass das Objekt eine einfache Symbolik haben soll. Es besteht aus einigen Gegenständen, die vorübergehend miteinander verbunden sind. Jedes Objekt hat eine andere Vergangenheit: Bestandteil des Kunstwerks ist etwa ein Stück eines Masts, den nichts mehr erwartet. Zudem gibt es dort auch einen neuproduzierten Balken. Und seine Zukunft ändert sich durch die Begegnung mit den anderen Objekten.“

Die Aufmerksamkeit der Passanten weckt jedoch vor allem ein Baumstück. Bei genauerem Hinsehen sind in dem Stamm mehrere kleine Löcher und Spalten zu erkennen. Dominik Lang:

Baum der Wünsche und Gebete für die Ukraine | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Einige davon gab es in dem Baum schon vorher. Aber den Großteil der Löcher haben wir gemacht, um einen kleinen Raum zu schaffen, in den die Vorbeigehenden einen Zettel mit Wünschen hineinstecken können. Wenn ein Passant seinen Wunsch auf ein Blatt Papier schreibt und in den Baum steckt, kann er anschließend mit dem Gefühl weiter gehen, er habe seine Bitten oder Wünsche mit anderen geteilt.“

Dominik Lang lobt die Zusammenarbeit der Akademie mit der Caritas…

„Zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine war es dringend nötig, sich um die Kinder der Geflüchteten zu kümmern, wenn ihre Eltern gerade Arbeit suchten oder etwas zu erledigen hatten. Unsere Studierenden richteten einen Kindergarten ein, um den sie sich einige Monate lang selbst kümmerten. Die Caritas übernahm den Kindergarten anschließend. Dies ist nur ein Beispiel unserer Zusammenarbeit. Darum fanden wir wichtig, auch mit einem Kunstobjekt zur Arbeit der Caritas beizutragen.“

Jakub Líčka | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Der Generalsekretär der tschechischen Caritas, Jakub Líčka, zieht in Erwägung, die Kunstinstallation zu einem späteren Zeitpunkt nach Mukatschewo in der Ukraine zu bringen. Die Caritas hat dort Unterkünfte für Menschen eingerichtet, die gezwungen waren, ihre Wohnungen in der Ostukraine zu verlassen.

„Dort möchten wir das Kunstobjekt installieren. Menschen, die ein leidvolles Schicksal haben, möchten wir ermuntern und sie versichern, dass sie nicht allein sind und nicht vergessen werden – und dass ihnen Tschechien hilft, solange es notwendig sein wird.“

Die Kunstinstallation wird durch eine Ausstellung von Fotografien des deutschen Fotografen Philipp Spalek ergänzt. Die Open-Air-Ausstellung dauert bis 16. Juni.

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