Kunstpreis zur tschechisch-deutschen Verständigung 2001
Am Mittwoch wurde im nordböhmischen Liberec / Reichenberg der Kunstpreis zur tschechisch-deutschen Verständigung 2001 verliehen. Jitka Mladkova war dabei und berichtet.
Der genannte Preis, der - wie es schließlich auch sein Name besagt - als Ausdruck der Anerkennung für das Engagement auf dem Gebiet der tschechisch-deutschen bzw. deutsch-tschechischen Verständigung gilt, wurde bereits zum 7. Mal vergeben. Diesmal an zwei Pädagogen: Jana Hrboticka, Kirchliches Gymnasium Pilsen, und Hans Wurm, Ortenburg- Gymnasium Oberviechtach. Beide sind Schulleiter der genannten Gymnasien. Unter den früheren Preisträgern waren u.a. der deutsche Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, der tschechische Ex-Botschafter in Berlin, Frantisek Cerny, die Vizepräsidentin des deutschen Bundestags, Antje Vollmer u.a. Der Kunstpreis geht jeweils an zwei Personen, nominiert von der Union für gute Nachbarschaft tschechisch und deutschsprachiger Länder für die tschechische und vom Adalbert Stifter Verein für die deutsche Seite. Wer die Wahl hat, hat die Qual, pflegt man oft zu sagen, und so fragte ich Peter Becher, den Vorsitzenden des Adalbert-Stifter Vereins, ob es schwer sei, jeweils einen neuen Preisträger zu finden? Und ob es eher daran liege, dass sich so viele für die deutsch-tschechische Verständigung engagieren oder aber umgekehrt, weil man sie - ein bisschen übertrieben gesagt - mit einer Lupe suchen muss?
"Es ist schon eine Qual, weil tatsächlich sich sehr viele Personen in dem Bereich der deutsch-tschechischen Verständigung engagieren. Wirt blicken bis auf das Jahr 1990 zurück. In diesem vergangenen Jahrzehnt ist doch sehr viel passiert, aber wir erleichtern es uns dadurch, dass wir Preisträger in einem bestimmten Gebiet suchen. Das heißt z.B. im vergangenen Jahr sind die Preisträger aus dem Bereich der Pädagogik. Und dadurch wird der Kreis schon etwas kleiner. Aber selbst in diesem Kreis der Schulpädagogen gibt es doch mittlerweile etliche Lehrkräfte, die sich für den Schüleraustausch engagiert haben, und da muss man eine Wahl treffen, die dann stellvertretend für alle anderen Persönlichkeiten gilt."
Die Preisträger Jana Hrboticka und Hans Wurm wurden für ihre Tätigkeit im Rahmen des tschechisch-deutschen Schüler- und Jugendaustausches mit dem Kunstpreis ausgezeichnet. Die tschechische Preisträgerin hat 1992 das Kirchliche Gymnasium in Pilsen gegründet und faktisch parallel dazu auch den grenzüberschreitenden Schüleraustausch ins Leben gerufen. Warum hält sie ihn für wichtig?
"Weil die Schüler sich eigentlich im Laufe des Jahres ganz verändern. Einerseits ist es die Sprache, die Sprache als Mittel. Sie werden selbstständiger und weltoffener. Es beeinflusst ihre ganze Persönlichkeit. Man könnte sagen, sie werden dann für unsere Gesellschaft mehr brauchbar."
Das deutsche Pendant von Frau Hrboticka, Hans Wurm, sprach bei der feierlichen Preisverleihung vom Menschenrecht auf Anderssein. Die sozusagen hüben wie drüben präsenten Fremdheitsempfindungen sieht er als Chance, denn...
"Wenn wir nur mit Leuten auskommen, die gleich sind wie wir sind, dann wird Europa halt keine lebenspraktische Realität sein können. Man muss nach dem Osten wie nach dem westen zusehe, dass man ein europäisch weltläufiger Mensch wird."