Kunstschütze Panenka wurde 60 – Ein Elfmeter hat ihn berühmt gemacht

Antonín Panenka (Foto: ČTK)

In der Laufbahn eines Sportlers gibt es Momente, die auch das Leben nach der Karriere entscheidend prägen. Zu den positiven Momenten gehören Weltrekorde, große Siege oder wunderschöne Tore, zum Beispiel auf dem Fußballfeld. Letzteres trifft auf einen ehemaligen tschechischen Nationalspieler zu, der am Dienstag in seiner Heimatstadt Prag seinen 60. Geburtstag feierte: Antonín Panenka. Radio Prag lässt den berühmtesten Treffer des Jubilars nochmals aufleben:

Antonín Panenka  (Foto: ČTK)
Ein Moment für die Ewigkeit! Am 20. Juni 1976 wird das Endspiel der damaligen Fußball-Europameisterschaft in Belgrad zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland im Elfmeterschießen entschieden. Es steht 4:3 für den Außenseiter, bevor – wie eben gehört – der 28-jährige Antonín Panenka vom Elfmeterpunkt schießt. Er tut dies auf eine ganz besondere und bis dahin nicht gekannte Weise: Panenka stoppt kurz ab, schiebt die Stiefelspitze unter den Ball und lupft ihn ganz sanft in die Mitte des Tores. Dort hatte kurz zuvor noch Sepp Maier gestanden. Als der Ball ins Tor fiel, lag Maier bereits machtlos in der Ecke, und die Tschechoslowaken feierten ihren ersten EM-Titel. Über sein späteres Verhältnis zum ehemaligen deutschen Nationaltorwart erzählt Panenka noch heute mit einem gewissen Schalk im Nacken:

„Ja, wenn ich ehrlich bin: Ich weiß, dass Sepp Maier noch ein wenig böse auf mich ist. Aber ich weiß nicht warum. Damals habe ich in jenem Moment genau gewusst, dass ein Schuss in die Mitte die leichteste Weise ist, um ein Tor zu schießen. Nach diesem Treffer haben einige Zeitungen Maier damals als Clown verhöhnt, aber das war ungerecht. Ich wiederum wollte einfach nur ein Tor schießen.“

Antonín Panenka erfreute sich als schlitzohriger und technisch versierter Mittelfeldspieler äußerster Beliebtheit in der Tschechoslowakei und in Österreich. Für seinen Stammverein Bohemians Prag, dessen Präsident er heute ist, spielte Panenka seit frühester Jugend 23 Jahre lang. Nach seinem 32. Geburtstag wechselte er 1981 zu Rapid Wien, wo er bis 1985 spielte und dabei 77 Tore schoss. Und obwohl unter ihnen auch sehr viele schöne Treffer waren, die die Fußballkenner mit der Zunge schnalzen ließen, wird er heute meist auf dieses eine Ereignis aus Belgrad reduziert, auf nicht mal 60 Sekunden seines Lebens. Das macht ihn stolz, aber auch ein klein wenig nachdenklich:

Antonín Panenka  (Foto: ČTK)
„Ich bin nicht der Typ, der diese Sache immer wieder hervorkramt und sich pausenlos daran erinnert. Aber es ist richtig, dass immer wieder eine Vielzahl junger Burschen danach fragen und alle Einzelheiten dazu wissen will. Zum Beispiel: Wie war das damals? Wie kam es zu diesem Elfer? Das freut mich natürlich sehr, denn das bedeutet auch, dass nach meiner Karriere etwas von mir geblieben ist. Wie ich schon sagte: Für mich war dieser Elfmeter sicher der Höhepunkt meiner Karriere, denn dank ihm bin ich quasi in Europa berühmt geworden. Aber auf der anderen Seite bin ich auch ein wenig eifersüchtig auf ihn, denn ich habe noch eine ganze Reihe weiterer sehr guter Spiele beziehungsweise fußballerischer Extras gezeigt. Dieser Elfer hat im Grunde genommen all das überdeckt, aber selbstverständlich gehört er jetzt untrennbar zu meinem Namen.“

Autor: Lothar Martin
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