Fans aus der Lausitz sind Stammgäste bei Spielen von Bílí Tygři Liberec

Foto: ČTK

Das Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien ist auch eine vom Sport stark geprägte Region. Sie erstreckt sich zu beiden Seiten der Neiße, ihr Herzstück aber ist zweifellos das nordböhmische Liberec / Reichenberg. Fußball- und Eishockeyspiele dort besuchen regelmäßig auch Fans aus der Oberlausitz. So auch am vergangenen Freitag beim Spitzenspiel der Eishockey-Extraliga. Im Fußball wurde am Samstag zudem das brisante Derby zwischen Liberec und Jablonec nad Nisou / Gablonz ausgetragen. Und in der nationalen Münzpräge in Jablonec war unlängst ein berühmter tschechischer Fußballer zu Gast.

Liberec  (Foto: Google Street View)
Als Wahrzeichen von Liberec gilt das prächtige Rathaus. Es wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Wiener Rathaus hat es der Stadt den Beinamen „Wien des Nordens“ eingebracht. In der jüngeren Vergangenheit aber haben sich zu den historischen Bauten auch moderne funktionelle Gebäude gesellt. Eines davon ist die 2005 nach amerikanischem Vorbild erbaute Home Credit Arena. Die Sportstätte ist seit ihrer Einweihung das Domizil des Eishockeyclubs Bílí Tygři Liberec. Der Verein spielt seit 2002 in der höchsten tschechischen Spielklasse, der Extraliga. Kurz zuvor hatte er sich, basierend auf einem Kooperationsvertrag mit dem städtischen Zoo, eben in Weiße Tiger Liberec umbenannt. Der Grund: Die seltenen weißen Tiger sind eine erfolgreiche Zucht des Tierparks, und mit dem Namen wollte sich der Verein ein neues und ortstypisches Image geben.

Eishockey-Arena in Liberec  (Foto: Archiv HC Bílí Tygři Liberec)
Die Umbenennung, den Aufstieg und die Eröffnung der neuen Arena haben nach eigenen Worten auch mehrere Eishockeyfans aus der benachbarten Oberlausitz direkt miterlebt. Torsten Siertmer ist dort als Betriebshandwerker in einer Wohnbaugenossenschaft tätig. In seiner Freizeit fährt er mit Freunden und Familienangehörigen oft und gern nach Liberec.

„Wir besuchen dort die Spiele der tschechischen Eishockey-Liga. Wir wohnen in Jonsdorf gleich hinter der Grenze, haben bis Liberec also nur eine kurze Fahrstrecke“, so Siertmer.

Ein anderer Eishockeyfan, der sich als Herr Zimmermann vorstellte, arbeitet für eine deutsche Fensterfirma im Außendienst. Er hebt hervor, dass die Fahrten zum Eishockey in Tschechien zudem einen finanziellen Vorteil haben:

„Im Vergleich zur DEL ist die Dauerkarte hier in Liberec sehr preisgünstig.“

Nach seiner Einschätzung bewegt sich die Zahl der deutschen Anhänger der Weißen Tiger, die regelmäßig die Heimspiele des Clubs besuchen, im dreistelligen Bereich:

Michal Řepík  (Foto: YouTube Kanal von HC Lev Prag)
„Wir schätzen, dass es von deutscher Seite im Schnitt so in etwa 300 bis 400 Stammzuschauer gibt, die die Mannschaft unterstützen. Heute werden jedoch etwas mehr da sein.“

Denn am Freitag wurde in der Home Credit Arena das absolute Top-Spiel der Liga zwischen Tabellenführer Liberec und seinem einzigen ernsthaften Verfolger, dem HC Sparta Prag ausgespielt. Laut Zimmermann sind gerade die Begegnungen zwischen diesen beiden Teams immer eine Augenweide, da sie von viel Tempo, hoher Spielkultur und wenig Fouls geprägt seien. All diese Merkmale erfüllte dann auch die Partie vom Freitag, nach der die Gäste als 5:2-Sieger das Eis verließen. Für die unterlegenen Hausherren erziele Stürmer Michal Řepík einen Treffer. Das Tor konnte seine Laune anschließend zwar nicht aufhellen, die Niederlage aber quittierte er als fairer Verlierer:

HC Bílí Tygři Liberec  (Foto: ČTK)
„Heute sind sich die beiden derzeit besten Teams der Extraliga begegnet. In der jetzigen Saisonphase ist die Qualität der Punktspiele ziemlich hoch, denn bald stehen die Playoffs an. Dieses Match hatte bereits Play-off-Charakter, es wurde mit hoher Intensität geführt. Wir haben allerdings ein paar Fehler gemacht, die der Gegner eiskalt bestraft hat. Gegen eine solch starke und erfahrene Mannschaft wie Sparta war es dann schwer, den Rückstand noch wettzumachen.“

Trotz der Niederlage liegt Liberec immer noch sechs Punkte vor den Hauptstädtern. Die Weißen Tiger haben es also selbst in der Hand, an den verbleibenden sechs Spieltagen den ersten Platz zu behaupten und sich damit die Trophäe für den Sieger der Hauptrunde, den Präsidenten-Cup, zu sichern. Doch auch die Blicke von Trainer Filip Pešan sind schon auf die Playoffs gerichtet:

Filip Pešán  (Foto: Archiv HC Bílí Tygři Liberec)
„An den letzten fünf, sechs Spieltagen haben uns die Gegner bereits gezeigt, wie es in den Playoffs zugehen wird. In diesen Begegnungen haben wir nicht dominiert, sondern zwei davon verloren oder unsere knappen Siege erst in der Schlussphase erzwungen. Dies hält uns den Spiegel vor, wie der weitere Saisonverlauf nun aussehen dürfte.“

Und auch die deutschen Fans des Teams aus Liberec wissen nur zu gut, dass sich in den Playoffs nicht immer die Favoriten durchsetzen. Ihre Mannschaft ist schon zweimal als Gewinner der Hauptrunde in den Titelkampf gegangen, doch am Ende erreichte sie in beiden Fällen nicht einmal das Finale. Dennoch schaut Torsten Siertmer den bevorstehenden K.o.-Spielen durchaus optimistisch entgegen:

„Wie das Playoff verlaufen wird, ist immer schwer zu sagen. Vor Jahren haben wir schon einmal auf Platz eins gestanden, sind dann aber gleich in der ersten Play-off-Runde ausgeschieden. Ich denke aber, dass die jetzige Mannschaft mehr Erfahrung hat. Und was mir diesmal sehr wertvoll erscheint, ist die gute Arbeit des neuen Fitnesstrainers. Meiner Meinung nach hat die Mannschaft die beste Kondition von allen in der Liga, und das war dann in vielen Spielen auch zu sehen.“


FC Slovan Liberec gewinnt das brisante Derby gegen Jablonec mit 3:2

FC Slovan Liberec  (Foto: ČTK)
In der höchsten tschechischen Fußball-Spielklasse, der Synot Liga, stand am vergangenen Wochenende der 18. Spieltag auf dem Programm. Und auch bei den Fußballern wurde die größte Aufmerksamkeit in Richtung Liberec gelenkt. Aus gutem Grund, denn im Stadion an der Neiße stieg am Samstag das regionale Derby zwischen dem gastgebenden FC Slovan und dem FK Jablonec. Der Begriff „regional“ ist dabei sogar noch untertrieben, denn beide Städte sind nur neun Kilometer voneinander getrennt. Auch deshalb birgt es immer viel Zündstoff, wenn die Kicker aus der 100.000-Einwohner-Stadt Liberec gegen die Spieler aus dem nur halb so großen Jablonec antreten. Das Besondere dieser Begegnung konnte in den Tagen zuvor auch der slowakische Stürmer des FC Slovan, Marek Bakoš, spüren.

Marek Bakoš  (Foto: ČTK)
„Es ist ein besonderes Spiel für die Region, die unmittelbare Umgebung und auch für uns. In der Stadt begegnen wir vielen Menschen, die uns anfeuern. Unsere Fans wünschen sich, dass wir dieses Derby gewinnen.“

Und den Wunsch der Fans nahm sich gerade Marek Bakoš wohl ganz besonders zu Herzen. In dem rassigen Derby konnte der Rundfunkreporter nämlich bei der Schilderung über die erzielten Tore gleich dreimal den Namen des Angreifers in den Mund nehmen, das letzte Mal in der 86. Minute. Mit diesem Treffer machte Marek Bakoš nicht nur seinen Hattrick perfekt, sondern erzielte auch das Siegtor zum 3:2-Endstand. Durch den Sieg blieb Liberec in der Tabelle weiter vor dem Revierrivalen und schob sich sogar an Slavia Prag vorbei auf Platz vier. Jablonec rutschte auf den achten Rang zurück.


Panenka vorm Fifa-Kongress: Wünsche mir mehr Ehrlichkeit im Fußball

Antonín Panenka  (Foto: Jiricekpavlicek,  Public Domain)
In Jablonec nad Nisou ist traditionell die Glas- und Bijouterie-Herstellung ansässig. Aber auch die tschechische Münzpräge hat dort ihren Sitz. Vor knapp zwei Wochen wurde sie aus einem besonderen Anlass vom populären ehemaligen Fußballnationalspieler Antonín Panenka besucht. Am 10. Februar wurde hier eine Gedenkmünze mit dem Porträt des Helden vom EM-Finale 1976 in Belgrad herausgegeben. Die erste Goldmünze durfte Panenka höchstpersönlich ausstanzen, alle weiteren Münzen in der goldenen wie auch silbernen Legierung gehören zu einer limitierten Prägung, die den besten tschechischen Fußballern aus den Erfolgsjahren 1962 (WM-Zweiter), 1976 (EM-Titel) und 1996 (EM-Zweiter) gewidmet ist. In einer Serie mit elf Münzen soll quasi die beste tschechische Elf aus dieser Zeit zusammengestellt und gewürdigt werden. Panenka war nun der sechste aus dieser Reihe. Vor ihm wurde unter anderem Josef Masopust und Ivo Viktor diese Auszeichnung zuteil. Der Erlös aus dem Verkauf der Münzen kommt in erster Linie der Unterstützung von tschechischen Fußball-Internationalen zuteil, die sich mit den Einkommen ihrer Karriere kein würdevolles Leben im Rentenalter absichern konnten. Am Tag der Münzprägung dankte Panenka dann auch auf seine Weise:

Foto: Tschechisches Fernsehen
„Ich bin froh, dass diese Idee überhaupt entstanden ist, und zwar als eine Zusammenarbeit der Münzpräge mit der Stiftung der Fußball-Internationalen, deren Vorsitzender ich bin. Ich sehe dies aber nicht nur als eine Unterstützung für unsere Stiftung an, sondern auch als einen positiven Beitrag für den Fußball als solchen. Wie Sie alle wissen, steht dieser gerade jetzt in keinem guten Licht. Von daher hilft jede positive Werbung, um den guten Namen des Fußballs wieder herzustellen.“

Und gegenüber Radio Prag erklärte Panenka zudem, was er sich für seinen geliebten Sport gerade im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Kongress der Fifa wünscht:

„Ich will hier nicht nur sagen, dass ich noch die ´alte Schule´ habe. Aber was mir meine Eltern immer wieder gesagt und mit auf den Weg gegeben haben, war: Man soll im Leben immer ehrlich sein. Das würde ich mir auch für den Fußball wünschen – bei der Fifa, der Uefa und auch in den tschechischen Ligen. Und diese Ehrlichkeit muss für alle gelten, sowohl für die oberen als auch unteren Etagen unseres Sports.“

Autor: Lothar Martin
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