Kutna Hora: Das Böhmische Silbermuseum lädt ein

Silbermuseum in Kutna Hora

Die schwere Arbeit der mittelalterlichen Bergbauer kann man jetzt im Silbermuseum in Kutna Hora bestaunen. Vor kurzem wurde hier nämlich ein detailgetreu nachgebildetes Bergbaudorf eröffnet.

Die Stadt Kutna Hora liegt zirka 70 Kilometer östlich von Prag entfernt und ist seit langer Zeit durch den Silberbergbau geprägt. Das Silbererz wurde hier bereits im 13. Jahrhundert entdeckt und kurz darauf intensiv gefördert. Die heutige Stadtmitte umfasste damals mehr als 30 Quadrat Kilometer Bergbaufläche. Ungefähr ein Drittel der gesamten Silberproduktion Europas wurde hier gewonnen. Das Silber wurde ausschließlich zur Herstellung von Münzen genutzt, was dem damaligen böhmischen Königreich großen Reichtum einbrachte. Nach Prag war Kutna Hora - zu Deutsch etwa "Bergmannsberg" - die bedeutendste Stadt des Landes. Obwohl die meisten Stollen seit dem 15. Jahrhundert überflutet sind, sind viele Überreste der früheren Bergbautätigkeit noch bis heute erhalten. Das örtliche Silbermuseum bewahrt die Relikte in originaler mittelalterlicher Form auf, sagt die Sprecherin Blanka Voborilova:

Kutna Hora  (Foto: Štěpánka Budková)
"Unser Bergbaumuseum bietet zwei verschiedene Führungen an. Bei der ersten wird die Geschichte der Stadt erklärt und bei der zweiten die Technologie des Bergbaus. Die Führungen beginnen im Burghof, wo es zwei Ausstellungen gibt: zuerst gehen die Besucher in den Keller, wo ein Nachbau eines Stollens und verschiedene Grubenmaschinen zu sehen sind. Danach geht man in den Garten, wo dann eine originale Grubenmaschine aus dem 16. Jahrhundert gezeigt wird."

Nach dieser kleiner Einführung fragt die Begleiterin, ob jemand an Klaustrophobie oder ähnlichen Krankheiten leidet. Auch für beleibtere Personen ist der Spaziergang durch den Stollen nicht empfehlenswert - denn sie würden einfach nicht durch die engen Gänge passen. Die anderen können sich einen Helm, einen weißen Schutzmantel und eine Taschenlampe nehmen und sich unter die Erdoberfläche begeben. Man geht dann 160 Stufen eine Eisentreppe hinab und steht im ursprünglichen Stollen Sankt Georg.

"Das ist ein Stollen aus dem 14. Jahrhundert. Hier haben die Bergleute Silbererz und Kupfererz gewonnen. Dieser Stollen ist 250 Meter lang und liegt 36 Meter unter der Erde. Es handelt sich hierbei um einen Stollen im ersten Stock des Bergwerkes. Insgesamt war das Bergwerk über 400 Meter tief. Die anderen Stockwerke befinden sich unter uns und sind alle überflutet. Hier stehen wir bei einem Schacht, der nur 70 cm hoch und 10 Meter lang ist. Gerade an solchen Plätzen mussten die Bergleute arbeiten. Es war üblich, dass die Gänge im Bergwerk maximal einen Meter hoch und 40-50 cm breit waren."

Und überall tropft Wasser durch ...

"Das ist Oberwasser, das durch die Decke sickert und Kalkstein mit bringt. Deshalb sieht man dort auch schöne Kalktropfsteine."

Die Taschenlampen auszumachen und die Dunkelheit zu genießen - das ist eine beliebte Beschäftigung vieler Besucher hier unten im Schacht. Es ist jedoch ein beklemmendes Gefühl, sich vorzustellen, wie die Leute hier unten einmal gearbeitet haben. Alten Aufzeichnungen kann man entnehmen, dass hier sogar 14-jährige Jungen gearbeitet haben, obwohl diese Arbeit eigentlich nur erwachsenen Männern erlaubt war.

Der Stollen wurde erst 1967 bei einer hydrologischen Untersuchung entdeckt. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen gut erhaltenen Stollen handelt, der zur Entwässerung der Grube benutzt wurde. Der Gang wurde mit Nachbauten mittelalterlicher Rauchrohre, mit Streckenausbauten und anderem Bergwerkszubehör ausgestattet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er gehört sicher zu den Höhepunkten des Museumsbesuches. Die Besichtigung geht damit aber noch nicht zu Ende. In dem kürzlich eröffneten Bergbaudorf kann man auch die Herstellung von Münzen aus Silbererz bestaunen.

"Die Bergleute mussten zuerst das Silbererz ausfindig machen. Dann schlugen sie mit einem Hammer auf den Stein um zu testen, wie hart der Stein war und wie er klang. Wenn der Stein nach dem Schlagen heiß war und roch, war Silber im Erz. Das gewonnene Material wurde mit der Grubenmaschine nach oben transportiert, sortiert und gewaschen und kam in die Hütte. Hier wurde das Silber noch einmal geschmolzen und an den Münzhof überliefert. Dort goss man daraus eine Platte. Die wurde dann in kleine Stücke geschnitten und schließlich wurden die Münzen ausgeprägt."

Der König gewann aus dem Silberbergbau nicht nur Münzen, sondern auch eine direkte Einnahmequelle: Ein Achtel des geförderten Silbers ging als Steuer an den Herrscher. Die Silberproduktion stand stets unter strenger staatlicher Überwachung: Nur der Münzhof durfte Münzmetall herstellen. Die Bergbautätigkeit dauerte bis ins 16. Jahrhundert, dann waren die Gruben ausgebeutet. Es sei erwähnenswert, dass die Nazis während des Zweiten Weltkrieges den Abbau von Blei und Zink begonnen haben, den die Tschechoslowakei dann bis 1991 fortsetzte. Aber zurück zur Ausstellung mit Blanka Voborilova:

"Im Garten nahe beim Museum befindet sich eine Stelle, an der Handwerkerpuppen die typischen Arbeiten vorstellen. Da kann der Besucher sehen, wie das Silbererz sortiert und gewaschen wurde und welche Werkzeuge die Bergleute bei ihrer Arbeit benutzt haben. In der Mitte, zum Beispiel, steht ein Haspel. Das war eine Grubenmaschine, die 70 Kilo Erz 30 Meter nach oben transportieren konnte. Darüber hinaus kann man auch eine Hütte sehen. Und daneben stehen zwei Schmelzer, die wie im Mittelalter arbeiten."

Für das Museum war es gar nicht so einfach, die mittelalterliche Bergbauortschaft nachzubauen. Die Nachbildungen der historischen Maschinen musste man in besonderen Werkstätten herstellen lassen. Der finanzielle Aufwand verursachte eine langjährige Verspätung der geplanten Eröffnung. Das Ergebnis hat sich jedoch gelohnt. Die Ausstellung folgt dem gegenwärtigen Museumstrend, Geschichte mit anschaulichen Modellen und lebendigen Bildern näher zu bringen. Die Ausstellung im Silbermuseum entspricht den neuesten Erkenntnissen über den mittelalterlichen Silberbergbau.

www.cms-kh.cz

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