Kvitová scheitert an Barty, Plíšková an sich selbst
Die Australian Open sind stets das erste Tennis-Highlight des Jahres. Bei hochsommerlichen Temperaturen Ende Januar erstrahlen in Melbourne nicht selten auch zwei tschechische Spielerinnen im sonnigen Glanz: Petra Kvitová und Karolína Plíšková. Im vorigen Jahr gelangten beide unter die Top Four im Dameneinzel, Kvitová erreichte sogar das Finale. Und wie schlagen sich die beiden Tschechinnen diesmal?
Im vergangenen Jahr sorgten die beiden Tennisspielerinnen aus Tschechien in Melbourne für Furore. Petra Kvitová kämpfte sich bei dem zweiwöchigen Grand-Slam-Turnier bis ins Finale. In diesem unterlag sie schließlich der Japanerin Naomi Osaka nach einem großen Fight in drei Sätzen. Karolína Plíšková wiederum musste eine Runde zuvor die Segel streichen, auch sie verlor gegen Osaka in drei Sätzen.
An diese Erfolge wollten beide Top-Ten-Spielerinnen in diesem Jahr anknüpfen. Einmal in Form zu sein, ist zwar schön, den Level aber konstant aufrechtzuerhalten, das ist die eigentliche Herausforderung. Daher hat Petra Kvitová ihre Vorbereitung auf das Highlight in Down Under diesmal auch etwas anders gestaltet. Ihr Trainer Jiří Vaněk:„Im vergangenen Jahr hat sie kurzfristig noch das Turnier in Sydney gespielt. Sie hat es gewonnen, ist gleich darauf in Melbourne eingestiegen und stand dort im Finale. Petra ist eine wirklich atypische Spielerin. Bei ihr weiß man nie genau, wie man es am besten machen soll.“
Anscheinend war es aber genau das Richtige, denn in Runde eins bezwang Kvitová ihre Landsfrau Kateřina Siniaková mühelos mit 6:1 und 6:0. Doch wer die 29-Jährige bereits gut kennt, der weiß, dass sie bei ihren Turnierauftritten ziemlich häufig einige Wellentäler durchschreitet. In Runde zwei folgte dann auch ein Match, an dem die Spielerin aus Fulnek mächtig zu knabbern hatte. Gegen die Spanierin Paula Badoso setzte sie sich aber schließlich in zwei Sätzen mit jeweils 7:5 durch. In dieser Partie bekamen es beide Damen jedoch auch mit einem natürlichen Gegner zu tun – über dem Court wehte zum Teil ein starker Wind. Petra Kvitová:
„Urplötzlich war alles möglich. Ein Ball, der hätte im Aus sein müssen, landete doch noch auf der Linie, oder es war umgekehrt. Das ist anstrengend vor allem für den Kopf, denn auf einmal kommt noch ein Element dazu, gegen das man ankämpfen muss. In dieser Situation ist es am besten, den Ball stets in die Mitte zu spielen. Das klingt zwar blöd, doch es ist die einfachste Lösung, um möglichst wenige Fehler zu machen.“
Das Kreuz mit der Sonne
In der dritten Runde traf Kvitová dann auf die Russin Ekaterina Alexandrowa. In dieser Begegnung spielte wiederum die Sonne eine große Rolle. Zu Beginn des Matches wurden beide Spielerinnen bei eigenem Aufschlag von ihr ziemlich stark geblendet, sagte die Tschechin:
„Ich war froh, dass ich die Bälle irgendwie ins Feld brachte. Dass ich das erste Game dann aber nach vielleicht sieben, acht Minuten gewonnen habe, war sehr gut. Danach war auch meine Gegnerin bei ihrem ersten Aufschlag ziemlich unsicher, weil sie nun in die Sonne schauen musste. Schließlich verschwand das Problem, was uns beide befreiter aufspielen ließ. Der Gewinn der ersten beiden Games aber gab mir Selbstvertrauen, so dass ich danach wirklich gespielt habe.“Kvitová gewann das Duell klar mit 6:1 und 6:2 und zog danach ins Achtelfinale ein. Auch Trainer Vaněk zeigte sich nach dem glatten Sieg zufrieden:
„Das Match verlief viel einseitiger, als es begonnen hatte. Für mich war so auch das erste Game bereits der Schlüssel zum Erfolg. Denn wie Petra mir gesagt hat, konnte sie den Ball kaum sehen, als sie gegen die Sonne spielte.“
Im Achtelfinale erlebten die Zuschauer in der gut gefüllten Rod-Laver-Arena erneut eine Kvitová mit zwei Gesichtern. Gegen die unangenehme Griechin Maria Sakkari fand die Weltranglisten-Achte zunächst gar nicht ins Spiel, machte viele leichte Fehler und verlor ihren ersten Satz im Turnier im Tiebreak, also 6:7. Danach aber schüttelte die Tschechin ihre Nervosität endlich ab und gewann die nächsten beiden Sätze mit 6:3 und 6:2. Im Viertelfinale kommt es nun zu einer Neuauflage des Vorjahres: Kvitová trifft dort auf die Australierin Ashleigh Barty. Damals hatte Kvitová die Australierin klar besiegt, in den Turnieren danach aber gegen die aktuelle Nummer Eins der Welt dreimal in Folge verloren. So war es schließlich auch am Montag. In zwei Sätzen unterlag Kvitová der Lokalmatadorin mit 6:7 und 2:6.
Verpasste Hoffnung auf Grand-Slam-Titel
Karolína Plíšková hatte bei ihrer Ankunft in Melbourne bereits einen Triumph aus Brisbane im Gepäck. Das Turnier in der Stadt an der australischen Nordostküste hatte die 27-Jährige Mitte Januar schon zum dritten Mal gewonnen. Dieses Ziel hatte sich die Nummer Zwei der Welt auch für Melbourne gesteckt, denn was ihr in ihrer bisherigen Erfolgskarriere noch fehlt, ist der Finalsieg bei einem Grand-Slam-Turnier.Plíšková begann sehr konzentriert, zum Turnierauftakt schlug sie die Französin Kristina Mladenović in zwei Sätzen mit 6:1 und 7:5. In Runde zwei bekam es die Tschechin mit der deutschen Spielerin Laura Siegemund zu tun. Und diese gehört fraglos nicht zu ihren liebsten Gegnerinnen, bekannte Plíšková nach ihrem hart erarbeiteten Zwei-Satz-Sieg (6:3, 6:3):
„Laura spielt sehr unangenehm. Sie trifft fast keinen Ball sauber, und auch heute war das der Fall. Von daher fand ich anfangs nicht gut ins Match, ich musste mich erst auf ihre Spielweise einstellen. Doch insgesamt war ich auf alles vorbereitet. Von daher habe ich mich dann darauf konzentriert, innerlich ruhig und wach zu bleiben. Und das ist mir meiner Meinung nach auch gut gelungen.“
Gescheitert an der Hoffnungsträgerin aus Russland
In der dritten Runde musste Plíšková dann gegen Anastassija Pawljutschenkowa antreten. Eine ambitionierte Kontrahentin, die in der Weltrangliste gerade auf dem Vormarsch ist. Und ihren Ehrgeiz bewies die Russin dann auch gegen die Spielerin aus Louny / Laun: Sie gewann das attraktive Match in beiden Sätzen mit 7:6. Für Plíšková, die Tränen in den Augen hatte, aber brach danach eine kleine Welt zusammen:
„Es ist mir gewiss ein Rätsel, wie das passieren konnte, denn in den ersten zwei Runden habe ich wirklich nicht schlecht gespielt. Im Turnier kommt aber immer eine Begegnung, die etwas schwerer ist, und das muss man überstehen. Doch heute habe ich es einfach nicht verstanden, mein Potenzial abzurufen, und das gegen eine Kontrahentin, die absolut nichts zu verlieren hatte. Sie hat mir dann auch das Leben schwer gemacht, mehr gezeigt als ich und sich den Sieg so auch verdient.“Ihren Traum vom ersten Grand-Slam-Turniersieg konnte sich Karolína Plíšková also noch immer nicht erfüllen. Deshalb hinterfragte sie nach der Niederlage auch sofort, was sie in Zukunft vielleicht ändern müsste:
„Es hilft wohl eher nicht, wenn ich vor einem Grand Slam immer das jeweilige Turnier davor gewinne. Der Druck ist dann größer, und das hilft mir sicher nicht. Auf der anderen Seite brauche ich die Spiele in der Vorbereitung.“
Beide den Australian Open waren im Damen-Einzel insgesamt neun tschechische Spielerinnen am Start. Außer Kvitová und Plíšková kam keine von ihnen über die Runde zwei hinaus. Auch nicht die talentierte Karolína Muchová, die in eben dieser Runde an der Amerikanerin Catherine Bellis scheiterte. Danach zeigte sie sich selbstkritisch:
„Ich muss zugeben, dass ich mich gerade so ein bisschen auf dem Court quäle. Ich treffe die Bälle nicht sauber, bin nicht gut im Feld positioniert, mein Tennis ist zurzeit weder Fisch noch Fleisch. Das frustriert mich auch ein wenig, denn ich weiß, dass ich besser spielen kann. Und über eine Niederlage ärgere ich mich auch nicht so, wenn ich zuvor gut gespielt habe.“
Nächster Halt Olympia?
In Melbourne sind die Spielerinnen aus Tschechien indes nicht nur wegen ihrer persönlichen Karriere am Start. Für sie galt vielmehr, sich durch gute Leistungen für das olympische Turnier in diesem Sommer in Tokio zu empfehlen. Deshalb war auch der Trainer des tschechischen Fed-Cup-Teams, Petr Pála, in Melbourne angereist. Er machte sich ein Bild von der Form seiner Schützlinge und sagte vor Journalisten:„In Tokio sollten die Tschechinnen spielen, die eine Medaillenchance haben.“
Und was sagen die tschechischen Frauen selbst über eine mögliche Teilnahme bei Olympia? Karolína Muchová:
„Ich verbinde die Olympischen Spiele nicht unbedingt mit dem Tennissport. Auf der anderen Seite aber ist es ein Ereignis, das jeder erleben möchte. Wenn ich also nominiert werden sollte, würde ich diese Chance auch gern nutzen.“
Karolína Plíšková:
„Ich werde wohl mit meiner Entscheidung bis zum letzten Moment warten. Bislang überwiegt der Gedanke, dass ich nach Tokio reisen werde. Und das deshalb, weil ich gewiss nichts bereuen will.“
Und Doppel-Spezialistin Barbora Strýcová:
„Für mich ist es eine enorme Motivation, bei Olympia zu spielen.“