Wegen Corona auf dem Prüfstand: Australian Open, Fußball-EM und Olympia

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Nach der Corona-bedingten Absage mehrerer Sportereignisse im Jahr 2020 schaut man weltweit gespannt auf die weitere Entwicklung der Pandemie. Auch in Tschechien passen sich die Sportler an: Man ist erfreut, dass die bevorstehenden Australian Open im Tennis vor Zuschauern ausgetragen werden, und man hofft, dass sowohl Olympia als auch die Fußball-EM in diesem Jahr stattfinden. Zudem erinnern wir an den erfolgreichen Fußballtrainer Jozef Vengloš, der vergangene Woche gestorben ist.

Tennis: Veselý will nun durchstarten und Österreicher Thiem nacheifern

Jiří Veselý  (Foto: Carine06,  Wikimedia CC BY-SA 2.0)

Die Australian Open sind jedes Jahr das erste der vier großen Grand-Slam-Turniere, das in einer Tennissaison ausgetragen wird. Und auch der derzeit beste tschechische Tennisspieler verbindet mit dem Turnier in Down Under den ersten großen Erfolg seiner Karriere: Vor fast genau zehn Jahren gewann Jiří Veselý in Melbourne den Einzelwettbewerb der Junioren:

„An diese Zeit erinnere ich mich sehr gern, denn es war eine erfolgreiche Zeit: Ich konnte gleich das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres 2011 gewinnen, und auf der Basis dieses Triumphes gelang es mir, die ganze Saison über die Nummer eins der Welt bei den Junioren zu sein.“

Das schaffte Veselý als 17-Jähriger. Heute ist er nicht nur zehn Jahre älter, sondern nimmt ab nächsten Montag auch schon an seinen siebten Australian Open im Herren-Einzel teil:

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„Mir hat der Erfolg von 2011 gezeigt, dass ich das Potenzial zu einem Top-Spieler habe. Damals war ich der Weltbeste meines Jahrgangs, und das hat mich motiviert, mich dann auch unter den Männern emporzuarbeiten.“

Auf diesem Weg schien Veselý auch zügig voranzukommen: Als Junior war er der jüngste Tennisspieler unter den Top 100 der Weltrangliste der Herren, und 2013 wurde er bei den ATP World Tour Finals in London als „Star von Morgen“ ausgerufen. Damals sagte er:

„Ich weiß das sehr zu schätzen. Und natürlich werde ich hart an mir arbeiten, damit ich eines Tages auch hier antrete mit dem Schläger in der Hand.“

Pat Cash  (Foto: robbiesaurus,  Flickr,  CC BY-SA 2.0)

Mit anderen Worten: Jiří Veselý wollte sich auch im Männerbereich bis in die Top Ten vorkämpfen. Kaum dass er sich dieses Ziel gegeben hatte, gewann er zum Beginn des Jahres 2015 in Auckland sein erstes ATP-Turnier. Und der berühmte Australier Pat Cash schwärmte bei den anschließenden Australian Open, dass Veselý die Zukunft gehöre. Allerdings müsse der Tscheche dazu sein hartes Aufschlagsspiel und sein „über den gesamten Court präsentes Tennis“ weiter stabilisieren.

Diese Prognose aber konnte Veselý bisher nicht bestätigen. Dabei spielte er eine Zeitlang auf dem Niveau des Österreichers Dominik Thiem, mit dem er schon bei Kinderturnieren die Schläger kreuzte. Doch einen ähnlich großen Sprung wie der letztjährige US-Open-Gewinner und aktuell Dritte der Weltrangliste hat Veselý bisher nicht gemacht. Gesundheitliche Probleme und die Bürde, im Davis Cup die Rolle der tschechischen Nummer eins interpretieren zu müssen, haben den Linkshänder immer wieder aufgehalten. In der Weltrangliste hat es Veselý daher maximal bis auf Platz 35 geschafft. Zu seiner bisherigen Karriere sagt der momentan 69. Tennisspieler der Welt:

Foto: Tourism Victoria,  Flickr,  CC BY 2.0

„Meine Karriere lässt sich aus zwei Blickwinkeln betrachten, doch ich würde sie eher positiv bewerten. Bis auf eine Unterbrechung bin ich bereits das achte Jahr in Folge unter den Top 100, auch wenn einige meiner Träume bisher noch nicht in Erfüllung gegangen sind. Zugleich denke ich, dass ich immer noch jung genug bin, um meine Ziele zu realisieren. Zunächst möchte ich sobald als möglich wieder unter die besten Fünfzig der Welt kommen. Zudem wäre ich froh, wenn ich meine Leistungen bei den Grand-Slam-Turnieren weiter verbessern könnte.“

Mit dieser Einstellung nimmt Veselý ab dem kommenden Montag die diesjährigen Australian Open in Angriff. Neben ihn geht mit dem Qualifikanten Tomáš Macháč ein zweiter Tscheche im Herren-Einzel an den Start. Mit gleich neun Spielerinnen ist Tschechien in der Damenkonkurrenz vertreten, in der Karolína Plíšková, Petra Kvitová, Markéta Vondroušová und Karlolína Muchová vor der Auslosung gesetzt sind.


Tschechiens Sportmanager halten an Planungen für Olympia und Fußball-EM fest

Australian Open  (Foto: Stephen Collins,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0)

Im Unterschied zu Europa, Nord- oder Südamerika ist es in Australien gelungen, das Coronavirus unter Kontrolle zu bekommen. Im Bundesstaat Victoria, wo das Grand-Slam-Turnier ausgetragen wird, gab es seit knapp vier Wochen keine einzige Ansteckung mehr. Deswegen wollen die Veranstalter täglich bis zu 30.000 Besucher in die Tennisanlage im Melbourne Park zulassen.

Von solch positiven Entwicklungen sind andere Sport-Großereignisse des Jahres noch weit entfernt. Deshalb kamen zuletzt auch erste Zweifel auf, ob die bereits um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio in diesem Jahr tatsächlich stattfinden werden. In Tschechien will man diese Zweifel vorerst nicht teilen. Vielmehr verkündete unlängst der Sportdirektor des Tschechischen Olympischen Komitees (ČOV), Martin Doktor, dass Tschechien für Tokio 42 Startplätze sicher habe. Und so würden auch die organisatorischen Vorbereitungen für ihn und seine Mitarbeiter weiterlaufen wie bisher, ergänzte Doktor:

Martin Doktor  (Foto: Jindřich Nosek,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

„Wir organisieren die Unterkünfte für unsere Athleten weiter unter der Vorgabe, dass die Spiele stattfinden werden. Im Grunde genommen hat sich unsere Tätigkeit nur um ein Jahr verschoben. Und ich kann sagen, es ist uns gelungen, nahezu alles 1:1 zu verschieben.“

In einer ähnlichen Rolle steckt das Management der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft. Auch hier mussten alle organisatorischen Vorkehrungen nach einjähriger Pause erneuert werden. Der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge, ließ jüngst jedoch aufhorchen, als er in Frage stellte, dass die Europameisterschaft wie von der Uefa geplant in zwölf Ländern ausgetragen werden könnte. Nach Rummenigges Meinung sollte das Turnier, um den Hygienemaßnahmen in der Corona-Zeit besser gerecht zu werden, nur in einem Land ausgerichtet werden. In Tschechien rechnet man indes weiter mit der Variante von 20 Austragungsorten. Und das bedeutet, dass die Nationalmannschaft ihre Gruppenspiele auf der britischen Insel bestreitet. Dazu sagte Teamsprecher Petr Šedivý:

Illustrationsfoto: Phillip Kofler,  Pixabay,  Pixabay License

„Leider können wir derzeit nicht zur geplanten Inspektionsreise nach Edinburgh aufbrechen, wo wir unser Quartier planen, und auch nicht zu einer Stippvisite nach Glasgow und London, wo wir spielen werden. Auf der anderen Seite waren wir dort überall schon im vergangenen Jahr, und dies mehrere Male. Jetzt müssen wir alle organisatorischen Dinge aus der Ferne regeln. Doch mit Hilfe von E-Mails und Videokonferenzen ist dies kein unlösbares Problem.“

Der Anstoß des Eröffnungsspiels zur Fußball-EM soll am 11. Juni erfolgen, der Beginn der Olympischen Spiele in Tokio ist für den 23. Juli geplant.


Legendärer Trainer und Fußballexperte Jozef Vengloš gestorben

Jozef Vengloš  (Foto: Archiv UEFA)

In der vergangenen Woche ereilte die Fußballfreunde in Tschechien und der Slowakei eine traurige Nachricht: Der ehemalige Erfolgstrainer Jozef Vengloš ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Als Spieler wurde Vengloš bekannt, nachdem er 1955 mit dem Traditionsverein Slovan Bratislava tschechoslowakischer Meister wurde. Einen richtig großen Namen aber machte er sich als Trainer. Seinen ersten Aufsehen erregenden Erfolg hatte er 1976, als er gemeinsam mit Vávlav Ježek die tschechoslowakische Nationalmannschaft zum EM-Titel führte. Einige Jahre später sagte er im tschechischen Fernsehen über seine ehemaligen Schützlinge.

„Panenka, Nehoda, Viktor und auch alle anderen Spieler der damaligen tschechoslowakischen Nationalmannschaft hatten sich dem Fußball mit Haut und Haar verschrieben. Sie brachten neben ihrem Können auch ihr Herz ein.“

Jozef Vengloš  (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Vier Jahre später war Vengloš alleiniger Cheftrainer der Nationalelf und erkämpfte mit ihr EM-Bronze. Vengloš gehörte zweifellos zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des tschechoslowakischen Fußballs. Er führte die Nationalmannschaft ebenso zu zwei Weltmeisterschaften. 1990 unterschrieb er einen Vertrag bei Aston Villa und wurde somit der erste ausländische Coach in der englischen Liga. Später trainierte Vengloš auch die Traditionsvereine Celtic Glasgow und Sporting Lissabon. Sein ehemaliger Schützling, Ex-Mittelfeldstar Antonín Panenka, nennt einen der Gründe, weshalb Vengloš international so gefragt war:

Antonín Panenka  (Foto: Tschechisches Fernsehen)

„Ein riesiger Vorteil von ihm war es, dass er zu seiner Trainerzeit schon sehr gut Englisch konnte. Für ihn war es so kein Problem, sich überall zu verständigen. Er hatte auch sehr viele Freunde, was wir bei unseren Auswärtsreisen mitbekamen, denn er wurde ständig gegrüßt. Ich denke, Jozef Vengloš war ein fähiger Mann an seinem Platz, und er wurde in gewisser Weise allseits bewundert.“

2007 erhielt Vengloš den Verdienstorden der Uefa für die Entwicklung des Fußballs, und vor sieben Jahren bekam er auch die höchste Auszeichnung vom Weltverband Fifa.

Autoren: Lothar Martin , Jaroslav Plašil , Marek Augustin
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