Tennis: Krejčíková und Menšík basteln an erfolgreicher Einzel-Karriere

Barbora Krejčíková

Die neue Tennissaison hat ihr erstes Highlight hinter sich. In Melbourne traf sich die Weltelite zu den Australian Open, dem traditionell ersten Grand-Slam-Turnier jedes Kalenderjahres. Und dabei machten auch zwei Tennisspielerinnen und ein Junior aus Tschechien von sich Reden: Barbora Krejčíková, Kateřina Siniaková und Jakub Menšík.

Krejčíková und Siniaková holen vierten Grand-Slam-Titel im Doppel

Kateřina Siniaková und Barbora Krejčíková nach dem Sieg in Melbourne | Foto: Andy Brownbill,  ČTK/AP Photo

Krejčíková und Siniaková gewannen das Damen-Doppel und damit in diesem Wettbewerb schon das dritte der insgesamt vier Grand-Slam-Turniere. In einem packenden Finale bezwangen sie das brasilianisch-kasachische Duo Beatriz Haddad Maia und Anna Danilina in drei Sätzen mit 6:7, 6:4 und 6:4. Nach dem Sieg sagte Krejčíková:

„Es war ein sehr anstrengendes Endspiel, doch ich bin froh, dass wir uns am Ende durchgesetzt haben, indem der letzte Ball zu unseren Gunsten entschied.“

Beatriz Haddad Maia und Anna Danilina | Foto: Andy Brownbill,  ČTK/AP Photo

Die letzten Ballwechsel vor der Verkündung des Stadionsprechers waren indes sehr aufregend. Denn die Gegnerinnen versuchten nun, die beiden Tschechinnen mit hohen Bällen zu überraschen. Krejčíková aber hatte darauf stets eine Antwort:

„Sie spielten auf einmal von der Grundlinie einen Vorhand-Slice nach dem anderen. Diesen Schlag aber habe ich von Kindheit an im Blut, also habe ich mit gleicher Münze geantwortet.“

Und mit einem schelmischen Lächeln fügte die 26-Jährige hinzu:

Barbora Krejčíková | Foto: Tatiana,  Flickr,  CC BY-SA 2.0

„Hohe Tatra sagt unser Trainer zu diesem Schlag. Doch er war unser Championship-Point, und damit hatte wohl auch er nicht gerechnet.“

Bei einem Grand-Slam-Turnier war es nunmehr schon der vierte Championship-Point, den die beiden Tschechinnen im Damen-Doppel erfolgreich abgeschlossen haben. Den ersten verwandelten sie 2018 bei den French Open, nur wenige Wochen darauf folgte der Sieg in Wimbledon. Im vergangenen Jahr wiederholten sie ihren Triumph beim Roland-Garros-Turnier in Paris, und nun kam der erste Erfolg bei den Australian Open hinzu. Um alle großen Turniere einmal gewonnen zu haben, müssen Krejčíková und Siniaková jetzt lediglich noch den Sieg bei den US Open holen. Dort haben sie als bisher beste Leistung eine Halbfinalteilnahme (2018) zu Buche stehen. Doch auch bei den Australian Open brauchten sie mehrere Anläufe, um sich systematisch vom Achtel- über das Viertel- und Halbfinale bis zum gewonnenen Endspiel vorzuarbeiten. Von der analogen Aufzählung des Reporters vom Tschechischen Rundfunk zeigte sich Kateřina Siniaková angenehm überrascht:

„Na, das ist doch super, dass es so geklappt hat. Das wusste ich gar nicht. Unsere Freude ist natürlich groß, es nun geschafft zu haben. Ich mag die Australian Open sehr und bin daher froh, dass wir diesmal von hier mit dem Titel zurückkehren.“

Kateřina Siniaková und Barbora Krejčíková | Foto: Simon Baker,  ČTK/AP Photo

Im Einzel scheitert Krejčíková im Viertelfinale

Den Gewinn der Australian Open, den strebte Barbora Krejčíková auch im Damen-Einzel an. Vor einem Jahr hätte man sie dafür noch ausgelacht, galt die Brünnerin doch bis dahin als ausgemachte Doppelspezialistin. Mit dem Grand-Slam-Sieg vergangenes Jahr bei den French Open gelang ihr jedoch der Durchbruch. Danach verbesserte sie auch ihre Top-Ergebnisse in Wimbledon und bei den US Open, so dass sie zum Jahresende bereits zur neuen Nummer eins unter den tschechischen Tennisspierinnen avancierte.

Krejčíková unterlag der US-Amerikanerin Madison Keys | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Krejčíková war bei ihrem Vorhaben in Melbourne auch auf einem guten Weg. In den ersten vier Runden setzte sie sich dreimal souverän in jeweils zwei Sätzen durch, nur gegen die Lettin Jelena Ostapenko hatte sie etwas Mühe und musste über drei Sätze gehen. Im Viertelfinale unterlag Krejčíková dann aber der US-Amerikanerin Madison Keys in zwei Sätzen mit 3:6 und 2:6. Dabei klagte sie gegen Ende des ersten Satzes über gesundheitliche Probleme und ließ sich den Blutdruck messen. Offenbar war die 26-Jährige bei großer Hitze nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, daher hatte sie im zweiten Satz auch nur wenig entgegenzusetzen. Sie führte indes andere Gründe für ihre Niederlage an:

„Auch im Achtelfinale habe ich bei großer Hitze gespielt, ich war daran also schon etwas gewöhnt. Und ich fühlte mich gut. Heute ist jedoch viel Schlechtes zusammengekommen, ich fühlte mich unwohl und konnte leider nichts dagegen tun.“

Aleš Kartus | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Krejčíková hatte im Spiel eine Schwächeattacke. In diesem Moment riet Aleš Kartus seinem Schützling, einfach aufzugeben – aber er stieß auf Unverständnis:

„Mein Trainer hat mir klar gesagt, dass ich nicht weiterspielen solle. Aber ich bin nicht der Typ, der einfach aufgibt. Zudem war es das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turnieres, das will jeder bis zum Ende durchziehen. Und solange nicht der letzte Ball gespielt ist, besteht immer die Chance auf eine Wende mit der Möglichkeit zum Sieg. Von daher wollte ich weiterspielen, doch der letzte Ball ist leider nicht zu meinen Gunsten im Feld gelandet.“

Für die ehrgeizige Tschechin aber ist auch das Viertelfinal-Aus in Melbourne ein weiteres Mosaiksteinchen auf ihrem Weg nach oben. Und diesen Weg will sie konsequent beschreiten:

Barbora Krejčíková | Foto: Peter Menzel,  Flickr,  CC BY-SA 2.0

„Ich hoffe nun, dass ich ein Rezept finde, um mich darauf vorzubereiten, wenn solche Dinge eintreten und mich beeinflussen könnten. Bisher war es immer so, dass ich aus solchen Erfahrungen gelernt habe und danach umso besser und stärker zurückgekommen bin. Das werde ich auch diesmal versuchen.“

Mit dem Vorstoß ins Viertelfinale erreichte Krejčíková ihr bisher bestes Ergebnis im Damen-Einzel bei den Australian Open. Zuvor war die Tschechin zweimal in der zweiten Runde gescheitert. Der Lohn dafür ist, dass sie sich nach dem Turnier in der Weltrangliste um einen Platz verbessert hat. Sie liegt nun auf Rang drei.

Junior Menšík ist Versprechen für die Zukunft

Jakub Menšík | Foto: Tschechisches Fernsehen

Das Turnier in Melbourne wird stets im australischen Sommer ausgetragen, wenn nicht selten Temperaturen herrschen von über 30 Grad im Schatten. Das ist sehr kräftezehrend und kann einem mithin auch den Sieg kosten, wenn der Gegner mehr Reserven im Tank hat. So ähnlich lässt sich auch der Ausgang des Einzelwettbewerbs der Junioren beschreiben, in dem ein junger Tscheche für Furore sorgte. Es war der erst 16-jährige Jakub Menšík. Nach einem dramatischen Fight verlor er das Endspiel gegen den US-amerikanischen Favoriten Brune Kuzuhara nach fast vier Stunden Spielzeit in drei Sätzen denkbar knapp mit 6:7, 7:6 und 5:7. Danach sackte das tschechische Talent vor Erschöpfung zusammen und lag noch über drei Stunden in einem Arztzimmer zur Beobachtung. Den Krimi, den er sich zuvor mit Kuzuhara lieferte, hat unter anderen Barbora Krejčíková live verfolgt:

„Jakub tat mir sehr leid, denn er kämpfte und rackerte bis zum Ende, um dann das Match zu verlieren, weil ihm letztlich die Kraft ausging. Aber er ist noch jung und wird sicher die richtigen Lehren daraus ziehen. Was er hier beim Turnier in Melbourne gezeigt hat, war famos und ist ein Versprechen für die Zukunft. Ich werde seinen Weg weiter verfolgen und glaube, dass er es weit bringen kann.“

Bruno Kuzuhara und Jakub Menšík  (unten) | Foto: Tschechisches Fernsehen

Das hofft auch der Youngster selbst. Das Finale gegen den anderthalb Jahre älteren Amerikaner Kuzuhara war für ihn so auch nur ein erster Meilenstein. Menšík weiß, dass er für eine möglichst erfolgreiche Karriere noch zulegen und weiter fleißig an sich arbeiten muss. Doch als Nummer drei der Junioren-Weltrangliste steht er bereits jetzt relativ gut da. Und er hat auch ein großes Vorbild, dem er nacheifern will – es ist die aktuelle Nummer eins der Herren-Weltrangliste, der Serbe Novak Djoković. Über ihn sagt Menšík:

„Was er bislang gezeigt hat, ist einfach unglaublich. Der Spieler Djoković ist wirklich außergewöhnlich und einzigartig. Manche Leute mögen ihn, andere wiederum hassen ihn. Einige der Ziele, die er sich erfüllt hat, möchte ich eines Tages auch erreichen.“