Ladies tschechischer Wissenschaft mit internationalem Stipendienpreis gekürt

Foto: Europäische Kommission

Anfang Januar sind zahlreiche geladene Gäste in der Bibliothek der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag aus einem besonderen Anlass zu einer Feierstunde zusammengekommen. Insgesamt hatten sich 38 jungen Wissenschaftlerinnen für das von der Firma l´Oreal subventionierten Stipendienprogramm im Rahmen des internationalen Projektes "For Woman in Science" / Für Frauen in der Wissenschaft beworben. Drei von Ihnen erhielten schließlich das Stipendium. Bedingung für die Bewerbung war ein Alter unter 35 Jahren. Außerdem mussten die Bewerberinnen ein Projekt aus ihrem Fachbereich vorlegen. Den Preis - 180.000 Kronen, rund 6000 Euro, aber nur drei von ihnen mit nach Hause nehmen.

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Auch wenn die Türen in die Wissenschaft für Frauen offen stehen - sei es in den Hochschulen oder in der Wissenschaftsakademie - habe sie immer noch das Gefühl, dass immer noch etwas fehle. Das sagte die ehemalige Vorsitzende der Wissenschaftsakademie, Helena Illnerova, bei der feierlichen Veranstaltung. Mit dem fehlenden "Etwas" meinte sie das Selbstvertrauen in hohe Positionen zu aufzusteigen. Dass tschechische Wissenschaftlerinnen zum ersten Mal an dem internationalen Stipendienprogramm teilgenommen haben, dürfte sich nachfolgend auch bei anderen Forscherinnen als kleine Initialzündung dafür auswirken, Mut zu fassen.

Die finanzielle Unterstützung selbst muss nicht unbedingt das Wichtigste sein, viel mehr das an Frauen gesendete Signal, dass sie erfolgreich sein können, sagte der Nachfolger von Frau Illnerova, Professor Vaclav Paces, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

"Es ist wünschenswert, dass den Frauen eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft zukommt. Für mich als Vorsitzender der Wissenschaftsakademie ist es selbstverständlich wichtig, dass sie auch in der Wissenschaft eine bedeutende Rolle spielen. Dass sich Frauen hierzulande nicht gerade in die Wissenschaft stürzen, ist meiner Meinung nach ein Verlust für unsere Gesellschaft. Kleine Signale, wie das heute, werden vielleicht einen positiven Einfluss darauf haben, dass bei uns mehr Frauen sozusagen in die Wissenschaft vorstoßen werden."

Die Situation sieht Paces aber nicht als ein rein tschechisches Spezifikum:

"Das stimmt, es ist nicht nur unser Problem. Dass im wissenschaftlichen Bereich mehr Männer als Frauen tätig sind, ist zweifellos zum Teil auch biologisch bedingt. Viele Frauen spielen aus verständlichen Gründen immer noch eine dominante Rolle in der Familie. Die Zahl der Frauen in Spitzenpositionen, sei es in der Politik oder im Management großer Unternehmen, ebenso in der Leitung unserer Akademie, nimmt zwar zu, jedoch im Vergleich zu denen, die der Familie den Vorzug geben, sind es noch immer wenige."

Berenika Hausnerova arbeitet am Institut für Polymerforschung an der technologischen Fakultät der Tomas-Bata-Universität im südmährischen Zlin. In ihrem Projekt befasste sie sich mit spezifischen Eigenschaften von Materialien, die bei der Anwendung der so genannten PIM - Technologie Anwendung finden. Die englische Abkürzung steht für Power Injection Molding. Die Wissenschaftlerin erläutert:

"Es ist eine interessante Alternative zu metallurgischen Technologien, die bei der Herstellung von kleinen formenreichen und anspruchsvollen Metallbauteilen Anwendung findet. Sie verbindet metallurgische Technologien mit Prozessen aus dem Bereich der Plastikproduktion."

In diesem Bereich forscht Frau Hausnerova bereits seit längerer Zeit und wie Sie hören können, ist es für uns alle, die wir uns in dieser Hinsicht als Laien bezeichnen müssen, buchstäblich ein "spanisches Dorf".

"Die Technologie wird bereits in der Praxis angewendet, leider nicht in Tschechien, da die zu Anfang erforderlichen Investitionen viel Mut seitens der Investoren verlangen. Die Investitionen rechnen sich aber, da diese Technologie sehr gut mit den herkömmlichen metallurgischen Technologien konkurrieren kann. Sie ist auch billiger als der traditionelle Werkzeug- und Gerätebau. Die Produkte finden ihre Anwendung im Medizinbereich, in der Automobil- und Rüstungsindustrie, aber auch in der Eletronik und Elektrotechnik."

Berenika Hausnerova ist keine gebürtige Zlinerin. In die Stadt, bekannt durch die Schuhproduktion der Marke Bata, war sie zum Studium gekommen und ist sozusagen hängen geblieben. Hier ihre Begründung:

"Mein Mann stammt aus Zlin und da er wie alle Zliner ortsgebundener Patriot ist und nirgendwo anders als in Zlin leben könnte, bin ich ihm dorthin völlig unfeministisch gefolgt,"

sagt sie unüberhörbar mit viel Humor. Zu ihrem Leben gehört aber auch die sechsjährige Tochter Kajka. Die bedeutet für sie sehr viel, trotz des anstrengenden Lebens einer Forscherin:

"Über den Dingen stehen, die ich früher viel intensiver wahrgenommen habe, lernte ich erst, als meine Tochter Kajka geboren wurde. Jetzt bin ich viel mehr in der Lage, weniger Probleme, die mit meiner Arbeit zusammenhängen, im Kopf mit nach Hause zu tragen. Im Endeffekt ist es auch für die Arbeit selbst gut, dass ich abschalten kann, um am nächsten Morgen wieder mit neuem Enthusiasmus den Kampf fortzuführen,"

sagt Berenika Hausnerova wieder lächelnd. Auf die Frage, wozu sie das Geld verwenden will, mit dem ihr Projekt bedacht wurde, sagt sie spontan:

"Ich hatte noch keine Zeit mir zu überlegen, wofür ich das Geld verwenden werde. Ich mag eine Redewenung nicht - Time ist money. Für dieses Geld möchte ich aber gerne die Zeit, die mir zur Verfügung steht, ausnutzen. Zeit ist sehr wertvoll und man sollte sie nicht vergeuden."

Die zwei weiteren gekürten Ladies der tschechischen Wissenschaft sind Tatjana Ostaptschukowa vom Institut für Physik der Wissenschaftsakademie in Prag, und Katerina Kankova, Dozentin an der Masaryk-Universität in Brno / Brünn. Mehr von ihnen hören Sie in einer unserer nächsten Sendungen.