Lage in tschechischen Kliniken wird zunehmend kritischer

Foto: Tschechisches Fernsehen

Kurz vor Ende des Jahres 2020 hatte Gesundheitsminister Jan Blatný erklärt, die erste Januarwoche werde hierzulande entscheidend sein für den Kampf gegen die Corona-Pandemie. Nun zeigt sich, dass Tschechien vor einer weiteren Nagelprobe steht. Vor allem in den Krankenhäusern beginnt sich die Lage erneut zuzuspitzen.

Foto: Tschechisches Fernsehen

„Die Lage ist nicht gut, sie verschlechtert sich und wird sich weiter verschlechtern. Wir haben eine sehr hohe Virenaufladung in der Bevölkerung, Covid-19 breitet sich aus, die Zahl der Infizierten nimmt zu. Und wir wissen, dass von diesen Infizierten etwa fünf Prozent in Krankenhäusern behandelt werden müssen.“

Mit diesen Worten beschrieb TV-Redakteur Daniel Stach am Dienstagmorgen im Tschechischen Fernsehen die aktuelle Corona-Lage im Land. In seinen weiteren Erläuterungen machte Stach deutlich, dass nun auch wieder die Belastungen in den Krankenhäusern steige. Das bestätigte der Chefarzt der Uniklinik in Brno / Brünn, Jaroslav Štěrba, in den Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks:

Jaroslav Štěrba  (Foto: Archiv der Uniklinik in Brno)

„Gegenwärtig nehmen wir täglich zwischen 15 und 20 neue Patienten auf. Das heißt, wir versorgen derzeit mehr als 200 Covid-19-Patienten in unserer Klinik. Und ich muss hinzufügen, dass wir nur sehr schwere Fälle aufnehmen.“

Zum Vergleich: Im Herbst, als die Pandemie den bisher größten Druck auf die tschechischen Krankenhäuser ausübte, behandelte die Uniklinik Brünn um die 250 Covid-19-Patienten. Jetzt sieht Štěrba erneut große Anstrengungen auf seine Klinik zukommen:

„Wir befürchten, dass wir die Zahlen vom Herbst noch übertreffen werden. Von daher versuchen wir den Krankenhausbetrieb so umzustellen, dass wir dieser Aufgabe gewachsen sind.“

Uniklinik in Brno  (Foto: ČT24)

In den täglichen Besprechungen mit den Abteilungsleitern seiner Einrichtung werde daher erörtert, welche Leistungen man derzeit aussetzen beziehungsweise verschieben könne, sagte Štěrba. Dies sei jedoch alles andere als einfach, weil sich auch die personelle Lage in seiner Klinik verschlechtert habe, so der Chefarzt:

„Wir schränken alles ein, was nur möglich ist, denn wir haben viele kranke Mitarbeiter und viele, die in Quarantäne sind. Zudem sind unsere Mediziner schon ziemlich ermüdet von den Wochen und Monaten zuvor. Die Bereitschaft, von ihrer Arbeit im Home Office in den Dienst einer Covid-19-Abteilung zu wechseln, ist so jetzt auch wesentlich geringer als noch im Frühjahr oder Herbst.“

Illustrationsfoto: James Heilman,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0

Hinzu kommt noch eine Besonderheit der Uniklinik: Als größte und am besten ausgestattete medizinische Einrichtung der Region hilft sie den kleineren Krankenhäusern, wenn dort Not am Mann ist. Jaroslav Štěrba:

„Wir sind es gewohnt, dass wir mit unseren speziellen Möglichkeiten auch Patienten anderer Krankenhäuser übernehmen. Das tun wir ebenso bei Covid-19-Erkrankten. Nichtsdestotrotz geraten wir langsam an die Grenze dessen, was unsere Klinik zu leisten imstande ist.“

Sollte dies schon bald eintreten, dann hätte das auch weitere Konsequenzen, ergänzt Štěrba:

„Dann müssen wir andere Tätigkeiten in unserem Krankenhausbetrieb weiter herunterfahren. In dem Fall kann es passieren, dass sich nicht so viel Personal um die Patienten kümmern kann, wie diese es im Normalfall gerne hätten.“

Foto: ČTK / Radek Petrášek

Zum Jahresende 2020 wurde auch in Tschechien die Corona-Impfkampagne gestartet. Allerdings ist noch nicht absehbar, wann diese dabei hilft, die Pandemie in Griff zu bekommen. In der Uniklinik wurden bis zum vergangenen Wochenende rund 3300 Menschen gegen das Coronavirus immunisiert. Jetzt warte man auf die nächste Lieferung der Vakzine, die am Donnerstag in Brünn eintreffen soll, so Štěrba.

Bis der Großteil der Bevölkerung geimpft ist und der Impfstoff, der zweimal verabreicht werden muss, seine Wirkung zeigt, werden jedoch noch Monate vergehen. Bis dahin muss auch die Uniklinik in Brünn mindestens noch die derzeitige Krisensituation überstehen.