Krankenhäuser in Tschechien gehen zum Corona-Betrieb über
Die vierte Corona-Welle rollt weiter über Tschechien. Am Montag wurden hierzulande mehr als 11.000 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet – das sind 2250 mehr als in der Vorwoche. Die Zahl der Covid-19 Patienten, die in Kliniken behandelt werden müssen, ist in der zurückliegenden Woche um 1000 angestiegen und liegt aktuell bei knapp 4300. Aus diesem Grund müssen mehrere Krankenhäuser ihren nicht-akuten Betrieb einschränken.
„Das Prinzip ist einfach. Einige Abteilungen wie zum Beispiel die Orthopädie werden in sogenannte Covid-Einheiten verwandelt. Dort werden Patienten mit schweren und mittelschweren Lungenentzündungen durch Corona behandelt.“
Dies sagte Lukáš Velev in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Er leitet das Krankenhaus in Jihlava / Iglau und ist stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der tschechischen und mährischen Krankenhäuser.
„Die meisten Krankenhäuser im Kreis Vysočina stellen diese Woche aus Kapazitätsgründen die planbaren Operationen ein. Es fehlt uns zum einen an Betten und zum anderen an Personal. Für die Covid-Einheiten ist mehr Personal nötig als für die übliche Behandlung. Ab kommender Woche werden alle Krankenhäuser nur akute Leistungen durchführen. Dazu gehört natürlich auch etwa die Behandlung von Krebsfällen, wir werden Patienten mit solch schweren Problemen selbstverständlich nicht vernachlässigen.“
Das Krankenhaus in Jihlava wird nach den Schätzungen von Velev den Umfang der Operationen auf ein Drittel bis ein Viertel reduzieren.
„Wir müssen beurteilen, welche Leistungen planbar sind. Zum Beispiel ist bei vielen Patienten, die auf Gelenkersatz warten, die Arthrose bereits so fortgeschritten, dass die Operation akut ist. Jeder Klinikleiter und jeder Arzt kämpft darum, dass die Patienten nicht leiden, die zwar nicht durch Covid-19, aber durch eine andere Erkrankung gefährdet sind. Deswegen bemüht man sich überall hartnäckig, zumindest einige Leistungen beizubehalten.“
Das größte Problem in den Krankenhäusern ist laut Velev, dass Ärzte und Pflegepersonal mittlerweile durch den Dauerstress ausgelaugt sind:
„Wir arbeiten praktisch seit zwei Jahren in dieser Notlage. Nur in den Sommermonaten gab es eine kleine Pause, als die Lage etwas besser war. Die Ermüdung und Erschöpfung der medizinischen Mitarbeiter sind auf jeden Schritt zu spüren.“
Immerhin seien die Impfungen in gewissen Maßen hilfreich, so der Klinikleiter. Er beschreibt die aktuelle Lage in seinem Krankenhaus:
„Da sich die Krankheit nun vor allem unter Kindern und Jugendlichen in Schulen verbreitet, kommen viele Mediziner in Kontakt mit ihren positiv getesteten Kindern und müssen in Quarantäne oder sich entscheiden, was arbeitsnotwendig ist. Die Lage ist kompliziert. Dank den Impfungen fehlen uns derzeit nicht so viele Mitarbeiter wie bei den früheren Corona-Wellen ohne Impfung. In unserem Krankenhaus fehlten damals 100 Mitarbeiter täglich, heute sind es etwa 20.“
Doch das bedeute nicht, dass die Krankenhäuser nun gut dran seien, betont Velev. Denn schon vor der Corona-Krise habe in allen Kliniken hierzulande Personalmangel geherrscht:
„Der Druck durch die Corona-Krise verstärkt nun jene Probleme, die bereits vorher bestanden haben. Alles beruht ausschließlich auf dem persönlichen Einsatz von Menschen, die verstehen, dass sie ihren Mitbürgern helfen müssen.“
