Rückkehr zur Normalität in tschechischen Krankenhäusern

Nach und nach kehrt das medizinische Personal in den Krankenhäusern Tschechiens wieder zum Normalbetrieb zurück. Die auf die Schnelle eingerichteten Covid-Stationen haben immer weniger Patienten zu versorgen. Darum können die Ärzte sich wieder ihrer Spezialisierung und aufgeschobenen Operationen widmen. Dies ist etwa der Fall in der chirurgischen Abteilung des Uni-Krankenhauses in Ostrau-Vítkovice.

Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

„Wir sind Gott sei Dank wieder zur Normalität zurückgekehrt und konnten uns auch alle ein wenig ausruhen. Die Krankenhausleitung kam uns entgegen und genehmigte nach Abwicklung der Covid-Station allen eine Woche Urlaub. Jetzt haben wir hier aufgeräumt und führen nun wieder Operationen durch.“

Beata Špániková ist sichtlich erleichtert. Die Stationsschwester war dabei, als die Chirurgie im Krankenhaus des Ostrauer Stadtteils Vítkovice im vergangenen Jahr in eine Notabteilung für Covid-19-Patienten verwandelt wurde. Sie hofft, dass sich dies nicht noch einmal wiederholt, und berichtet von vielen traurigen Momenten:

Krankenhaus des Ostrauer Stadtteils Vítkovice | Foto: Jaroslav Ožana,  ČTK

„Es ist schwer, wenn während nur einer Schicht gleich fünf Menschen sterben. Jetzt stehe ich morgens mit einem besseren Gefühl auf. Ich mag es, wenn die Arbeit abwechslungsreich ist. In der Chirurgie stehen jeden Tag neue Aufgaben an, das ist gut.“

Die Arbeit auf der Covid-Station war psychisch und auch physisch anstrengend. Špániková ist froh, dass sie nun nicht mehr den Schutzoverall tragen muss. Derart hermetisch verpackt und in ständiger Bewegung hatte sie mit allergischen Symptomen zu kämpfen:

„Mein Gesicht war ganz rot, und die Haut pellte sich ab. Durch die zweifachen Handschuhe lässt sich kaum eine Vene ertasten, und auch sonst ist alles schwieriger. Aber wir haben gelernt, unter diesen Bedingungen zu arbeiten.“

Michal Stříž | Foto:  Archiv von Michal Stříž

Nur die FFP2-Maske bleibt Beata Špániková nun noch erhalten.

Auch der Arzt Michal Stříž ist an seinen angestammten Arbeitsplatz in der Uniklinik in Ostrava / Ostrau zurückgekehrt. Der Orthopäde bringt neue Erfahrungen mit aus dem fünfmonatigen Einsatz für Covid-19-Patienten. Auch wenn der Kampf mit dem Coronavirus oft vergeblich gewesen sei, habe die Sonder-Station doch eine wichtige Bedeutung gehabt, sagt Stříž:

„Jeder Patient, der an einem Beatmungsgerät versorgt wurde, wäre ohne diese Hilfe zu Hause gestorben. Der Krankenhausaufenthalt war für diese Menschen lebensrettend. Man sollte nicht nur auf die 20 Prozent Todesfälle schauen, sondern eher auf die 80 Prozent erfolgreicher Behandlungen.“

Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Am Mittwoch wurden in Tschechien noch etwa 1800 Corona-positive Menschen in den Krankenhäusern behandelt. Von ihnen kämpfen 345 mit einem schweren Verlauf der Lungenkrankheit Covid-19. Die Zahl der Patienten, die täglich an oder mit der Infektion sterben, liegt derzeit landesweit bei etwa 30.

Nach der dramatischen Zeit auf der Covid-Station warten auf Michal Stříž nun weitere strapaziöse Wochen in der Chirurgie:

„Jetzt steigt natürlich die Zahl der Operationen. Die Patienten, die bisher hinten anstehen mussten, kommen nun wie eine Lawine über uns. Ich weiß nicht, wann und ob wir das überhaupt aufholen können.“

Autoren: Daniela Honigmann , Iva Havlíčková
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