Lebensmittel-Skandale: Polen fürchten tschechische Kampagne

Foto: Archiv Radio Prag

Bereits seit einigen Jahren häufen sich in ganz Europa die Lebensmittelskandale: Industrielle Massentierhaltung, Einsatz von Chemikalien im Obst- und Gemüseanbau, Verarbeitung von ungenießbarem Fleisch oder nicht deklarierte Zutaten, wie zum Beispiel Pferdefleisch in Rinderlasagne. In Tschechien wurde nun in Pferdefleisch ein illegales Medikament entdeckt. Die Spur führte nach Polen – und löste eine Krise mit dem Nachbarn aus.

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Polen und Tschechien haben eine gemeinsame Grenze und eine verwandte Sprache. Allerdings geht es nicht immer nur harmonisch zwischen den Nachbarn zu. In den letzten Jahren war vermehrt das Essen ein Zankapfel. Polnische Lebensmittel seien das Opfer einer Medienkampagne in Tschechien, so der Attaché für Wirtschaftsfragen der polnischen Botschaft, Wojciech Pągowski:

„Ich denke, es gibt kein allgemeines Problem mit polnischen Lebensmitteln. Einige Fälle wurden aber in den tschechischen Medien hoch gekocht. Schauen wir aber auf die Statistiken und Informationen, die zum Beispiel die staatliche Landwirtschaftsinspektion veröffentlicht oder das europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel. Daraus geht überhaupt nicht hervor, das polnische Lebensmittel eine schlechte Qualität haben.“

Im Februar 2012 fanden Lebensmittelkontrolleure technisches Salz in polnischen Lebensmitteln, später wurden mangelhaftes Eiermehl in Zwieback und Ameisensäure in eingelegten Gurken festgestellt. Und nun das Medikament Phenylbutazon in Pferdefleisch aus Polen. Diplomat Pągowski fordert hierbei aber Fairness von der tschechischen Seite:

„Wir würden ein korrektes Handeln sehr begrüßen. Wenn über Einzelfälle von polnischen Lebensmitteln informiert wird, wäre es gut, auch mangelhafte Lebensmittel zu erwähnen, die aus anderen Ländern stammen. So kann der Eindruck vermieden werden, das auf dem tschechischen Markt nur polnische Lebensmittel problematisch sind.“

Landwirtschaftsminister Petr Bendl  (Foto: Filip Jandourek)
Auch der polnische Europaparlamentarier Czeslaw Siekierski hat das Thema aufgegriffen. Er sprach von einer Diskriminierung polnischer Produkte und von tschechischem Protektionismus. Besonders stören die Polen Aussagen wie die des Direktors der staatlichen tschechischen Lebensmittel- und Landwirtschaftsinspektion, Jakub Šebesta. Er hatte wiederholt in der Öffentlichkeit vom Kauf polnischer Lebensmittel abgeraten. Der tschechische Landwirtschaftsminister Petr Bendl wies die Vorwürfe einer gezielten Kampagne jedoch zurück:

„Wir führen keine Kampagne gegen polnische Lebensmittel, sondern generell gegen schlechte Lebensmittel auf dem tschechischen Markt. Dabei schauen wir nicht, ob sie aus Polen, Deutschland, Österreich oder woher auch immer stammen. Das nun vermehrt polnische Lebensmittel auffallen, muss nachdenklich stimmen, und dem müssen wir uns widmen. Ich habe meinen polnischen Amtskollegen zu Verhandlungen darüber eingeladen, damit wir das Problem gemeinsam lösen können.“

Landwirtschaftsminister Bendl will die Unstimmigkeiten also aus dem Weg räumen. Bleibt zu hoffen, dass nun auch die polnische Seite einlenkt.