Leugnung kommunistischer Verbrechen – Klage gegen Abgeordnete abgewiesen
Das Amtsgericht für den ersten Prager Stadtbezirk hat eine Klage gegen die kommunistische Abgeordnete Marta Semelová abgewiesen. Ein Brünner Stadtverordneter hatte die Politikerin wegen Aussagen verklagt, mit denen sie kommunistische Verbrechen verteidigt hatte.
„Ich bestehe auf meinen Meinungen, die Klage ist absurd.“ (Sie bestehe auf ihren Meinungen weiterhin, die Klage sei absurd, so die Abgeordnete.)
Richter Pavel Freibert betonte jedoch, er selbst stimme den Aussagen der Angeklagten nicht zu. Die Furcht vor der kommunistischen Ideologie und ihren Anhängern sei bereichtigt, so der Richter:
„Es ist gut, dass die Angeklagte die Dinge laut sagt und dass wir wissen, wie sie denkt. Sie hat uns damit an die Zeit erinnert, deren Rückkehr der Kläger befürchtet.“Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Kincl möchte in Berufung gehen. Der Publizist und Historiker Luděk Navara befasst sich seit Jahren mit den Verbrechen des kommunistischen Regimes und dem Schicksal der politischen Gefangenen. Meinungsäußerungen wie die von Semelová seien irreführend und sinnlos. Luděk Navara:
„Die Aussagen werden jedoch gezielt formuliert. Es ist notwendig, diesen Erklärungen entgegenzuwirken, weil es Lügen sind. Ich bin davon überzeugt, dass man erläutern muss, wie es wirklich war.“
Dem Publizisten zufolge gibt es heute noch Menschen, die unter dem Einfluss der Filme aus der kommunistischen Ära stehen. Die kommunistische Propaganda sei zwar nicht vollkommen gewesen, habe aber jahrzehntelang die Gesellschaft beeinflusst. Der Publizist:„Der Staat muss sich stärker dafür einsetzen, dass möglichst viele Menschen mehr über die jüngere Geschichte erfahren. Im Unterricht an den Schulen hängt das meist von den Überzeugungen des Lehrers ab sowie von seinem privaten Engagement. Über dieses Problem wird zwar seit vielen Jahre schon gesprochen, aber es hat sich bisher kaum etwas geändert.“
Das sei aber nicht alles, so Navara. Im Fall der Leugnung kommunistischer Verbrechen sei es durchaus notwendig, vor Gericht zu ziehen:
„Wenn wir die Rechtsextremisten bestrafen, müssen wir auch die Linksextremisten bestrafen. Entweder ziehen wir alle zur Rechenschaft, oder wir sagen, dass die Freiheit des Wortes so wertvoll ist, dass sie einen absoluten Wert darstellt, und bestrafen dann niemanden für seine Aussagen.“