In Lezaky wurde der Tragödie vor 60 Jahren gedacht
Ein ähnlich tragisches Schicksal wie für das bekannte Dorf Lidice war vor 60 Jahren auch der ostböhmischen Gemeinde Lezaky beschieden. Das Dorf wurde am 24. Juni 1942 niedergebrannt und seine Bewohner wurden ermordet. Auch in diesem Fall handelte es sich um einen Vergeltungsakt für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Mehr dazu von Markéta Maurová.
"Es starb dort jeder, der zu jenem Tag zum Daueraufenthalt in Lezaky angemeldet war. Sowohl die Männer als auch die Frauen wurden ins Schloss nach Pardubitz gebracht, die meisten wurden am 24. Juni erschossen, der Rest am 2. Juli."
Nur zwei kleine Mädchen haben die Tragödie überlebt, da sie zur arischen Umerziehung nach Deutschland geschickt worden waren. Die Schwestern Jarmila und Marie Stulikova, 1942 ein bzw. zweieinhalb Jahre alt, kehrten nach dem Krieg in ihren Heimatort zurück und leben bis heute in dessen Nähe. Die Erinnerungen der jüngeren Marie reichen nur noch in die Nachkriegszeit zurück.
"Ich kann mich nur an die Rückkehr im Jahre 1946 erinnern. Meine Schwester Jarmila war schon beim Opa. Ich habe kein Wort tschechisch verstanden. Wir haben damals unsere Mutter sehr vermisst. Wir vermissen sie immer noch, in jedem Alter."
Die Schwestern nahmen an der Gedenkveranstaltung teil, die anlässlich des traurigen Jahrestags am Sonntag in Lezaky durchgeführt wurde. Zur Trauerfeier hatten sich einige hundert Bürger sowie Zeitzeugen, Widerstandskämpfer und offizielle Gäste aus dem In- und Ausland versammelt. Die tschechische Spitzenpolitik wurde durch Senatschef Petr Pithart und Vizepremier Vladimir Spidla vertreten. Letztgenannter würdigte in seiner Rede die Opfer und betonte, dass man immer dem Bösen entgegentreten müsse. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk äußerte Spidla, dass er das Wehklagen wegen des angeblichen Moralverfalls in der heutigen Zeit nicht so pessimistisch sehe:
"Man beschwert sich in der ganzen Geschichte darüber, dass die Moral vergessen werde. Ich glaube, dass wir nicht schlechter und nicht besser als unsere Ahnen sind. Wir haben das Glück, dass wir vor keine so großen Proben gestellt werden. Dann würde sich mit Sicherheit zeigen, dass es in jedem Volk solche gibt, die bestehen, und andere, die versagen."