Liberales Institut: Tschechen erlangen Steuerfreiheit erstmals im Mai
Der „Tag des Steuerzahlers“ ist ein Fixpunkt, der das jeweilige Kalenderjahr in zwei mehr oder weniger ungleiche Hälften teilt – in die Zeitspanne, in der sämtliche Beschäftigten eines Landes quasi für die Staatskasse arbeiten, und in die zweite Phase, in der sie für den eigenen Geldbeutel verdienen. In Tschechien fiel der Tag der Steuerfreiheit diesmal auf den 29. Mai.
„Wir rufen den Tag der Steuerfreiheit seit dem Jahr 2000 aus. In diesem Jahr ist es das erste Mal, dass wir diesen Tag schon im Mai begehen konnten. Das könnte ein Grund zum Feiern sein, doch dem ist nicht ganz so.“
Stroukal glaubt nämlich, dass die Steuerbelastung in Böhmen und Mähren vor rund 100 Jahren deutlich niedriger war. Damals sei die Steuerfreiheit bereits im Januar erreicht worden. Nichtsdestotrotz bezeichnet Stroukal den 29. Mai als „Tag zum Einrahmen“, denn die Steuerfreiheit in Tschechien wurde damit vier Tage früher als im vergangenen Jahr erreicht. Zu den Gründen sagte er:
„Allgemein kann das daran liegen, dass der Staat geringere Ausgaben tätigt und die Produktivität des Landes steigt, wir also reicher sind. Zu unserem Unglück ist es aber nur einer dieser Faktoren: Das Bruttoinlandsprodukt ist im vergangenen Jahr stärker gestiegen als die Staatsausgaben.“Zur Berechnung des Tages der Steuerzahler gibt es verschiedene Methoden. Das Liberale Institut beispielsweise zieht dazu die öffentlichen Ausgaben zu Rate. Nach einer anderen Methode wiederum ermittelt die Finanzberatungsagentur Deloitte den Tag. Bei ihr wird das Verhältnis des Nettonationaleinkommens zu den gesamten Steuerausgaben in Betracht gezogen. Deloitte kommt so auch zu einem anderen Ergebnis – laut der Methode der Finanzberater erlangen die Tschechen ihre diesjährige Steuerfreiheit erst am 17. Juni. Deloitte-Chefökonom David Marek hat dazu noch eine unerfreuliche Nachricht:
„Wichtig zu erwähnen ist die Dynamik, mit der sich die Steuerbelastung in der jüngeren Vergangenheit entwickelt hat. Und die ist leider ungünstig für Tschechien: In den vergangenen fünf Jahren ist diese Belastung relativ deutlich gestiegen.“Alles im allem ist die Sache mit der Steuerbefreiung daher auch stets differenziert zu sehen. So auch das europäische Ranking, wonach Tschechien stabil unter den Top 10 liege. Und in diesem Jahr sei man sogar auf Platz drei gekommen – hinter Irland und der Schweiz, informiert Institutsleiter Stroukal. Viel interessanter sei indes die Feststellung, dass mit der Schweiz und Tschechien zwei Länder relativ zügig von Steuerzahlungen befreit sind, die nicht in der Eurozone liegen. In jenen Staaten, in der mit der Gemeinschaftswährung gezahlt wird, müsste viel länger gearbeitet werden, schließt Stroukal:
„In den Staaten der Eurozone fällt der Tag des Steuerzahlers im Schnitt auf den 24. Juni. Dies ist erst in fast einem Monat, also viel später.“Und dieser Fakt könnte letztlich auch wieder ein Argument für alle Euro-Gegner in Tschechien sein.