Tag der Steuerfreiheit: Tschechen beenden den "Staatsdienst"
Seit Dienstag, 14 Uhr 15 und 24 Sekunden ist es soweit: Die Tschechen haben - statistisch gesehen - ihre Steuerlast abgearbeitet und verdienen in der zweiten Jahreshälfte nun für sich selbst. Mehr dazu von Thomas Kirschner.
"Ergebnis ist auf jeden Fall, dass wir fast das halbe Jahr für den Staat arbeiten. Schon das ist ein wichtiger Hinweis, denn in Tschechien gibt es etwas, das man als ´fiskale Illusion´ bezeichnen könnte: Ein Durchschnittsbürger hat nicht die geringste Ahnung davon, wie hoch bei uns eigentlich die reale Besteuerung ist."
Während sich die Einkommenssteuer auf dem Lohnzettel leicht kontrollieren lässt, bleiben die Verbrauchssteuern und Sozialabgaben, aber auch der Arbeitgeberanteil für den Normalbürger im Verborgenen. Die Abgabentendenz ist weiter steigend: In diesem Jahr mussten die Tschechen bereits neun Tage länger für den Staat arbeiten als noch im Jahr 2000. Ein Niedrigsteuerland sei Tschechien keineswegs, meint die Ökonomin Sichtarova:"Bei uns heißt es oft, dass die Steuern nicht sonderlich hoch sind. Das ist aber nur eine Legende. Zwar sind Mehrwert- und Einkommenssteuer tatsächlich nicht sehr hoch, dafür aber sind die verdeckten Abgaben etwa für Kranken- und Sozialversicherung umso höher, und damit verteuert sich die Arbeitskraft in Tschechien so erheblich, dass die Arbeitgeber lieber in neue Technik als in Arbeitskräfte investieren. So müssen wir uns also nicht wundern, wenn die Arbeitslosigkeit nicht zurückgeht."
Niedriglohnland Tschechien oder Hochpreis-Standort Deutschland: In den Klagen um die hohen Lohnnebenkosten gibt es, wie es scheint, keinen Unterschied. Dabei liegt Tschechien mit Blick auf die Steuerquote im internationalen Schnitt gar nicht außergewöhnlich schlecht: In der Eurozone müssen die Menschen 173 Tage bis zur Steuerfreiheit arbeiten; in Tschechien sind es in diesem Jahr 164. Und für das nächste Jahr haben vor den Wahlen bereits alle Parteien deutliche Steuersenkungen in Aussicht gestellt.