Licht am Ende des Tunnels? Lehrer können auf Lohnerhöhung hoffen

Foto: Filip Jandourek, ČRo

Lehrer in Tschechien ist kein attraktiver Beruf. Vor allem, was die Finanzen betrifft. Die Gehälter der Pädagogen sind nun zu einem Thema in den laufenden Verhandlungen zum Staatshaushalt geworden. Die Aussichten auf mehr Geld sind dabei nicht schlecht.

Kateřina Valachová und František Dobšík  (Foto: ČTK)
Ende April haben die tschechischen Lehrer mit ihren Gewerkschaften eine Protestkampagne gestartet. Sie heißt „Schluss mit den billigen Lehrern!“, und der Name ist dann auch Programm. Selbst die Bildungsministerin Kateřina Valachova (Sozialdemokraten) sieht dabei ein kein bloßes Querulantentum:

„Es ist tatsächlich so, dass die Lehrer am schlimmsten dran sind. Statistisch gesehen haben sie als Akademiker die niedrigsten Löhne. Und das auch im Vergleich zu anderen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Von der Privatwirtschaft möchte ich gar nicht erst reden. Dort sind die Gehälter doppelt so hoch.“

Die Löhne der Lehrer in Tschechien sind tatsächlich sehr niedrig. Ein Gymnasiallehrer muss mit einem Einstiegsgehalt von 20.200 Kronen (750 Euro)auskommen – und das brutto. Nach 27 Jahren Dienst erhöht sich das Gehalt um gerade einmal 2300 Kronen (85 Euro). Dem steht ein Durchschnittslohn von rund 27.000 Kronen (1000 Euro) in Tschechien gegenüber. Damit weist Tschechien die drittniedrigsten Lehrerlöhne unter den OECD-Staaten auf. Schlechter sind nur Ungarn und Mexiko.

Die niedrigen Löhne können zudem einen katastrophalen Nebeneffekt haben. Immer weniger junge Menschen könnten den Beruf des Pädagogen ergreifen. Dazu die Bildungsministerin:

Foto: Filip Jandourek,  ČRo
„Aus den Kindergärten kommen momentan sehr viele Kinder an die Grundschulen. Für sie müssen genug Lehrer da sein. Wir sind aber eben in der Situation, dass wir nicht genug Lehrer für die Grundschulen und dann natürlich auch nicht für die weiterführenden Schulen haben. Von uns muss ein Signal ausgehen, dass etwas getan wird für das Ansehen dieses Berufs.“

Deshalb stellen die Bildungsministerin und Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) eine Lohnerhöhung in Aussicht. Ab dem nächsten Jahr soll es einen Aufschlag von zehn Prozent geben. Damit weichen die Regierungsvertreter sogar von ihrem ursprünglichen Plan ab. Die Gehälter sollten über zwei Jahre um jeweils fünf Prozent erhöht werden.

Finanzminister Andrej Babiš (Partei Ano) gab ebenfalls bereits sein Plazet zu den Plänen. Er konkretisierte indes nicht, welche der beiden Varianten er bevorzuge. Babiš möchte die Frage jedoch bei den laufenden Haushaltsverhandlungen als prioritär behandeln.

Der finanzielle Spielraum ergibt sich aus den demografischen Gegebenheiten. In den nächsten Jahren werden mehr Kinder die Schulen besuchen, wodurch auch mehr Geld aus dem Budget für das Schulwesen abgezweigt wird.

Auch von Gewerkschaftsseite wird die Lohnerhöhung positiv aufgenommen, wenn auch mit einer gewissen Skepsis. František Dobšík ist Vorsitzender der Lehrergewerkschaften:

Foto: Jana Šustová,  Tschechischer Rundfunk
„Wir sehen diese zehn Prozent als Erfüllung unserer Minimalforderung. Immerhin erfüllt die Regierung gerade eines ihrer ständigen Versprechen, etwas gegen die niedrigen Löhne zu tun. Es wurde ja auch Zeit, da selbst die EU kritisiert hat, wie unattraktiv der Beruf des Lehrers in Tschechien ist. Wir möchten die Erhöhung als Licht am Ende des Tunnels sehen.“

Die Gewerkschaften kritisieren aber, dass bei der Lohnerhöhung die Schulangestellten nicht berücksichtigt werden, die keine pädagogische Tätigkeit ausüben. Deren Löhne sollen laut Valachová entsprechend den übrigen Löhnen im öffentlichen Dienst wachsen.