Lob, Kritik und ungeklärte Fragen bei Bürgerversammlung im Tornadogebiet
Ein Tornado hatte Ende Juni erhebliche Schäden in fünf südmährischen Gemeinden angerichtet und sechs Menschenleben gefordert. Gut fünf Wochen später wurde nun in einer Bürgerversammlung Bilanz gezogen. Kritik wurde laut an der Kommunikation von Seiten der Behörden oder auch an der Verteilung von Hilfsgeldern.
Für den anwesenden Leiter des Feuerwehr-Rettungsdienstes, Jiři Pelikán, gab es ausgiebigen Applaus. An die Bürgermeister und den Hauptmann des Kreises Südmähren, Jan Grolich (Christdemokraten), wandten sich die Besucher hingegen eher mit kritischen Anmerkungen und einer Menge offener Fragen.
„Mehrere Tage lang habe ich versucht herauszufinden, wohin ich meine Container voller Schutt bringen kann.“
Er war einer von zahlreichen Anwohnern der Orte Hodonín / Göding, Lužice / Luschitz, Moravská Nová Ves / Mährisch Neudorf, Mikulčice / Mikultschitz und Hrušky, die am Dienstagabend die Gelegenheit wahrgenommen haben, mit ihren gewählten Vertretern kritische Bilanz zu ziehen zum Krisenmanagement der vergangenen Wochen. Der Tornado hatte am 24. Juni etwa 1200 Gebäude teils so stark beschädigt, dass knapp 200 von ihnen abgerissen werden mussten.
Der erste Schock über die einschneidenden Verluste scheint verarbeitet, nun geht es um Detailfragen. Zum Thema Schutthalden informierte Grolich über den aktuellen Stand:
„Wir haben bereits eine Firma ausgewählt, die den Weiterbetrieb der Schutthalden übernimmt. Das heißt, wir müssen nun einen Schnitt machen, ab wann diese Firma zuständig ist und nicht mehr die Armee, die bisher die Ablagerung dort kontrolliert hat.“
Zur Sprache kam auch das unangebrachte Verhalten einiger freiwilliger Helfer, denen nächtliche Ruhestörung vorgeworfen wurde. Die Bürgermeisterin von Mikulčice, Marta Otáhalová (Nový směr), hatte nach mehreren Vorfällen die örtliche Sporthalle als Unterkunft für die Ehrenamtlichen gesperrt. In den emotionalen Auseinandersetzungen über diesen Schritt bekam Otáhalová sogar Drohnachrichten, für die sich die Absenderin aber inzwischen entschuldigt hat.
Nicht nur in diesem Zusammenhang gab es bei der Versammlung Kritik an der mangelnden Kommunikation von Seiten der Behörden und auch der Einsatzkräfte. Der Chef der südmährischen Polizei, Leoš Tržil, wehrte sich allerdings gegen die Verbreitung von Desinformationen. Die Anwohner mahnte er an, nicht allen Debatten zu glauben, die in den sozialen Netzwerken geführt werden:
„Dort wird über Angelegenheiten geschrieben, die völlig aus der Luft gegriffen sind. Es werden Bekanntmachungen diskutiert, die ganz anders lauteten oder die überhaupt nicht so herausgegeben wurden. Auf Facebook war auch die Rede von Strafanzeigen, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht gab.“
Auf eine praktische Ebene kam die Diskussion dann zurück, als es um die Wiederherstellung der zerstörten Friedhöfe ging. Damit wurde auch das Thema der Finanzhilfen angesprochen. Denn die Grabsteine, die wie Dominosteine umgestürzt sind, sollen die Anwohner offenbar auf eigene Kosten erneuern. Eine Teilnehmerin wandte ein, dass besonders ältere Menschen aber die nötigen sechsstelligen Kronenbeträge oft nicht zur Verfügung hätten. Kreishauptmann Grolich sagte zu, bei der Beantragung staatlicher Unterstützung zu helfen:
„Ich danke ihnen für diesen Hinweis. Hilfszahlungen könnten durchaus ein Problem sein, denn die Inhaber der Gräber sind Privatpersonen. Gelder gibt es aus zahlreichen Töpfen, aber nur für jeweils relativ kleine Beträge. Wir werden versuchen, etwas auszuhandeln. Bis zu einer Gesamtsumme von zehn Millionen Kronen könnten zum Beispiel die Gemeinden als Antragsteller fungieren.“
Einige Teilnehmer der Versammlung zeigten sich zudem unzufrieden mit der Verteilung der gesammelten Spendengelder. Die Bürgermeister versprachen daraufhin, in der kommenden Woche über den weiteren Einsatz der Mittel zu entscheiden.