Lotto-Unternehmen Sazka droht Lizenzentzug – Konkurrenz wittert ihre Chance

Seit rund zwei Monaten ist bekannt, dass die älteste Lotteriegesellschaft in Tschechien, das Unternehmen Sazka, einem Jackpot-Gewinner in der Lotterie Sportka (6 aus 49) den seit Januar fälligen Gewinn noch nicht ausgezahlt hat. Dem Unternehmen droht daher jetzt der Lizenzentzug für die Zahlenlotterie.

Illustrationsfoto: Barbora Němcová
„Wir haben heute entschieden, die Genehmigung für die Zahlenlotterie der Gesellschaft Sazka vorübergehend auszusetzen. Der Grund dafür ist die bisherige Nichtauszahlung einiger Gewinne“,

begründete der Sprecher des Finanzministeriums in Prag, Ondřej Jakob, die Maßnahme seines Ressortchefs. Jan Tuna, der Sprecher von Sazka, hielt dem entgegen:

„Der Grund für diese Entscheidung ist ein noch nicht ausgezahlter Gewinn, den Sazka begleichen wird. Die Entscheidung ermöglicht unserem Unternehmen jedoch auch weiterhin, seine Tätigkeit in vollem Umfang fortzusetzen.“

Ondřej Jakob  (Foto: ČT24)
Der von Tuna angesprochene einzige Gewinn, der noch nicht ausgezahlt wurde, ist indes kein anderer als der im Januar geknackte Jackpot, für den umgerechnet knapp 4,3 Millionen Euro auszuschütten sind. Kein Pappenstiel also, sondern eine Geldmenge, über deren Verbleib sich jetzt auch viele Lottospieler so ihre Gedanken machen. Den Spekulationen der Medien zufolge sei der Umsatz von Sazka im Jahresvergleich bereits auf ein Fünftel geschrumpft. Dies sei ganz gewiss ein Absturz und sie würde jetzt kein Lotto bei Sazka spielen, rät selbst die Betreiberin einer Lotto-Annahmestelle. Und auch der Sprecher des Finanzministeriums mahnt:

„Den Lotto-Spielern kann ich nur empfehlen, dass sie vorsichtig sind und die Entwicklung bei Sazka verfolgen.“

Diese Entwicklung ist jedoch alles andere als positiv. Die Lotteriegesellschaft ist seit Ende März in Insolvenz und sieht sich einem Schuldenberg von umgerechnet 1,7 Milliarden Euro gegenüber. Bis zum finalen Meldetag am Dienstag hatten 2075 Gläubiger ihre finanziellen Forderungen an Sazka beim Prager Stadtgericht registrieren lassen. Von Sazka-Chef Aleš Hušák ist jedoch weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Mehrere Gläubiger sind daher sehr besorgt, darunter Dan Plovajko:

„Hušák und seine Führung liquidieren das Lotto-Unternehmen Sazka anstatt es zu retten. Denn wie anders ist es zu erklären, dass unseren Informationen nach in der vergangenen Woche auf den Konten von Sazka noch soviel Geld war, um Gewinne auszuzahlen.“

Dan Plovajko
Die Gläubiger hoffen indes, dass Sazka das lukrative Lottogeschäft nicht gänzlich aus den Händen gibt und sich gegen die Entscheidung des Finanzministeriums stellt:

„Wir hoffen ganz fest, dass Sazka das einzig Richtige macht und gegen die Entscheidung des Ministeriums Berufung einlegt“, sagt der Vorsitzende des Gläubiger-Ausschusses, Josef Novotný.

Das muss binnen 15 Tagen geschehen und ist auch zwingend notwendig. Kein Geheimnis ist nämlich, dass die Konkurrenz schon längst in den Startlöchern steckt, um bei einem möglichen Lizenzentzug von Sazka dann selbst die großen Gewinne zu machen. So will die Investment-Gruppe Penta, die Inhaber des Lotto-Unternehmens Fortuna ist, schon im Juni eine eigene Zahlenlotterie auf den Markt bringen. Das aber würde die Vorhaben der Gläubiger torpedieren: Sie wollen bei ihrer Ausschusssitzung am 26. Mai auch einen Plan für die Zukunft von Sazka vereinbaren.