Sazka-Insolvenz: Bieterverfahren abgeschlossen, aber Klagen drohen

Josef Cupka (Foto: ČTK)

Schon mehrfach haben wir in diesem Jahr berichtet, dass die größte tschechische Lotteriegesellschaft, die Firma Sazka, sich im Konkurs befindet. Am Montag wurde nun das Bieterverfahren für die Aktien abgeschlossen. Gewonnen haben die beiden größten Gläubiger, die Dollar-Millionäre Petr Keller mit der Finanzgruppe PPF und Karel Komárek mit der Finanzgruppe KKCG. So weit, so gut. Doch es gibt Unruhe, denn Zweifel an dem Bieterverfahren sind aufgekommen, die vielleicht sogar vor Gericht entschieden werden müssen.

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Der Name Sazka – er stand über Jahre für die einzige Zahlenlotterie in Tschechien. Zugleich bedeutete er spätestens seit dem Bau der Prager Eishockey-WM-Halle durch Sazka im Jahr 2004 auch waghalsige finanzielle Abenteuer. Worüber das Unternehmen letztlich gestolpert ist, weiß aber niemand so genau. Im Frühjahr rutschte der Zahlenlotterie-Monopolist jedenfalls in die Insolvenz. Der Insolvenzverwalter Josef Cupka, der den Fall übernahm, entschloss sich im August zu einem Bieterverfahren. Dies haben nun die beiden Finanzgruppen PPF und KKCG gewonnen, bei einem Gebot von zusammen umgerechnet 150 Millionen Euro. Eine Etappe scheint abgeschlossen, obwohl noch nicht bekannt ist, was genau die beiden Firmen mit Sazka planen.

Martin Danko
Doch die Lage ist aus einem anderen Grund verworren. Denn das höchste Angebot für Sazka stammt von der Finanzgruppe Penta und beläuft sich auf zirka 200 Millionen Euro. Allerdings wurde das Angebot nicht im Bieterverfahren ausgerufen, Penta war zuvor davon aus verfahrensrechtlichen Gründen ausgeschlossen worden. Man erwäge nun eine Klage, wie Penta-Sprecher Martin Danko dem Tschechischen Rundfunk sagte:

„Wir sind überzeugt, dass der Insolvenzverwalter keinen fairen Wettbewerb gesichert hat, der den Wert der Gläubigerforderungen aus dem Verkauf von Sazka maximalisiert. Und das hat auch strafrechtliche Aspekte. Wir sondieren die rechtlichen Möglichkeiten, und konkret für die Firma Penta können wir sagen, dass wir die rechtlichen Schritte auch einleiten werden.“

Tatsächlich habe Insolvenzverwalter Cupka hohe Hürden für das Bieterverfahren geschaffen, urteilen tschechische Fachleute. So muss der Sieger im Bieterverfahren umgerechnet 60 Millionen Euro Strafe zahlen, falls das Kartellamt sich gegen die Übernahme stellt. Für Penta könnte dies ein ernstes Problem gewesen sein, da die Finanzgruppe den Wettanbieter Fortuna betreibt. Und Fortuna hat vor zwei Monaten eine eigene Zahlenlotterie gestartet, die nun Sazka Konkurrenz macht.

Insolvenzverwalter Cupka unterstellt jedenfalls den Bossen von Penta, ihr Angebot nicht ernst zu meinen und auf Zeit zu spielen. Vor allem aber habe er keine rechtliche Handhabe für eine andere Entscheidung gehabt, so Josef Cupka:

Josef Cupka  (Foto: ČTK)
„Für den Insolvenzverwalter ist die Richtung vorgegeben. Ich kann da nicht vom Insolvenzrecht abweichen. Für meine Entscheidung habe ich alle Unterlagen. Ich muss nicht alle Gläubiger einzeln fragen, um mir eine Meinung zu bilden. Meine Meinung hat der Gläubiger-Ausschuss für gut befunden, und der vertritt alle Gläubiger.“

Das sieht man aber bei der Tschechischen Sparkasse (Česká spořitelna) anders. Das Bankhaus ist ebenfalls einer der Sazka-Gläubiger und hatte vor zwei Wochen auch wegen Penta einen Abbruch des Bieterverfahrens beantragt. Der Gläubiger-Ausschuss aber hatte den Antrag abgeschmettert. Deswegen hat sich die Sparkasse an den zuständigen Insolvenzrichter gewandt, und der soll noch in dieser Woche entscheiden. Endgültig abgeschlossen ist also noch nichts. Beobachter glauben sogar, Sazka könnte zu einem Präzedenzfall des tschechischen Insolvenzrechts werden.

Autor: Till Janzer
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