Martin Bárta erneut als Bösewicht im aristokratischen Gewand zu sehen
Der Bariton Martin Bárta tritt oft in der Staatsoper Prag und im Prager Nationaltheater auf. Auf den beiden Bühnen hat er schon viele Titelrollen gesungen, unter anderem in Opern von Verdi, Puccini, Bizet, Tschaikowski, Mozart sowie von Janáček und Smetana. Martin Bárta gastiert auch oft im Ausland. Er sang bei den Wiener Festwochen, im Teatro La Fenice in Venedig, in der Opéra Bastille in Paris oder etwa in der Opéra national du Rhin in Strasbourg. Vor knapp einem Jahr war er im Theater Chemnitz in der Rolle des Telramund in Wagners „Lohengrin“ zu hören. Am kommenden Samstag wird er in der Neuinszenierung von Puccinis „Tosca“ im Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava / Ostrau die Partie des Scarpia singen. Die Premiere wird online gestreamt und live vom TV-Sender Noe übertragen. Vor der Generalprobe haben wir mit dem Solisten gesprochen.
Herr Bárta, im Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava / Ostrau findet am Samstag die Premiere einer Neuinszenierung von Puccinis „Tosca“ statt – wegen der Corona-Pandemie natürlich ohne Publikum. Aber die Vorstellung wird gestreamt. Sie singen die Partie des Bösewichts Scarpia. Haben Sie die Rolle schon zuvor gesungen?
„Ich singe den Scarpia nicht zum ersten Mal. Ich habe ihn schon in den Inszenierungen an der Staatsoper Prag und bei den Sommerfestspielen in Miskolc in Ungarn gesungen. Dies ist meine dritte Begegnung mit dieser genialen Partie.“
Scarpia ist ein Polizeichef, der seine Macht brutal missbraucht. Wie studieren Sie die Rolle in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jiří Nekvasil und mit dem Dirigenten Marek Šedivý ein?
„Ich bin sehr froh, dass ich das Angebot bekam, denn die Partie ist wunderbar und hat mehrere Schichten und Nuancen. Zudem freut mich, dass wir überhaupt während der Corona-Pandemie arbeiten können. Die Inszenierung ist so zu sagen eher klassisch, mit einem schönen Bühnenbild und auch hübschen Kostümen.“
Als Bariton haben Sie oft Partien von Herrschern gesungen – wie beispielsweise den Přemysl in Smetanas „Libuše“, den König Vladislav in „Dalibor“ oder auch Herrscherrollen in Verdis Opern. Ist es attraktiver, eine solch abscheuliche Person darzustellen wie Scarpia?
„In letzter Zeit singe ich eher dramatische Partien wie Jago oder Telramund. Die Bösewichte spiele ich aber gern. Sie sind manchmal interessanter als eine ausgesprochen positive Gestalt. Der Scarpia ist wirklich eine geniale Gestalt, er ist ein Bösewicht, ein Teufel, jedoch in einem aristokratischen Gewand. Er hat einen höheren sozialen Status und weiß dies gegenüber den anderen Menschen auszunutzen. Er ist ein großer Manipulator. ‚Tosca‘ ist eine geniale Oper mit dramatischer Musik voller Leidenschaft. Für mich ist es ein großes Glück, diesem Werk wieder begegnen zu können.“
Während der Corona-Pandemie werden einige Konzerte und Vorstellungen gegeben, jedoch ohne Publikum. Vermissen Sie den Beifall der Zuschauer? Wie ist das auf der Bühne für einen Darsteller?
„Es ist wirklich sehr schwer. Zudem zieht es sich schon lange Zeit hin. Das Publikum fehlt uns natürlich bei den Konzerten und Opernvorstellungen. Hoffentlich wird es nicht allzu lange dauern, bis das Publikum wieder in die Theater und Konzertsäle zurückkehren wird. Auch wenn wir nicht öffentlich spielen und singen können, ist es wichtig weiterzuarbeiten, neue Partien einzustudieren. Ich bin sehr froh, dass wir wenigstens in dieser Form eine Premiere vorbereiten konnten.“
Woran arbeiten Sie momentan noch?
„Ich war in den vergangenen Wochen mit ‚Tosca‘ beschäftigt, wir probten sehr intensiv. Im letzten Monat habe ich nichts anderes außer den Proben geschafft. An einigen freien Tagen habe ich unterrichtet, denn ich bin auch Gesangslehrer an der Musikakademie in Prag. Natürlich studiere ich auch neue Rollen ein und Stoff, für die ich sonst keine Zeit habe, ein – beispielsweise Lieder und Liederzyklen. Im Prager Nationaltheater haben wir einen wunderbaren Gesangsberater, Mark Pinzow. Er ist immer bereit, mit uns an verschiedenem Inhalten zu arbeiten. Ich probe beispielsweise Gustav Mahlers ‚Lieder eines fahrenden Gesellen‘, ‚Vier ernste Gesänge‘ von Johannes Brahms und einige Liederzyklen von Antonín Dvořák. Sobald wir wieder normal arbeiten können, werde ich in einer neuen ‚Fidelio‘-Produktion in der Oper in Olomouc (zu Deutsch: Olmütz. Anm. d. Red.) singen. Das Stück haben wir schon im Herbst einstudiert, aber kurz vor der Premiere wurden die Theater geschlossen.“
Die Premiere der Neuinszenierung von Puccinis „Tosca“ findet am Samstag, den 13. Februar, im Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava um 19 Uhr statt. Die Vorstellung wird online gestreamt (https://youtu.be/ZNhQojjTGgk) und vom TV-Sender Noe live übertragen (https://www.tvnoe.cz/live). Der Termin der zweiten Premiere ist dann Montag, der 15. Februar. Diese wird ebenfalls online zu sehen sein (https://youtu.be/RrjsOBOIFm0).