Martin Stransky: Meinung zum Irak-Krieg

Tikrit, Foto: CTK

Der Irak-Krieg ist faktisch zu Ende, das Saddam Hussein Regime gestürzt, mit dem Wiederaufbau des Irak wird es aber wesentlich länger dauern. So wird auch nach wie vor über verschiedene Fragen, die mit dem Irak-Konflikt verbunden sind, debattiert. Radio Prag hat im Rahmen einer Miniserie immer eine Meinung parat. Jitka Mladkova informiert Sie, was sie in einem Gespräch mit Martin Stransky, dem Verleger der traditionsreichen Vierteljahreszeitschrift Pritomnost/Gegenwart erfahren hat:

Tikrit,  Foto: CTK
In seiner Antwort auf meine Frage, ob es zum Krieg im Irak kommen musste, machte Stransky kein Hehl daraus, was er denkt: Früher oder später wäre es ganz bestimmt zu einem Konflikt mit dem Irak gekommen, und so halte er den Krieg für berechtigt. Er bestreitet aber nicht, dass im Falle, wenn die Amerikaner keine Massenvernichtungswaffen im Irak nicht finden sollten, diese Tatsache ihre Militäroperation in Frage stellen könnte. Nun. die britisch-amerikanische Militäroperation nachträglich im Irak hat sich in Europa als eine Art Keil ausgewirkt, der den alten Kontinent gespalten hat. Für die differenzierten Positionen einzelner Länder sieht Martin Stransky zwei Ursachen:

"Zum ersten waren die Europäer noch nie in der Lage einheitlich zu handeln. Dies ist historisch bedingt. Zum zweiten ist man sich in Europa seiner Unentschlossenheit in bestimmten Fragen bewusst geworden - zum eigenen Nachteil. Europa sollte sich aber dessen bewusst werden, dass es in solchen Debatten und Momenten eigentlich vom Verhalten der Amerikaner abhängig ist. Doch das ist für Europa nicht gut. Europa muss sich entscheiden in bestimmten Angelegenheiten gemeinsam vorzugehen, und dazu müssen auch die entsprechenden Mechanismen gefunden werden."

Bagdad,  Foto: CTK
Dies werde aber nach Stransky´s Meinung noch sehr lange dauern, nach Meinung vieler Politologen werde es nie gelingen. Ihm zufolge stelle sich die Beziehung Europas zu den USA als eine Mixtur von Sympathien und Antipathien dar. Sagen wir aber, dass die Antpathien gegenwärtig, also im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg, eher überwiegen. Nicht selten wird den USA vorgeworfen, die Position des Weltgendarmen eingenommen zu haben. Wie sieht Martin Stransky demnach das künftige Verhältnis zwischen der Weltmacht USA und Europa, das gerne auch die Rolle einer Weltmacht spielen würde?

"Ich glaube, dies hängt von den Lösungen ab, die Europa finden wird. Ich glaube, dass jetzt Europa am Zuge ist. Auf die erwähnten Antipathien Bezug nehmend möchte ich sagen, dass es wichtig wäre, deren Gründe zu erkunden, wo diese Antipathien herrühren. Vielleicht sind sie auf bestimmte Befürchtungen bzw. Frustrationen über die eigene Situation oder sogar auf Neid zurückzuführen. Jetzt liegt es also an Europa Ordnung im eigenen Haus zu schaffen und zu entscheiden, wie es mit einem internationalen Konflikt umgehen wird, ebenso mit eigenen Konflikten, wie es z.B. der Balkan-Konflik war, den Europa allein nicht zu lösen imstande war."

Soweit eine Meinung des Verlegers Martin Stransky im Rahmen unserer Miniserie "Irak-Krieg".