Maßnahme bei schwerem Unfall: Prag will Lkw-Verkehr am Stadtrand stoppen

Die Häufigkeit und die Folgen der Verkehrsunfälle auf Tschechiens Straßen sind alarmierend. Und nicht erst seit heute. Nach dem Massencrash auf der stark frequentierten Autobahn D1 von Prag nach Brno / Brünn, bei dem am 20. März nicht weniger als 231 Fahrzeuge beschädigt wurden, wird von hiesigen Behörden hektisch versucht, dem Negativtrend entgegen zu steuern. Doch die vergangene Woche zeigte erneut: Eine Besserung ist noch nicht in Sicht!

„Bei den Unfällen kamen 13 Menschen ums Leben, weitere 392 wurden verletzt, davon 59 Personen schwer.“

Diese traurige Bilanz zog Petr Sobotka vom Polizeipräsidium in Prag am Montag, als er wieder knapp 3000 Verkehrsunfälle in einer Woche vermelden musste. Ein Wochenende davor haben 13 Verkehrstote beklagt werden müssen. Die Behörden haben erkannt: Mit dem neuen Verkehrsgesetz, der Strafpunkte-Regelung und anderen administrativen Maßnahmen allein wird man der aggressiven und zum Teil rücksichtslosen Fahrweise vieler Fahrzeugführer nicht Herr. Doch bis die polizeiliche Verkehrsüberwachung dank besserer Technik und strengerer Kontrollen endlich Wirkung zeigt, wird wohl leider noch einige Zeit vergehen.

Wie wichtig es außerdem ist, das tschechische Straßen- und Autobahnnetz weiter auszubauen sowie durch Verkehrsleitsysteme und andere Maßnahmen zu modernisieren, verdeutlichte mit aller Wucht der Massencrash am 20. März auf der Autobahn D1 zwischen Prag und Brno / Brünn. Jetzt, nachdem die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen hat, wurde bekannt, dass infolge von 93 Auffahrunfällen 231 Autos in diesen Crash erwickelt waren: zwei Busse, 98 Lkw und 131 Pkw. Hauptursache war wieder einmal überhöhte bzw. den Witterungsverhältnissen nicht angepasste Geschwindigkeit. Denn an jenem Gründonnerstag hatte sich der Winter mit Schneefall und Blitzeis nochmals zurückgemeldet. Drei Menschen wurden damals schwer und 27 leicht verletzt. Der Gesamtschaden beläuft sich laut der Polizei auf 27,8 Millionen Kronen (rund 1,1 Millionen Euro).

Aus dem Massenunfall, der einen kilometerlangen Endlosstau verursachte, hat man in Prag erste Lehren gezogen. Bei schweren Unfällen im Stadtgebiet wolle man nämlich einer Verkehrsverstopfung durch Lkw entgegenwirken, sagt Stadtrat Rudolf Blazek:

„Wenn zu erwarten ist, dass die Bergungs- und Aufräumarbeiten nach einem Unfall länger als zwei Stunden dauern werden, dann wird der Durchfahrtsverkehr für Lkw sofort an der Stadtgrenze gesperrt.“

Eine Maßnahme für einen Krisenfall, wohlgemerkt. Um die Dauerkrise im Verhalten der tschechischen Verkehrsteilnehmer aber endlich in den Griff zu kriegen, müssen noch weit nachhaltigere Entscheidungen getroffen werden.