Mautsystem für LKW soll ab 2005 auch in Tschechien eingeführt werden
Die derzeit in Europa und besonders in Deutschland geführte heiße Diskussion über die Einführung einer Maut für Lastkraftwagen hat auch die Tschechische Republik erreicht. Denn der Verkehrsminister des EU-Kandidatenlandes, Milan Simonovský, plant die Nachahmung dieser Regelung für das Jahr 2005. Auf welchen tschechischen Straßen und in welcher Form sie erhoben werden soll, dazu Näheres von Lothar Martin.
Erst vor Wochenfrist hat die Europäische Kommission in Brüssel einen Gesetzvorschlag zur Einführung eines Gebührensystems beim Warentransport auf den europäischen Hauptverkehrsstraßen verabschiedet. Ein Vorschlag, der vom tschechischen Verkehrsminister begrüßt wurde, zumal er sich zuvor bereits für eine jedwede Angleichung der Mautsysteme in der Union ausgesprochen hatte. Der Vorschlag gibt den jetzigen und künftigen EU-Ländern zudem genügend Spielraum, zunächst ein Mautsystem für die im jeweiligen Land vorherrschenden Verkehrsverhältnisse zu entwickeln. Und die Pläne von Minister Simonovský sehen hierbei folgendermaßen aus:
"In der ersten Etappe wollen wir Gebühren für Lastkraftwagen über 12 Tonnen erheben, d.h. für die großen LKW, die unseren Straßen die größten Schäden zufügen und wegen denen dieses System eigentlich auch in Europa eingeführt wird."
Simonovský will die Lkw-Maut mit Beginn des Jahres 2005 auf allen tschechischen Autobahnen, Schnellstraßen und Straßen I. Ordnung einführen. Das entspricht einem Straßennetz von ca. dreitausend Kilometern, von denen die Autobahnen derzeit jedoch lediglich 520 Kilometer aufweisen. Bei dieser Regelung befürchten Verkehrsorganisationen wie der Autoklub der Tschechischen Republik, dass viele Spediteure dann auf die schlecht ausgebauten Straßen II. und III. Ordnung ausweichen könnten, was die Unfallanfälligkeit auf den hiesigen Straßen noch erhöhen würde. Simonovský wiederum hält dagegen, dass die Spediteure dadurch nur wertvolle Zeit verlieren würden. Und im übrigen glaube er nicht, dass sich mit der Einführung einer Lkw-Maut die Transportkosten für die Fuhrunternehmen wesentlich erhöhen würden:
"Die Spediteure werden sicher nicht ihre Preise analog dem erhöhen, was wir derzeit in Planung haben. Unsere Berechnungen zeigen zudem auf, dass sich die Maut nur zu einem Prozent in den Transportpreisen bemerkbar machen sollte."
Die tschechischen Spediteure denken darüber natürlich ganz anders. Doch noch liegen keine genauen Zahlen auf dem Tisch, alles steckt noch in der Phase der Entwürfe und Überlegungen. Dennoch ist sich Simonovský bereits sicher, dass die Einführung des elektronisch überwachten Mautsystems anstelle der bisherigen Autobahnvignette rund sechs Milliarden Kronen (ca. 200 Millionen Euro) mehr Geld in den noch schwach bemittelten staatlichen Verkehrsfonds spülen würde, als es jetzt der Fall ist. PKWs und Motorräder sollen vorerst von einer solchen Maut - zumindest bis zum Jahr 2010 - verschont werden. Am deutlichsten soll die neue Regelung den internationalen Lkw-Transitverkehr durch Tschechien treffen, weshalb der Verkehrsminister vorhat, mit den anderen Visegrad-Ländern Polen, Slowakei und Ungarn Verhandlungen über ein gemeinsames Vorgehen auf diesem Feld zu führen.