Mega-Serie „Borgia“ gibt Prager Filmbranche Auftrieb
In Prag wird zurzeit eine der bisher teuersten europäischen Fernsehserien gedreht und zwar über den berüchtigten Clan der Familie Borgia - ein internationales Riesen-Projekt, bei dem Co-Produzenten aus verschiedenen Ländern Europas kommen. Auch das ZDF ist eingestiegen. Die Borgia-Serie ist für die tschechische Filmindustrie nach einer langen Zeit der Dürre eine Art Comeback. Aufwind hat auch die noch junge tschechische Filmförderung gebracht.
Seit letztem Jahr gibt es in Prag eine systematische staatliche Filmförderung. 20 Prozent der in Tschechien getätigten Investitionen sollen die Firmen zurückerstattet bekommen. Etwas, worum die hiesige Branche hart kämpfen musste. Denn nach den goldenen 90er Jahren hatten billigere Länder wie Rumänien und Bulgarien den traditionsreichen Prager Barrandov-Studios ordentlich Konkurrenz gemacht. Die internationalen Produktionen blieben aus an der Moldau. Ist Produzent Klaus Zimmermann nach Anlauf des Drehs zufrieden mit der Ortswahl?
„Sehr zufrieden. Also ich habe auch schon eine lange Erfahrung im Dreh mit Prag und in der Tschechischen Republik. Schon vor über zehn Jahren habe ich hier meinen ersten großen Film gedreht, und bin noch nie enttäuscht gewesen.“In den Barrandov-Studios wurden die Sixtinische Kapelle und Gemächer des Vatikans nachgebaut. Auf dem Studiogelände sind der Petersplatz und die Straßenzüge des mittelalterlichen Roms entstanden. Darüber hinaus besitzt Tschechiens Hauptstadt originale Renaissance-Kulissen wie eben den Martinitz-Palast nahe der Burg, wo zurzeit gedreht wird. 16 Künstler und Handwerker verwandeln unter der Regie von Architektin und Art-Director Milena Koubková das Innenleben des Martinitz-Palastes zurück in ein Renaissance-Gebäude mit zeitgenössischen Wandmalereien. Aufwendigst wurde so zum Beispiel das Schlafgemach des Papstes in die Gegenwart zurückgeholt.
„Es ist im Grunde eine Kollage damaliger Wandgemälde, die dann hier im Palast installiert wurde. Dafür braucht man eine Menge guter Künstler und Handwerker,“ so Koubková.Der Palast kam nach der Samtenen Revolution in Privatbesitz und war zumeist ungenutzt. Der Eigentümer wollte das Gebäude eigentlich verkaufen. Durch das Filmteam hat er seine Meinung jedoch geändert, berichtet Klaus Zimmermann:
„Als er dann gesehen hat, dass wir den Palast Zimmer für Zimmer renoviert und praktisch in einen Originalzustand zurückgeführt haben, hat er seine Meinung geändert und wird den Palast jetzt behalten und wird auch die Innenausstattung und die Änderungen, die wir gemacht haben, nicht mehr rückgängig machen.“
Auch Art-Director Milena Koubková ist glücklich. Nach der Samtenen Revolution habe man von Prag als Drehort international nur in Superlativen gesprochen. Dann sei der Abstieg spürbar gewesen. Aber die staatliche Filmförderung entfalte nun ihre Wirkung:„Wir hatten die Hoffnung auf ein Comeback für die hiesige Filmindustrie. Gott sei Dank ist die Borgia-Serie hierher gekommen, wir haben wieder Anreize zu bieten.“