„Ich habe in den Szenen wirklich Angst gespürt“ - Schauspieler Tony Mašek über die Serie „Das Boot“
Die deutsche Erfolgsserie „Das Boot“ wird zum Großteil in Prag gedreht. 2017 wurde mit der ersten Staffel begonnen. Sie und alle folgenden Teile sind größtenteils hierzulande entstanden. Damit ist die Serie eine der am längsten laufenden internationalen Produktionen in Tschechien. Einer der Darsteller in den ersten drei Staffeln war der tschechische Schauspieler Tony Mašek. Im Folgenden ein Interview mit ihm.
Seit fünf Jahren wird „Das Boot“ in Tschechien gedreht. In der Serie geht es um die Besatzung eines deutschen U-Boots. Die durchweg jungen Soldaten werden im Zweiten Weltkrieg in feindliche Gewässer entsendet. „Das Boot“ behandelt aber nicht nur den militärischen Konflikt, sondern beschäftigt sich auch mit der Beziehung zu Frankreich, der damaligen politischen Lage sowie mit dem Holocaust. Für den Dreh dieser Serie wird – seit der ersten Staffel 2017 – jedes Jahr in den Barrandov-Studios in Prag die Nachbildung eines deutschen U-Boots aufgebaut. Vor Ort lassen sich Seegang und Bombenangriffe imitieren.
Der tschechische Schauspieler Tony Mašek hat bereits in internationalen Produktionen wie dem Film „Spiderman“ oder den Serien „Shadowplay“ und „Shadow and Bones“ mitgespielt. Und er war auch in den ersten drei Staffeln von „Das Boot“ dabei.
Tony, welche Rolle hattest Du, und wie viele Drehtage waren es?
„Meine Rolle hieß Fuchs, und er gehörte zur Besatzung des U-Boots. Die Dreharbeiten haben Spaß gemacht, ich habe sehr viel dabei gelernt. Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Drehtage ich hatte, aber es waren über zehn.“
Die Dreharbeiten haben in den Barrandov-Studios in Prag stattgefunden. Wie war denn das Set-Design dort?
„Naja, es das war sehr imposant, wirklich beeindruckend. Sie haben – wie gesagt – ein U-Boot nachgebaut, so dass wir fast die gleichen Bedingungen hatten wie unter Wasser, was hervorragend fürs Schauspielern war. Es hat sich wie der ‚Real Deal‘ angefühlt. Deswegen, so glaube ich, lässt sich die Serie sehr gut anschauen.“
In Vorbereitung auf die Dreharbeiten gab es ein sogenanntes Bootcamp, in dem ihr einen Monat lang intensiv auf die Dreharbeiten im U-Boot vorbereitet wurdet. Wie lief das genau ab?
„Für mich war das Bootcamp ein bisschen kürzer, weil ich etwas später gecastet wurde. Aber das Camp war sehr cool. Wir haben zusammen trainiert, dafür war ich dankbar, weil ich so die Chance hatte, eine Beziehung zu den deutschen Schauspielern aufzubauen. Zu Anfang es war lustig, weil die Jungs keine Ahnung hatten, wer ich bin und ob ich Deutsch spreche. Beim ersten Mal am Set war ich zusammen mit den anderen Schauspielern im Kontrollraum. Und der U-Boot-Kapitän, der uns alles erklären musste, weil er uns beraten hat, war auch da. Die Jungs haben mich angeschaut und sagten dann: ‚Vielleicht weiß er nicht, dass die Komparsen jetzt nicht am Set sein sollen?‘ Dann haben sie mir auf Englisch erklärt, dass ich jetzt nicht hier sein müsse, weil nur die Schauspieler etwas gesagt bekommen würden. Danach habe ich auf Deutsch erklärt, dass ich das weiß, selbst Schauspieler bin und den ‚Fuchs‘ spiele. Darüber haben wir noch sehr lange zusammen gelacht.“
Hattest Du das Gefühl, dass Dir das Bootcamp und der Dreh im U-Boot geholfen haben, die Beklemmung der Soldaten nachvollziehen zu können?
„Schwer zu beantworten: Ja und nein. Es muss so schrecklich gewesen sein für die Soldaten. Das kann man nicht erfahren, wenn man nicht dabei war. Die Kulisse hat uns aber durchaus geholfen, besonders wenn wir einen Wasserbombenangriff nachgespielt haben. Für mich war dies eine intensive Erfahrung, denn ich habe in diesen Szenen wirklich Angst gespürt. Aber insgesamt kann ich mir nicht vorstellen, was die Soldaten gefühlt haben. Also ja, ich habe es in gewisser Weise nachvollziehen können, aber Gott sei Dank nicht wirklich.“
Wie war denn die Erfahrung, einen Nazi zu spielen? Beziehungsweise hattest Du das Gefühl, dass Deine Rolle Fuchs ein Nazi war?
„Ich glaube, Fuchs war kein echter Nazi. Natürlich waren viele NSDAP-Mitglieder, aber das war in etwa so wie ab 1948 in der Tschechoslowakei. Mein Opa war in der kommunistischen Partei, aber für jeden, der denken konnte, war dies nur ein taktischer Schritt. Das Gleiche ist mit Fuchs und den Nazis passiert. Aber er liebte die Kriegsmarine.“
Wie hat das für Dich funktioniert, auf Deutsch zu spielen? Wie wurde am Set mit Dir kommuniziert?
„Deutsch ist meine dritte Sprache, das war nicht einfach. Es hat mich ein bisschen gestresst. Zu Anfang hat einer von den zwei Regisseuren mich gefragt: ‚Willst du die Regieanweisung auf Deutsch oder auf Englisch bekommen?‘ Und ich habe gesagt: ‚Vielleicht auf Englisch, das wäre besser.‘ Aber dann hat er herausgefunden, dass ich tatsächlich Deutsch spreche – und ab da habe ich die Regieanweisungen nur noch auf Deutsch bekommen. Das war eine große Herausforderung, muss ich sagen.“
Nach Deiner Erfahrung am Set und angesichts der Lebensgeschichten der Soldaten: Würdest Du sagen, dass es sich bei „Das Boot“ um eine Antikriegsserie handelt?
„Ja, es ist eine Antikriegsserie. Denn sie erzählt die Geschichten von Deutschen, Franzosen und auch Amerikanern, die in den Krieg gezogen sind, ohne dass sie das wollten. Und sie zeigt, wie grausam Krieg tatsächlich ist. Durch Serien wie diese können wir aus der Vergangenheit lernen, ohne dass wir dasselbe durchleben müssen, was ich sehr wichtig finde.“
Du bist als Schauspieler nicht nur bei deutschen und weiteren ausländischen Produktionen beschäftigt, sondern arbeitest auch auf dem tschechischen Markt. Was können wir denn da von Dir in nächster Zeit erwarten?
„Im Moment habe ich viele tschechische Projekte. Zum einen habe ich eine Serie gedreht, die schon fertig ist. Die heißt ‚Revír‘. Zudem spiele ich im Film ‚Bratři‘, also Brüder, mit. In diesem geht es um fünf Jungs in der kommunistischen Ära. Mit dem Projekt sind auch einige Leute aus Deutschland verbunden. Ich bin mir sicher, dass es gut wird. Und vor ein paar Tagen habe ich einen E-Challenge Champions Clash von Škoda Motorsport auf Englisch gehostet. Das war ein Livestream und hat Spaß gemacht. Ich freue mich also sehr, dass ich so viel als Schauspieler arbeiten darf.“
Die vierte Staffel von „Das Boot“ feiert voraussichtlich im kommenden Jahr ihre Premiere auf Sky Deutschland und in der ARD. Dennis Gansel als Regisseur dieser Staffel bezeichnet die Serie als ein Statement gegen die Sinnlosigkeit des Krieges.