„Verdacht“ – Tschechische Serie im Programm der Berlinale
Mit der Berlinale wird am Donnerstag eines der größten Filmfestivals der Welt eröffnet. Dabei wird auch der Dreiteiler Podezření (auf Deutsch: Verdacht) des Tschechischen Fernsehens gezeigt. Er ist überhaupt die erste Serie nicht nur aus Tschechien, sondern aus ganz Mittelosteuropa, die beim Festival in Berlin aufgeführt wird.
Ist sie am Tod eines Patienten schuldig? So lautet die zentrale Frage der Serie. Die Hauptfigur ist die Krankenschwester Hana Kučerovxá. Sie lächelt nie und behandelt ihre Patienten unhöflich. Als es bei einem Patienten zu einem ungeklärten Todesfall kommt, glauben die Öffentlichkeit, die Medien, die Polizei und ihre Kollegen an ihre Schuld. Selbst die Tochter zweifelt an ihrer Mutter. Doch stimmt das tatsächlich? In der Miniserie wird nicht nach dem Täter gesucht, sondern vielmehr nach dem Unterschied zwischen Wahrheit und bloßem Schein.
Štěpán Hulík hat das Drehbuch geschrieben. Bekannt geworden ist er vor allem mit den Drehbüchern für Agnieszka Hollands Film „Burning Bush – Die Helden von Prag“ über Jan Palach sowie für die TV-Serie „Pustina“ (Verlorenes Land). Im Dreiteiler „Verdacht“ würden mehrere Themen behandelt, sagte er gegenüber den Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks. Einen Aspekt bezeichnete Hulík aber als besonders wichtig:
„Es ist die Lage eines Menschen, der wegen einer Straftat angeklagt ist. Er behauptet, diese nicht begangen zu haben, hat aber keine Beweise dafür. Davon habe ich mich angesprochen gefühlt. Meine Mutter hat 40 Jahre lang als Krankenschwester gearbeitet. Ich habe mir vorgestellt, was in einer solchen Situation ihre Kolleginnen und ihre Patienten, die sie kennen, von ihr behaupten würden.“
Unterschiedliche Fälle angeklagter Krankenschwestern in der ganzen Welt haben Štěpán Hulík und Regisseur Michal Blaško zum Dreiteiler inspiriert. Die Aufnahme ins Programm der Berlinale sehe er als Bestätigung, dass sie ein Werk geschaffen hätten, das auch die Zuschauer im Ausland anspreche und allgemein verständlich sei, so Hulík:
„Eben das strebe ich bei meiner Arbeit an. Ich will Geschichten erzählen, die auch für Menschen verständlich sind, die unsere tschechische Erfahrung nicht teilen, hierzulande nicht leben und den tschechischen Kontext nicht kennen. Trotzdem können sie gemeinsam mit unseren Figuren ihre Geschichten miterleben und sind davon emotional berührt.“
Drehbuchautor Štěpán Hulík sieht aber auch das große Ganze. Jedes tschechische Projekt – ob Film oder Serie –, das bei einem prestigeträchtigen Festival im Ausland gezeigt werde, trage dazu bei, die Aufmerksamkeit auf die tschechische Kinematografie zu lenken:
„Sollten im Idealfall gleich mehrere solche Projekte zusammenkommen, dann könnte dies auch so etwas wie eine kleine Neue Welle des tschechischen Films starten. Das ist vor zehn bis fünfzehn Jahren etwa dem rumänischen und dem ungarischen Kino passiert. Dadurch würden unsere Filme einfach für gewisse Zeit im Fokus stehen und für die Welt interessant sein.“