Tschechische Filme bei Berlinale: Zeichentrick, Fernsehserie und restaurierter Klassiker

Berlinale

Die Berlinale soll dieses Jahr wieder mit Publikum stattfinden. Vergangene Woche veröffentlichte das wichtigste deutsche Filmfest sein Programm. Dabei sind auch einige tschechische Streifen.

„Skřivánci na niti“ | Foto: Josef Janoušek,  © Barrandov Studio a.s.

Der größte tschechische Name, der im Programm der Berlinale steht, ist Jiří Menzel. Denn seine Politsatire „Skřivánci na niti“ (Lerchen am Faden) wurde restauriert.

Der Film von 1969 verschwand nach seiner Uraufführung wegen der offenen Kritik am kommunistischen Regime für 20 Jahre im Giftschrank. Als der Streifen wieder freigegeben wurde, gewann er 1990 den Goldenen Bären in Berlin. Die technisch überarbeitete Fassung wird nun bei den sogenannten Berlinale Classics gezeigt.

„Zuza v zahradách“ | Foto: MAUR film

Aber natürlich ist Tschechien im aktuellen Jahrgang nicht nur mit historischem Filmmaterial vertreten. Eine weitere Spezialität des hiesigen Kinos sind animierte Produktionen. „Zuza v zahradách“ (Suzie in the Garden) heißt ein kurzer Zeichentrickfilm. In der Handlung geht es um ein kleines Mädchen, das den Schrebergarten seiner Eltern erkundet und dabei einiges erlebt. Der 13-Minuten-Streifen von Regisseurin Lucie Sunková feiert in Berlin seine Weltpremiere. Er basiert auf einem gleichnamigen Kinderbuch der Autorin Jana Šrámková.

„Zuza v zahradách“ ist mit aufwendiger Technik entstanden. Während heute meist alles am Computer gezeichnet wird, hat Regisseurin Sunková jedes einzelne Bild mit Öl auf Glas gemalt. Dabei wurden drei Glasplatten übereinander verwendet, sodass einzelne Details schneller weggewischt und übermalt werden konnten. Über dem Tisch mit den Platten hing der Fotoapparat, mit dem die Bilder aufgenommen wurden.

„Zuza v zahradách“ | Foto:  MAUR film

„Phase für Phase wird gemalt und wieder weggewischt. Das geschieht in mehreren Lagen aus Ölfarbe. Mit dieser Maltechnik auf Glas habe ich bereits im Studium begonnen. Am animierten Film interessiert mich gerade die künstlerische Gestaltung“, schildert die Regisseurin.

Fünf Monate lang dauerten allein die Vorbereitungen. In dieser Zeit malte Lucie Sunková insgesamt 90 Hintergrundbilder. Die Filmarbeiten im Studio nahmen weitere neun Monate in Anspruch. Dabei entstanden etwa 17.000 Einzelbilder.

Lucie Sunková | Foto: Tomáš Vodňanský,  Tschechischer Rundfunk

Dass ihr Trickfilm nun bei der Berlinale zu sehen sein wird, hält die Regisseurin für einen großen Erfolg:

„Das ebnet meinem Film sicher den Weg zu weiteren Festivals. Ich hoffe, dass möglichst viele Kinobesucher ihn sehen werden, auch wenn es nur ein animierter Kurzfilm ist. Diese haben es meist schwerer, weil es für sie in Tschechien keine Vertriebsplattform gibt.“

„Zuza v zahradách“ läuft am 10. Februar bei dem Festival.

Miniserie „Podezření“ | Foto:  ČT24

Außerdem wird noch ein drittes Projekt aus Tschechien bei der Berlinale gezeigt. Es ist die dreiteilige Miniserie „Podezření“ (auf Deutsch: Verdacht). In der Produktion des Tschechischen Fernsehens geht es um eine Krankenschwester, deren Leben aus den Fugen gerät, als sie für den Tod einer Patientin verantwortlich gemacht wird. Regisseur Michal Blaško und Drehbuchautor Štěpán Hulík reflektieren dabei vergleichbare Fälle aus allen Teilen der Welt inklusive Tschechien. Die Serie ist starbesetzt, unter anderem mit Klára Melíšková als Krankenschwester Hana und Ivan Trojan in der Rolle eines Arztes. „Podezření“  ist überhaupt die erste Serie aus Mittelosteuropa, die bei der Berlinale aufgeführt wird.