Tschechische Beiträge beim Filmfestival in Cottbus
Am Dienstag startet das Filmfestival in Cottbus. Es handelt sich um die wichtigste Kinoschau Mittel- und Osteuropas im deutschsprachigen Raum, und auch die tschechische Kinematographie ist mit insgesamt 20 Produktionen zahlreich vertreten.
In der Sektion „Wettbewerb Spielfilm“ etwa ist die Tragikomödie „Mord“ von Adam Martinec zu sehen. Vor dem Hintergrund des jährlichen Schlachtfests einer Familie zeichnet der Regisseur ein Sittenbild des ländlichen Tschechiens. Dabei knüpft er an die Tradition der tschechoslowakischen Neuen Welle der 1960er Jahre an, so etwa mit dem Einsatz von Laiendarstellern.
Die meisten Beiträge bietet jedoch eine eigenständige Sektion mit dem Titel „Der weibliche Blick: Neue Filme aus der Tschechischen Republik“. Hintergrund sind Studien zur Stellung von Frauen in der Filmindustrie hierzulande. Laut der Assoziation der Produzenten im audiovisuellen Bereich (APA) stammten zum Beispiel in den vergangenen fünf Jahren nur 14 Prozent der abendfüllenden Spielfilme aus Tschechien von Regisseurinnen. In dieser Sektion werden daher zwölf Produktionen von Filmemacherinnen gezeigt, und zwar von Spielfilmen über Dokumentationen bis hin zu Kurzfilmen. Dazu gehört etwa „Ještě nejsem, kým chci být“ (Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte), ein Porträt der tschechischen Fotografin Lucie Jarcovjáková von Regisseurin Klára Tasovská. Oder aber die Mockumentary „Bzukot Země“ (Buzz of the Earth) von ihrer Kollegin Greta Stocklassa.
Auch unter den Kassenschlagern des mittel- und osteuropäischen Kinos, die in der Sektion „Hits“ zusammengefasst sind, befindet sich ein tschechischer Beitrag. Es ist „Vlny“ (Waves) von Regisseur Jiří Mádl über die Rolle der Auslandsredaktion des Tschechoslowakischen Rundfunks während des Prager Frühlings. Des Weiteren räumt beim Festival etwa „Franz Kafka – známý neznámý“ (Franz Kafka – Lost in Fame) mit dem Mythos auf, dass der weltberühmte Schriftsteller ein schwermütiger und düsterer Zeitgenosse gewesen sei.
Zu den Filmen moderiert im Übrigen die stellvertretende Leiterin des Tschechischen Zentrums in Berlin, Christina Frankenberg, mehrere Gespräche mit Regisseurinnen und Regisseuren.
Das Festival in Cottbus läuft bis Samstag. Mehr zum Programm findet sich unter https://www.filmfestivalcottbus.de/de/.
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