„Maria Theresia war auch eine verletzliche Frau“

Stefanie Reinsperger als Maria Theresia (Foto: Jakub Hrab, Tschechisches Fernsehen)

Der internationale ORF-Zweiteiler „Maria Theresia“ hatte vor knapp zwei Jahren nicht nur in Österreich Erfolg, sondern etwa auch in Tschechien. Regisseur Robert Dornhelm hat in diesem Jahr eine zweiteilige Fortsetzung gedreht. Einer der Koproduzenten der Mini-Serie ist das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen. In einigen Hauptrollen treten renommierte tschechische Schauspielerinnen und Schauspieler auf. Maria Theresia wird in der neuen Mini-Serie jedoch von der österreichischen Schauspielerin Stefanie Reinsperger verkörpert. Am Montag wurde der Zweiteiler in Prag den Medien vorgestellt. Martina Schneibergová hat bei dieser Gelegenheit mit der Hauptdarstellerin gesprochen.

Stefanie Reinsperger als Maria Theresia  (Foto: Jakub Hrab,  Tschechisches Fernsehen)

Vojtěch Kotek und Stefanie Reinsperger  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Reinsperger, wodurch unterscheidet sich die Fortsetzung der Mini-Serie über Maria Theresia von den ersten zwei Teilen?

„Es ist ein ganz klarer Zeitsprung. Die ersten zwei Teile behandeln die Liebesgeschichte: Wie kam es zu der Heirat, was musste alles getan werden? Dann springen wir zeitlich weiter und sehen eine Familie, die Kinder hat und deren Reich sich im Krieg befindet. Damit kommen sehr viele politische und auch soziale Probleme auf die Hauptfigur zu, die mit einer anderen Intensität erzählt werden. Ich würde sagen, dass die neuen Teile von den Themen her politischer und moderner sind. Deshalb hat mich das gereizt, die Rolle zu spielen.“

Wie haben Sie sich auf die Hauptrolle vorbereitet? Über Maria Theresia gibt es ja zahlreiche Bücher, und vor zwei Jahren war in Wien eine große Ausstellung über die Kaiserin zu sehen. Haben Sie in den Quellen nach Inspiration gesucht?

Robert Dornhelm  (Foto: Manfred Werner,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Ich habe sehr viel mit Robert Dornhelm gesprochen und eine große Biografie von Maria Theresia gelesen. Es gibt einen ganz tollen Briefwechsel, den sie mit einer ihrer engsten Zofen geführt hat. Dann kommt aber bei den Vorbereitungen auf die Dreharbeiten auch der Punkt, an de, man das weglegen muss. Denn wir machen Unterhaltung, das sind nicht alles historisch korrekte Fakten, sondern wir erzählen eine Geschichte. An einen Punkt sagt man, dass man diese Fakten jetzt kennt und weglegt. Dann konzentriere ich mich auf das Drehbuch und die Figur, die da geschrieben ist. Ich habe mich sehr gefreut, denn die Drehbuchautorin (Mirka Zlatníková, Anm. d. Red.) hat es geschafft, eine junge, strenge, zielstrebige, aber trotzdem sehr sinnliche Figur zu schreiben. Sehr viel habe ich mit Robert und mit Vojta (Kotek, der Franz Stephan von Lothringen spielt, Anm. d. Red.) gesprochen und geprobt.“

Foto: Julie Vrabelová,  Tschechisches Fernsehen
Der Drehbuchautorin ist es gelungen, Maria Theresia nicht nur als Herrscherin, sondern auch als einen Menschen mit seinen Schwächen zu beschreiben…

„Ich glaube, das ist die Sehnsucht der Zuschauer, das will man sehen. Es gibt viele royale Serien, die jetzt gezeigt werden. Ein normaler Mensch will spüren: Die sind doch wie wir, die haben auch Fehler gemacht, die wurden enttäuscht, haben gelitten und wurden geliebt. Wenn uns gelungen ist, das zu zeigen, würde mich das freuen. Denn das Hauptanliegen war zu sagen: ‚Sie war ja auch nur ein Mensch‘.“

Die Serie wurde an vielen Orten Tschechiens gedreht – auf Schlössern und in verschiedenen historischen Residenzen. Wie sind Ihre Eindrücke von den Dreharbeiten?

Foto: Julie Vrabelová,  Tschechisches Fernsehen
„Das ist natürlich atemberaubend. Ich bin so dankbar, was ich hier für Orte kennenlernen durfte wie beispielsweise Český Krumlov, wo ich am liebsten noch länger geblieben wäre, oder Valtice – das war Wahnsinn. Es ist toll, wie das alles erhalten ist. Man muss nur die Kamera draufhalten und darf drehen. Es hilft dir für die Figur, wenn du Gänge und große Türen hast, durch die du rennen kannst und dein riesiges Kleid Platz hat. Das war unglaublich – auch die vielen Statisten: In jedem Raum waren fünf Soldaten oder Wächter. Das hat wirklich Spaß gemacht.“

Während der Dreharbeiten wurde nicht nur Deutsch oder Tschechisch gesprochen, wie fanden Sie die bunte Sprachenvielfalt?

„Ich fand das wirklich toll. Ich hatte damit gar kein Problem. Es gab manchmal Wochen, in denen ich gar kein Deutsch gesprochen habe, weil die deutschen Kollegen nicht da waren und die Set-Sprache Englisch ist. Ich habe damals meine Mutter angerufen und musste überlegen, welche Sprache ich jetzt nehmen soll. Die tschechischen und slowakischen Kollegen haben mich total aufgefangen und mir die Sachen erklärt, wenn etwas auf Tschechisch besprochen wurde. Aber wenn man gespielt hat, konnte ich mich darauf konzentrieren, was ich beim Partner fühle und nicht nur, was ich höre. Und das finde ich fürs Spielen schöner.“

Vojtěch Kotek als Franz Stephan von Lothringen  (Foto: Jakub Hrab,  Tschechisches Fernsehen)
Wie war die Zusammenarbeit mit den tschechischen Schauspielern? Denn Ihre Mutter wird von einer Tschechin gespielt, ihr Ehemann von Vojta Kotek…

„Ganz wundervoll. Diese drei Monate waren so intensiv und toll, man hat da wirklich Freundschaft angeknüpft. Ich war sehr dankbar, dass mich alle so liebevoll aufgenommen haben. Ich muss sagen, ich war auch dankbar dafür, dass man so wahnsinnig tolle Schauspieler selbst in Nebenrollen gesehen hat, die das mit aller Liebe und ihrem großen Talent gefüllt haben. Das ist ein Reichtum an Schauspielern, da können Sie einige andere Länder beneiden, wie ich finde.“

Hat die Rolle von Maria Theresia eine besondere Stellung unter Ihren anderen Film- und Theaterrollen?

„Ich habe es sehr toll gefunden, dass ich eine so starke, aber verletzliche Frau spielen konnte. Solche Rollen werden nach wie vor nicht so oft geschrieben. Daran müssen wir alle noch arbeiten. Es ist die Rolle einer Frau, die selbst Verantwortung übernimmt und auch die Konsequenzen selbst ausbadet. Und diesen Spagat zu schaffen zwischen der Verantwortung, die man hat, sowie einer gewissen Strenge und Härte auf der einen Seite, und der Liebe und Sensibilität in sich auf der anderen Seite, das fand ich herausfordernd.“

Inszenierung von „König Ottokars Glück und Ende“  (Foto: YouTube Kanal des Volkstheaters Wien)
Sie haben mehrmals mit Theaterregisseur Dušan David Pařízek zusammengearbeitet. Das Prager Publikum konnte vor kurzem seine Inszenierung von „König Ottokars Glück und Ende“ sehen…

„Mit diesem tollen Schauspieler Karel Dobrý, nicht wahr? Ich habe das Stück in Wien gesehen. Ich habe am Sonntagabend in Berlin in Pařízeks Inszenierung der ,Selbstbezichtigung‘ gespielt. Ich habe schon gemeinsam mit dem Regisseur die ‚Nora‘ von Ibsen, Kleists ‚Zerbrochenen Krug‘ und „Die lächerliche Finsternis‘ gemacht. Es ist fantastisch, dass ich durch ihn eine Verbindung zu Tschechien hatte. Es war für mich ein Gewinn, mit ihm als Regisseur arbeiten zu können.“