Melnik und die Familie Lobkowicz
In der mittelböhmischen Stadt Melnik, die durch ihre jahrelange Weintradition berühmt ist, werden wir die Familie Lobkowicz besuchen. Nicht nur von Wein und Schlössern wird die Rede sein, sondern auch davon, wie sich Angehörige des Adelstandes in der tschechischen Gesellschaft zurechtfinden. Zu einem Besuch nach Melnik lädt Sie Dagmar Keberlova ein.
Mit dem Namen Lobkowicz ist die mittelböhmische Stadt Melnik seit über 8 Jahrhunderten fest verbunden. Das hiesige Schloss, dass ursprünglich als romanische Burg gebaut wurde, hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Besitzer gehabt, doch am längsten hat das Schloss von Melnik dem adeligen Geschlecht der Lobkowicz gehört. Das endete aber mit dem Jahre 1948, als es von den Kommunisten verstaatlicht wurde. Seit 1992 gehört das Schloss in Melnik wieder der Familie Lobkowicz, die versucht, die alte Tradition mit der Zukunft zu verbinden. Seit 1990 leben Bettina und Jiri Lobkowicz in Tschechien, wohin sie aus der Schweiz gekommen sind. Den meisten altneuen Besitzern von ähnlichen Gütern ist das Lachen bald vergangen, als sie sahen, in welchem Zustand sie ihr ehemaliges Haus oder Schloss wieder zurückbekamen. Wie ihr Domizil aussah, als es zurück an die Familie Lobkowicz ging, fragte ich Bettina Lobkowicz, die derzeitige Schlossherrin von Melnik: In Tschechien gab es Befürchtungen, dass man nach der Rückgabe von Schlössern und ähnlichen Besitztümern, diese für die Öffentlichkeit schließen wird. Die Familie Lobkowicz in Melnik beweist mit ihrem Tun aber genau das Gegenteil. Das Schloss ist der Öffentlichkeit zugänglich, wo früher eine Weinstube im klassischen kommunistischen Stil war, gibt es nun ein stilvolles Restaurant mit Ausblick auf die schöne Landschaft des Zusammenflusses von Elbe und Moldau. Ebenfalls kann man die Weinkeller besuchen, das Schloss ist also unter den neuen Besitzern alles andere als isoliert. Zur weiteren Nutzung des Hauses sagte uns Bettina Lobkowicz: Jiri und Bettina Lobkowicz entschlossen sich, nicht nur das Schloss in Melnik wieder zu rekonstruieren. Auch den berümten Weinbau setzten sie fort. Die traditionellen Weinsorten werden dort wie früher angebaut. Warum sie den bewährten Sorten auf der Spur war und ob vielleicht neue dazugekommen sind, verrät ihnen Bettina Lobkowicz: Vielleicht fragen sich viele von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, warum die Schweizer Bürger Jiri und Bettina sich entschlossen haben, nach Tschechien zu kommen. Der Grund ihrer Übersiedlung nach Tschechien war nicht die Rückgabe des Schlosses in Melnik, wie man vielleicht annehmen könnte, denn 1990 war davon noch keine Rede. Sie wollten einfach in Tschechien leben und die Tatsache, dass sie nicht gewusst haben, was dies eigentlich bedeutet, hat viel dazu beitragen, dass es überhaupt geklappt hat. Wie sich Bettina Lobkowicz an ihre damaligen Gefühle erinnert? Das erste Jahr, in dem sie das Schloss von Melnik noch nicht besaßen, war für die Familie Lobkowicz das schönste, weil sie noch keine Sorgen mit den Besitztümern hatten: