Menschenrechte im Film: Festival „Jeden Svět“ startet in Prag

In Prag läuft das Filmfestival „Jeden Svět“ an – zu Deutsch „Eine Welt“. Gezeigt werden Dokumentarfilme rund um das Thema Menschenrechte. Es ist ein internationales Festival mit Filmbeiträgen aus über 40 Ländern. Zu den Vorführungen in Prag und in mehr als 30 weiteren tschechischen Städten erwarten die Veranstalter auch in diesem Jahr wieder über 100.000 Zuschauer.

„Eure Energie wird anderswo gebraucht“
„Eure Energie wird anderswo gebraucht“, so lautet der Slogan des Filmfestivals „Jeden Svět“. Soll heißen: Verschwendet eure Energie nicht sinnlos, sondern setzt sie dort ein, wo sie gebraucht wir – und zwar für Menschenrechte. Inspiration dafür liefert das Festival mit über 100 Filmen, die den Einsatz für oder krasse Verstöße gegen die Menschenrechte dokumentieren. Schon zum 13. Mal läuft das Festival in Tschechien, zum fünften Mal wird zudem eine Auswahl der Filme auch in Brüssel präsentiert. Was den Teilnehmern in diesem Jahr Besonderes geboten wird, erklärt Filip Šebek von der Organisation „Člověk v tísni“ (Mensch in Not), die das Festival ausrichtet:

Filip Šebek  (Foto: Eine Welt)
„Wir haben in diesem Jahr zwei Neuheiten im Programm. Eine ist die Aktion ‚Dokucampus’, ein dreitätiger Workshop. Es ist uns gelungen, zu diesem Projekt sehr interessante Gäste aus dem Ausland einzuladen. Die zweite große Neuheit ist die Einführung der Wettbewerbskategorie mit dem Titel ‚Neue Medien verändern die Gesellschaft’. In dieser Kategorie werden wir die beste Kampagne aus dem Bereich der neuen Medien auswählen. Dabei geht es zum Beispiel um Facebook oder um sehr gut gemachte Internetseiten, die einem sinnvollen Zweck dienen.“

Neben den Neuheiten gibt es traditionell verschiedene Themenkategorien und einen Hauptwettbewerb, in dem der beste Film und die beste Regie gekürt werden. Im Rennen zum Hauptwettbewerb ist auch der Streifen „Chodorkowski“, der erst vor einem Monat bei der Berlinale Premiere feierte. In der Kategorie „Ihr habt ein Recht, es zu wissen“ geht es um Themen, die entweder unbekannt sind oder über die in der Öffentlichkeit geschwiegen wird. Dazu gehört auch der Film „Blutige Handys“. Der dänische Autor Frank Piasecki Poulen hat sich dafür selbst in die Minen im Kongo begeben, in denen die Rohstoffe für sein eigenes Handy abgebaut wurden. Einen weiteren Themenblock gibt es in diesem Jahr auch zur Korruption. Dazu Filip Šebek:

‚Draquila’
„Es geht zum einen um Korruption in postkommunistischen Ländern, einschließlich Tschechien. Aber wir zeigen auch den hervorragenden Film ‚Draquila’ aus Italien, in dem Sabine Guzzanti auf eine ziemlich kompromisslose Art und Weise mit Präsident Silvio Berlusconi abrechnet.“

Welcher Film besonders zum Schutz der Menschenrechte beiträgt, wird eine Jury entscheiden, deren Ehrenvorsitz Václav Havel übernommen hat. Außerdem gibt es einen Preis für den kreativsten Einsatz von Musik und Tönen. „Jeden Svět“ soll aber nicht nur ein Filmfestival sein, sondern auch eine Diskussionsplattform. Der Erfolg werde nicht nur an den Zuschauerzahlen gemessen, so Šebek:



Kino Světozor
„Für mich persönlich ist es der größte Erfolg, wenn nach dem Film alle Zuschauer im Kino sitzen bleiben. Sie fangen an nachzudenken und sind neugierig, was der Regisseur selbst dazu sagen wird – denn es werden in diesem Jahr auch einige dutzend Regisseure und Experten bei den Diskussionen dabei sein.“

Autor: Corinna Anton
schlüsselwort:
abspielen