Menschenrechtsbeauftragter Kocáb geht – aber nur unter Bedingungen
Geht er oder geht er nicht? Diese Frage stellt sich in den letzten Tagen zum Menschenrechtsbeauftragten der Regierung, Michael Kocáb. Es kam darüber sogar zu einem Streit zwischen Kocáb und Premier Nečas, der über die Medien ausgetragen wurde. Der Regierungschef war danach genervt und sagte, der Menschenrechtsbeauftragte solle ihm bloß nicht mehr unter die Augen kommen. Mittlerweile hat Kocáb seinen Rücktritt eingereicht – aber unter einer Bedingung.
„Wir hatten uns geeinigt, dass Herr Kocáb seinen Rücktritt anbietet. Ich halte die jetzige Lage aus menschlicher Sicht für sehr unwürdig. Ich wundere mich, dass Herr Kocáb mit so etwas kommt. Er muss doch wissen, dass unter diesen Umständen unsere Zusammenarbeit im Regierungsamt nicht fortgesetzt werden kann.“
Nečas lehnte ab, sich mit Kocáb noch einmal zu dem Thema zu treffen. Er schickte stattdessen seinen politischen Berater Roman Joch vor, einen aalglatten Neokonservativen. Das war die Retourkutsche an Kocáb: Joch hatte zuvor verkündet, dass das Amt des Menschenrechtsbeauftragten eigentlich überflüssig sei. Am vergangenen Wochenende trafen Joch und Kocáb in einer Talksendung des Tschechischen Fernsehens aufeinander. Doch oh Wunder: Dort fanden beide eine Annäherung, und Berater Joch verkündete:
„Meiner Einschätzung nach wird das Amt nicht abgeschafft, sondern erhalten. Es gehört zu jenen Ämtern, deren Ratschläge nützlich sein können.“Bei dem Fernsehgespräch fielen sogar die Namen möglicher Nachfolger. Darauf schickte Kocáb dann einen Brief an Premier Nečas, in dem er nun offiziell seinen Rücktritt anbot. Allerdings stellte der Menschenrechtsbeauftragte eine Bedingung: Zuvor müsse ein Nachfolger gefunden werden, wie Kocáb am Donnerstag erläuterte:
„Wenn jemand auftaucht, der fähig und willens ist, das Amt aus meinen Händen zu übernehmen, werde ich nicht im Weg stehen. Entweder trete ich dann selbst zurück oder lasse mich vom Kabinett abberufen, das ist egal. Für mich ist entscheidend, dass jemand das Aufgabengebiet übernimmt.“Kocáb wirft der Regierung indes vor, sich nicht für Menschenrechtsfragen zu interessieren. Bei der Kabinettssitzung am Mittwoch wurde sein Anliegen übergangen. Premier Nečas fand, es gebe Wichtigeres zu tun.