Metalldiebe legen Bahnverkehr lahm

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Zwei Tage in Folge hatten Bahnreisende in Prag mit verspäteten und umgeleiteten Zügen zu kämpfen. Dienstagfrüh brach der Bahnverkehr in der tschechischen Hauptstadt für mehrere Stunden sogar nahezu völlig zusammen. Der Grund: Gleich zweimal hintereinander haben Diebe ein Kabel gestohlen.

Montagnachmittag schlugen die Diebe zu ersten Mal zu. Von der Großbaustelle am Prager Hauptbahnhof – die Station wird gerade umfassend renoviert – verschwand ein 50 Meter langes Kabel der Sicherungsanlage. Die Folge: Einige Signale erloschen und die Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Smíchov war unterbrochen. Kaum war der Schaden um 21 Uhr 30 behoben, suchten die Verbrecher den Bahnhof erneut heim. Um halb vier Uhr morgens rissen sie in der Nacht zum Dienstag ein etwa 15 Meter langes Stück Kabel aus einem Schacht. Mit fatalen Folgen: Die Sicherungsanlage des gesamten Bahnhofs fiel aus, der Bahnbetrieb brach mitten im frühmorgendlichen Berufsverkehr zusammen. Die Auswirkungen schildert im Radio-Prag-Gespräch Radek Joklík von den Tschechischen Bahnen ČD:

„Die Tschechischen Bahnen konnten die Züge nicht wie im Fahrplan vorgesehen am Hauptbahnhof abfahren und ankommen lassen. Viele Verbindungen mussten von anderen Bahnhöfen außerhalb des Stadtzentrums abfahren. Betroffen waren über 60 Züge des Nah- und Fernverkehrs. Weitere 63 waren verspätet. Bei der Mehrheit der Züge betrug die Verspätung 10, 20 oder 30 Minuten. Einige internationale Schnellzüge waren aber leider auch über eine Stunde verspätet.“

Am späten Vormittag konnte die staatliche Schienennetz-Verwaltung SŽDC, die seit kurzem für die Wartung der Eisenbahn-Infrastruktur zuständig ist, den Schaden beheben. Die ČD nahmen daraufhin den Bahnbetrieb zum Hauptbahnhof schrittweise wieder auf. Es dauerte aber bis 17 Uhr, bis sich die Situation normalisierte. Der Schienennetz-Verwalter SŽDC sieht eine organisierte Bande hinter der Tat:

„Stellen Sie sich ein 50 Meter langes Kabel vor, das man praktisch nicht zusammenrollen kann. Wieviele Leute brauchen Sie, um das wegzutragen? Wir denken, dass wir es hier mit organisiertem Verbrechen zu tun haben.“ So SŽDC-Sprecher Karel Halla im Tschechischen Fernsehen.

Man plane nun in Zusammenarbeit mit der Polizei eine verstärkte Überwachung der Baustelle. Doch eine vollständige Kontrolle des riesigen Areals sei nahezu unmöglich, so Halla.

Die entwendeten Bahnkabel sind nicht der einzige Fall von Metalldiebstahl. Laufend werden etwa Kanaldeckel gestohlen. Im Frühjahr verschwand von einer stillgelegten Strecke sogar eine ganze Eisenbahnbrücke und vor einigen Monaten wurde aus einem Lokschuppen in der Nähe von Brünn gar eine historische Diesellokomotive gestohlen und in Einzelteilen an einen Schrotthändler verkauft.

Abhilfe schaffen sollen nun verschärfte Bestimmungen für den Ankauf von Altmetall. Der entsprechende Gesetzesentwurf wurde vom Parlament kürzlich bechlossen. Derzeit wartet das Papier auf die Unterschrift von Staatspräsident Václav Klaus.